München
Strauß und die Macht der Bilder

Ein neue Ausstellung in München zeigt, wie der CSU-Übervater sich inszenierte

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Ikone der CSU: Franz Josef Strauß wusste um die „Macht der Bilder“. In der gleichnamigen Ausstellung, die ab heute in München zu sehen ist, werden unter anderem diese Serienaufnahmen gezeigt. Sie entstanden bei einem Fotoshooting für Wahlwerbung im Jahr 1965 - Foto: Stäbler

München (DK) Unter dem Titel „Die Macht der Bilder“ erinnert eine Ausstellung im Münchner Stadtmuseum an Franz Josef Strauß. Der langjährige CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident wäre am 6. September 100 Jahre alt geworden. Die Schau ist ab heute zu sehen.

Das Element Wasser ist für Politiker ein heikles Milieu. Man denke nur an Rudolf Scharping, der sich als Verteidigungsminister einst planschend-turtelnd im Pool ablichten ließ, wiewohl seine Soldaten vor einem Auslandseinsatz in Mazedonien standen. Oder an Wladimir Putin, dessen Oben-ohne-Bilder beim Angeln im Fluss nicht überall gut ankamen.

Auch Franz Josef Strauß (1915-1988) – bayerischer Ministerpräsident, Kanzlerkandidat und CSU-Übervater – hat in Badehose vor Fotografen posiert, im Familienurlaub an der französischen Mittelmeerküste. Als der „Stern“ diese Bilder 1971 veröffentlichte, scherte sich jedoch kaum jemand darum; erst acht Jahre später griffen politische Gegner das Badehosenmotiv im Wahlkampf auf und druckten es auf Plakate. Doch auch da hielt sich die Erregung in Grenzen.

Heute hingegen würde ein Badehosenfoto von, sagen wir, Peer Steinbrück ein mittelschweres mediales Erdbeben auslösen – hierzu sei nur an das Stinkefinger-Foto erinnert. Denn seit der Zeit von Franz Josef Strauß haben sich die Politik und vor allem ihre mediale Inszenierung drastisch gewandelt. Wobei der CSU-Grande und seine Berater durchaus um die „Macht der Bilder“ wussten, wie die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum zeigt. „Gemeinhin wird Gerhard Schröder als erster Medienkanzler bezeichnet“, sagt Kurator Rudolf Scheutle, der die Schau gemeinsam mit Henning Rader und in Kooperation mit der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung konzipiert hat. „Dabei wird jedoch schnell vergessen, dass schon in den 1950er Jahren ein Trend zur Personalisierung der Politik eingesetzt hat.“

Und mittendrin war Franz Josef Strauß, der heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Anhand von 150 Exponaten – Fotos, Plakate und Filme von und mit FJS – zeigt die Ausstellung dabei immer wiederkehrende Bildmotive auf. Etwa den Politiker als Macher und Entscheider – im Falle des Hobbypiloten Strauß gern am Steuer eines Flugzeugs. An der nächsten Wand ist FJS als „Mann von nebenan“ zu sehen: Strauß beim Radausflug mit der Familie, Strauß auf Skiern, und Strauß auf einer Wiese liegend, mit dem Hund tollend. Daneben sieht man seine Tochter, die heutige CSU-Politikerin Monika Hohlmeier, wie sie ihren Papa umschlingt. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1980 und ziert das erste Wahlplakat überhaupt, auf dem ein deutscher Politiker mit seiner Familie warb – Amerika lässt grüßen.

Strauß selbst hätte wohl seine helle Freude an der Ausstellung gehabt. Und das nicht nur, weil sein Konterfei von allen Seiten auf den Besucher einprasselt, sondern auch, weil das Thema mediale Inszenierung ihn umgetrieben hat. So mahnte Strauß in einem WDR-Interview: „Ich bin der Meinung, dass die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch einen großen Teil der Massenmedien schon den Charakter freier Wahlen gefährdet.“ Was er damals nicht sagte, aber was die Ausstellung zeigt: Strauß und die CSU mischten bei dieser Beeinflussung kräftig mit.