Bergheim
Streit zwischen Leben und Tod

Bergheimer Komödienstadel beeindruckt mit dem diesjährigen Volksstück "Die Mächtigen"

11.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Wer oder was ist dem Tod (Jürgen Bauer) begegnet? Offenbar hatte Sens eine besondere Begegnung, was auch die anderen Akteure spüren. Welche Begegnung, das wird natürlich nicht verraten - Foto: Hammerl

Bergheim (ahl) Der Hausierer hängt am Rockzipfel des Bauern, die Magd fällt in Ohnmacht beim Anblick einer vermeintlichen Leiche und Uri, der Zeit, „haut’s das Pendel aus dem Gehäuse“. So turbulent geht’s beim Bergheimer Komödienstadl mit dem Stück „Die Mächtigen“ von Armin Wontka zu.

Wer ist mächtiger, das lebensfrohe Leben oder der düstere Tod? Mit deren Streit als Schattenspiel beginnt das Stück, noch ehe sich der Vorhang in der Dorfhalle auch nur einen Zentimeter bewegt hat. Den Vorsprung nehmen die Zuschauer natürlich mit. Sie wissen, wer sich hinter den beiden neuen Knechten verbirgt, die Bauer Franz Feit (Georg Graf) anheuert. Der Bauer selbst spannt es nicht, wohl aber ahnt sein Altknecht Martl (Josef Kaufmann), dass da etwas ganz und gar nicht stimmt, zumindest nicht mit dem Sens. Der fröhliche Felix – wie sich das Leben beim Besuch auf der Erde nennt – wäre ja noch zu ertragen, auch wenn er exzentrische Ansichten vertritt und die Kühe lieber frei herumlaufen und das Leben genießen ließe, statt den Zaun zu reparieren. Raphaela Bauer geht so richtig in der Rolle auf.

Aber was ist nur mit Sens? Jürgen Bauer verleiht dem Sensenmann höchste Präsenz. Nicht nur sein pupillenloses rechtes Auge jagt den Zuschauern manchen Schauer über den Rücken. Wenn Sens den Blick auf einen der Bauernhofbewohner oder ihrer Gäste richtet oder gar die Hand ausstreckt, die Bühne dunkler wird und sich der Betroffene nach Luft schnappend den Hals hält, wird es auch dem Publikum unwohl.

„Jeder muss einmal sterben“, verkündet der Tod. Eine banale Weisheit, doch wann ist es an der Zeit? Felix hat da seine eigene Sicht und verspricht dem Bauern „beim Hühnerschlachten wirst wenig Freude mit mir haben“. Genauso fehl am Platz ist Sens bei der Geburt eines Kälbchens. Es überlebt nicht, während die Hühner munter weiterlaufen. Wie gut, dass Uri (Cornelia Gebauer), die Zeit, sich ebenfalls mit auf die Erde hinunter begeben hat, um ein Auge auf die Streithähne zu haben und sie immer wieder zu ermahnen, dass beide sich Kompetenzen anmaßen, die nur einer hat. Opfer des Machtspiels ist das ungeborene Baby der Bäuerin Lisbeth (Elisabeth Kerschbaum), die kurz vor der Niederkunft steht. Ob es Felix und Uri gelingt, es vor Sens’ Zugriff zu schützen?

Rainer Siebenhüter brilliert als Hausierer Gustl, der sich unsterblich in Uri verliebt, aber unfreiwillig in den Armen der Großmutter (Martina Seitle) landet oder sich Besen-Angriffen der Magd Walli (Carola Schneider) ausgesetzt sieht. Die liebe Verwandtschaft spielen Hans Liepold und Monika Böhm. Für seine kurzen Liedsequenzen bekommt Heintje alias Johannes Seitle Extraapplaus.

Mit „Die Mächtigen“ schreibt Regisseur Kaufmann mit seinem tadellos agierenden Ensemble die Erfolgsgeschichte des Komödienstadls fort.

Weitere Aufführungen am Samstag, 16. Mai, um 20 Uhr und am Sonntag, 17. Mai, um 16 Uhr. Kartenvorverkauf Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr bei Monika Böhm, Donaustraße 11 in Bergheim, Telefonnummer (0 84 31) 6 07 97 76.