Schönefeld (AZ
Streit um Subventionen überschattet ILA in Berlin

Airbus attackiert US-Konkurrenten Boeing Merkel eröffnet größte Luftfahrtausstellung in Deutschland

20.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:40 Uhr

Schönefeld (AZ/dpa) Ein seit Jahren schwelender Konflikt bricht zum Auftakt der Luftfahrtmesse ILA neu auf. Airbus wirft Boeing unzulässige Staatshilfen vor – und ruft die Politik zur Hilfe. Nach Ansicht von Airbus hat Boeing vom US-Bundesstaat Washington Beihilfen und Steuererleichterungen über 6,4 Milliarden Euro ergattert.

„Die EU ist sehr besorgt über die Ausweitung dieser Subventionen“, sagte der Sprecher von EU-Handelskommissar Karel De Gucht gestern. Falls die Steuerpläne umgesetzt würden, seien sie „der größte gezielte staatliche Steueranreiz für die zivile Luftfahrtindustrie in der US-Geschichte“. Die Regelungen spielten auch bei der laufenden EU-Beschwerde vor der Welthandelsorganisation WTO zu Hilfen für Boeing eine Rolle. Andererseits wirft Boeing Airbus vor, an seinen Standorten ebenfalls unerlaubte Beihilfen zu kassieren. Airbus-Chef Fabrice Brégier warf Boeing in diesem Zusammenhang vor, in der Debatte um Subventionen „bullshit“ (Schwachsinn) zu verbreiten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ging bei der Eröffnung der ILA gestern nicht auf den Streit ein. Allgemein sicherte sie der Branche aber ihre Unterstützung zu. „Die Luft- und Raumfahrt nimmt eine strategische Schlüsselrolle für unseren ganzen Wirtschaftsstandort ein“, sagte Merkel. Deshalb werde die Bundesregierung dieser Industrie ein besonderes Augenmerk als Hightech-Branche widmen. Zu dem auf der Messe präsentierten neuen Airbus-Langstreckenflieger A350 sagte Merkel, es bleibe zu wünschen, dass die erste Auslieferung wie geplant in diesem Jahr erfolgen könne: „Dieses Flugzeug ist Ergebnis erfolgreicher europäischer Kooperation.“

Ein vor allem von den Mitarbeitern der Airbus-Militärsparte Defence and Space erhofftes Zeichen der Kanzlerin an die Rüstungsbranche blieb aus. Im Gegenteil: Für die ausgestellte Drohnentechnik nahm sich Merkel keine Zeit. Dabei sehen unter anderem die derzeit noch 4500 beschäftigen von Airbus in Manching hier ein Standbein für die Zukunft ihres krisengeschüttelten Unternehmens.

Die ILA in Berlin dauert noch bis Sonntag. Ab Freitag ist sie auch für Privatbesucher geöffnet. Seite 3