München
Streitthema Sommerferien

Bundesländer wollen den Zeitraum stärker entzerren – Bayern pocht auf späten Termin

12.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

München (DK) Es ist ein immer wiederkehrendes Diskussionsthema: Wann macht welches Bundesland Sommerferien? Um Staus und allzu teure Hotelpreise zu verhindern, wollen die Ministerpräsidenten den Terminkorridor dafür gerne strecken. Steht dann auch der feste Ferientermin für Bayern infrage

In diesem Jahr liegen die Sommerferien in Deutschland besonders dicht beieinander. Die 16 Bundesländer haben ihre jeweils sechs Wochen lange schulfreie Zeit in einem Korridor von nur 71 Tagen platziert. Am 7. Juli beginnen sie in Nordrhein-Westfalen, am 15. September enden sie in Bayern. Drei Wochen lang haben alle Länder gemeinsam schulfrei – ein extrem seltener Fall. Reiseveranstalter sagen überfüllte Züge und Autobahnen voraus. Aber es geht der Branche auch um die eigenen Interessen. Jeder Tag, den der Ferienkorridor kürzer ist, entgehen ihr Millionen Euro an Einnahmen.

Die Ministerpräsidenten wollen nun gegensteuern – und den Korridor für kommende Jahre ausweiten. „Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder bitten die Kultusministerkonferenz, für die Sommerferien einen Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst auszuschöpfen“, heißt es in einer Beschlussvorlage, über die die Länderchefs heute entscheiden sollen.

Die Initiative entspricht einer Forderung der Landeswirtschaftsminister. Sie wollen den Tourismusunternehmen helfen. Die Kultusminister sind in einigen Ländern skeptisch. Je weiter der Korridor gefasst ist, desto weniger Zeit bleibt für Prüfungsphasen, die meist vor den großen Ferien stattfinden. Zudem rücken die freien Wochen im Sommer näher an andere Ferienzeiträume heran.

Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sieht die Initiative dagegen gelassen. „Das ist sicherlich möglich“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Auch bisher habe der Korridor meist 80 bis 87 Tage umfasst. Da seien auch die nun vorgeschlagenen 90 Tage machbar.

Bei einem anderen Thema, das in der gesamten Feriendiskussion nun wieder aufkommen könnte, dürfte Spaenle weniger nachgiebig sein: beim festen Ferientermin für Bayern von Ende Juli oder Anfang August bis Mitte September. Nur Baden-Württemberg hat ebenfalls einen festen Termin. In allen anderen Bundesländern ändert sich der Zeitraum von Jahr zu Jahr. Früher begründete Bayern das mit der landwirtschaftlich geprägten Struktur. Die Kinder müssten in den späten Sommerwochen bei der Feldarbeit helfen. Doch das Argument gilt inzwischen längst als überholt.

Viele würden den Südländern das Privileg gern nehmen. Thüringens Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) und Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) forderten im vergangenen Jahr Änderungen am System. „Es wäre wünschenswert, wenn Bayern und Baden-Württemberg sich an dem rollierenden System beteiligen“, sagte ein Ministeriumssprecher gestern unserer Zeitung. Bis einschließlich 2017 sind die Ferienzeiten festgelegt. Im Laufe dieses Jahres entscheidet die Kultusministerkonferenz über den Zeitraum von 2018 bis 2024 – auch über den Zeitkorridor für die Sommerferien. Das Ferienprivileg der Südländer dürfte also bald wieder auf die Tagesordnung kommen.

Bereitschaft, die Regelung zu ändern, gibt es in Bayern aber kaum. „Das System hat sich bewährt“, sagt Spaenle. Der feste Ferientermin führe dazu, dass die Schuljahre in etwa immer gleich lang sind. Für die Planung des Unterrichts sei das ein großer Vorteil. Auch Eltern und Lehrer wollen offenbar am Status Quo festhalten – allerdings vor allem aus einem anderen Grund. Sollten die Sommerferien in Bayern früher liegen, wären die langen Pfingstferien im Frühsommer kaum zu halten. Die nutzen aber viele Familien, um in der Vorsaison günstig Urlaub zu machen. „Wir lieben unsere Pfingstferien“, sagt etwa die Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien, Susanne Arndt. Ein Antrag, sich am rollierenden System zu beteiligen, sei im Verband vor Jahren mit mehr als 90 Prozent abgelehnt worden.

Dass sich am bisherigen System etwas ändert, ist auch ziemlich unwahrscheinlich. Um das bestehende System zu ändern, müsste die Kultusministerkonferenz einstimmig entscheiden – also auch mit Zustimmung Bayerns.

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