Roth
Streit am Herd endet in Messerstecherei

49-jähriger Rother steht in Nürnberg wegen versuchten Totschlags vor Gericht

12.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Nach einem Streit soll der Rother seine Lebensgefährtin mit einem Messer in den Hals gestochen und schwer verletzt haben. - Foto: Pelke

Roth (HK) Ein 49-jähriger Rother muss sich wegen versuchten Totschlags seit gestern vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Nach einem Streit um eine unaufgeräumte Küche soll der Koch seine Lebensgefährtin beim Zwiebelschneiden mit einem Messer in den Hals gestochen und sehr schwer verletzt haben.

Mit einem Lächeln hat der Angeklagte am Donnerstag offensichtlich gut gelaunt den Schwurgerichtssaal betreten. Überhaupt nicht komisch fand der 49-jährige Koch das Verhalten seiner Lebensgefährtin im Winter vor einem Jahr. Das Drama fing harmlos an.

Wegen einer nicht aufgeräumten Küche machte die Geschädigte ihrem Partner eine Szene. Die Frau regte sich darüber auf, dass der Angeklagte verschüttetes Speiseöl aus Bequemlichkeit nicht aufgewischt hatte. Laut Staatsanwaltschaft befand sich die Beziehung bereits vorher in einer tiefen Krise. Schon am Tag vor der Tat war es wegen einer anonymen SMS zu einem Streit gekommen. Die Frau verbrachte deshalb die Nacht bei einem Bekannten. Anstatt seine Freundin zu besänftigen, stellte sich der Angeklagte am nächsten Morgen stur. Das verschüttete Öl ließ er links liegen und stellte sich stattdessen zum Zwiebelschneiden mit einem Küchenmesser mit einer Klingenlänge von rund 30 Zentimeter neben den Herd. Die Lebensgefährtin empfand das demonstrativ ge-lassene Verhalten des Angeklagten laut Anklageschrift als Provokation. Beide stritten noch immer über besagte SMS.

"Ich sage, Frau sei ruhig. Ich kenne den Absender der SMS nicht. Aber die Frau schreit immer weiter", berichtete der Angeklagte. Dann sei der Streit um die verdreckte Küche eskaliert. Seiner Meinung nach sei der Zustand der Kochstelle in Ordnung gewesen. Unerträglich fand der Angeklagte, wie seine Freundin darauf reagiert habe. Sie sei hysterisch geworden, habe geschrien und ein furchtbares Theater in der Wohnung veranstaltet. Die Kinder seien zum Glück im Wohnzimmer gewesen. In diesem Moment habe er das Messer in die Hand genommen und zugestochen.

Laut Staatsanwaltschaft flüchtete sich die Frau nach diesem ersten Angriff aus der Küche. Der Koch folgte ihr mit dem Küchenmesser. Besonders schwer wird das Opfer am Hals verletzt. Die elfjährige Tochter versuchte nun, den Angeklagten zu bremsen. "Lass meine Mutter los", hat das Kind laut Aussagen gerufen. Dann habe er das viele Blut auf dem Boden gesehen, das Messer fallenlassen und die Polizei gerufen.

Während er mit dem Ausweis in der Hand auf die Beamten wartete, drückt die Tochter, bis eine Notärztin eintrifft, die stark blutende Halsverletzung mit einem Kleidungsstück ab. Mit mehrfachen Stichverletzungen an Brust, Hals und Rücken konnte sich die Frau mit Hilfe der Tochter zur Nachbarin retten. Der Angeklagte wollte sich zum Prozessauftakt nicht mehr genau daran erinnern können, wie die Frau die zahlreichen Verletzungen erlitten hat. Der Staatsanwalt sagte, diese partielle Erinnerungslücke nehme er dem Angeklagten nicht ab. An alles könne er sich erinnern, nur nicht an die genauen Umstände beim mehrmaligen Zustechen. Es sei alles so schnell gegangen, verteidigte sich der Angeklagte. "Zehn Minuten können sehr lang sein", entgegnete der Staatsanwalt.

An den nächsten vier Verhandlungstagen wird das Gericht klären müssen, was genau in der Wohnung in dieser kurzen Zeitspanne geschehen ist. Wegen der mehrfachen Stich- und Schnittverletzungen an Hals und Händen musste das Opfer mehrfach operiert werden. Die Geschädigte hat bleibende Schäden insbesondere an der linken Hand und an den Stimmbändern erlitten. Seit der Tat sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Das Urteil will Richterin Barbara Richter-Zeininger am 26. Januar verkünden.