Kösching
Straßenbau und Kinderbetreuung als Dauerbrenner

Köschings Bürgermeister Max Schöner wurde heute vor zehn Jahren in sein Amt gewählt – Ein Rückblick und ein Ausblick

02.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:46 Uhr

Zehn Jahre auf dem Chefsessel im Köschinger Rathaus: Bürgermeister Max Schöner - Foto: Schmidl

Kösching (DK) Bei den Kommunalwahlen vor genau zehn Jahren, am 3. März 2002, gab es in Kösching einen politischen Erdrutsch. In der „roten“ Marktgemeinde wurde der CSU-Kandidat Max Schöner zum Bürgermeister gewählt. Im Gespräch mit unserem Redakteur Norbert Schmidl zieht der 60-jährige Rathauschef eine Bilanz seines Jahrzehnts an der Spitze Köschings, wirft aber auch einen Blick in die Zukunft.

Hand aufs Herz, Herr Schöner. Wie sehr hatten Sie vor zehn Jahren damit gerechnet, das Sie zum Bürgermeister gewählt werden?

Max Schöner: Ich habe damals darauf gehofft, dass es klappt. Denn es war abzusehen, dass es wohl sehr knapp werden würde. Es war eine Wechselstimmung vorhanden und man hat mir von verschiedenen Seiten erzählt, dass man sich die Person Schöner durchaus als Bürgermeister vorstellen könnte. Aber dass es mit einem Ergebnis von 55,46 Prozent so gut laufen würde, war dann doch überraschend.

Was haben Sie in den vergangenen zehn Jahren als Highlight und als Tiefpunkt gesehen?

Schöner: Highlights waren die positiven Erfahrungen, die ich mit den Köschinger Bürgern gemacht habe. Außerdem, dass ich gesehen habe, dass man in der Marktgemeinde etwas voranbringen, etwas bewegen kann und den Stillstand, der in gewissen Bereichen da war, überwinden hat können, etwa bei der Ortsentwicklung, bei Straßenbaumaßnahmen, beim Hochwasserschutz oder bei der Kinderbetreuung. Negativ war eine Personalentscheidung, als deren Folge eine Kindergärtnerin in Kasing gehen musste. Das war zwar eine Entscheidung des Gemeinderats, aber daraufhin erschienen mehrere Leute im Rathaus und protestierten bei mir massiv dagegen, obwohl ich als Einzelner nichts dafür konnte. Da denkt man dann schon, warum man das auffangen muss, obwohl es eine Entscheidung des Gremiums war. Auch bei den Themen Friedhof und Bad gab es Entscheidungen, die ich gern etwas anders gesehen hätte. Ich sehe das aber nicht mit Groll, sondern frage mich, ob ich vielleicht einen Fehler dabei gemacht habe, wie die Themen rübergebracht und den Bürgern vermittelt wurden.

Was hat Sie im Vergleich zu dem, was Sie sich erwartet hatten, überrascht?

Schöner: Dass man als Bürgermeister, obwohl ich ja letztendlich nur eines von 21 Gemeinderatsmitgliedern bin, doch zusätzlich etwas bewegen kann, wenn man sich nur entsprechend reinkniet. Außerdem hat mich überrascht, dass man mit den Bürgern, auch wenn man unterschiedliche Positionen hat, vernünftig reden und zu einem Ziel kommen kann. Ebenso mit den politischen Mitbewerbern.

Gibt es ein Thema, das Sie als Bürgermeister von Anfang an bis heute verfolgt hat?

Schöner: Ganz klar das Thema Straßenbau und Verkehr. 2002 hat man dabei wenig Licht am Ende des Tunnels gesehen. Damals war die Situation sehr undurchsichtig, ob es Ortsumfahrungen geben werde. Wir haben damals diese Problematik aufgegriffen und inzwischen sieht man ja die Baumaßnahmen. Ich hoffe, dass diese Straßen noch bis zum Ende meiner zweiten Amtszeit 2014 fertig gebaut sind, einmal die Ortsumfahrung Kösching-Lenting und dann die Nordtangente. Das würde mich sehr freuen. Das zweite Thema, das mich von Anfang an beschäftigt hat, ist die Kinderbetreuung. Wir haben einen neuen Kindergarten gebaut und dann auch die erste Kinderkrippe im Landkreis, die jetzt durch eine neue ersetzt worden ist.

Wie hat sich Kösching in Ihrer Zeit als Bürgermeister verändert?

Schöner: Wir haben etwa 1000 Einwohner mehr als damals. Wir haben uns so entwickelt, dass wir als Wohnort sehr gefragt sind. Wir kämpfen darum, dass wir den Innerort in Bezug auf die Geschäfte attraktiv halten, gerade angesichts der Ansiedlungen der Einkaufsmärkte im Westen des Ortes, die im übrigen nicht zu verhindern waren. Denn ansonsten wären sie noch ein paar Meter Richtung Westen gewandert und hätten sich auf Lentinger Gebiet angesiedelt. Wir müssen aber selbstverständlich das Gewerbe im Innerort halten und unterstützen dies, wo wir können.

Als Markt Kösching haben Sie auch einen Marktplatz. Was soll damit geschehen?

Schöner: Dieser Marktplatz ist von der gewerblichen Funktion her sicher nicht mehr das, was er früher einmal war. Aber wir versuchen, alles dafür zu tun, dass dieser Marktplatz auch in Zukunft seiner Bedeutung als Zentrum des Ortes gerecht wird.

Momentan läuft das von der CSU initiierte Bürgerbegehren „Ja zur Fohlenweide“. Wäre dies vor zehn Jahren in Kösching denkbar gewesen?

Schöner: Das Thema Teilhabe an Entscheidungen beziehungsweise Bürgerbeteiligung ist nicht nur ein Köschinger Thema. Es hat sich grundsätzlich verändert, auch hier. Damals hätte man sich wohl nicht vorstellen können, dass von den Parteien eine Entscheidung des Marktrats in Frage gestellt wird. Aber man darf diese Entwicklung nicht negativ sehen.

Eine kurze Bilanz: Wo steht Kösching jetzt besser da als 2002, wo vielleicht auch schlechter?

Schöner: Fortschritte gibt es sicher bei der sogenannten Daseinsvorsorge, etwa beim Thema Wasser/Abwasser, bei Straßen, Kinderbetreuung, Schulen. Wir sind sicher auch weiter beim Hochwasserschutz, hier ist Kösching sicherer geworden. Ich glaube zudem, dass der Wohnwert deutlich gestiegen ist. Negativ ist sicher, dass wir den Straßenverkehr immer noch zu ertragen haben. Dabei geht es nicht nur um den Durchgangsverkehr. Die Bevölkerungszahl ist gestiegen und in den einzelnen Familien sind mehr Autos vorhanden, das verstärkt auch den innerörtlichen Ziel- und Quellverkehr. Auch die daraus resultierende Parkplatzproblematik haben wir noch nicht im Griff. Die bauliche Entwicklung des Innerorts ist ebenfalls ein Thema, das noch nicht gelöst ist. Und dann ist die finanzielle Ausstattung des Markts nicht mehr so gut wegen der wegfallenden Gewerbesteuer, vor allem von Seiten der Raffinerie. Das heißt, wir müssen auch in Kösching sparen, wenn wir schuldenfrei bleiben wollen.

Was sehen Sie als wichtigste Ziele und Aufgaben für die Zukunft?

Schöner: Wir wollen eine gesicherte Wasserversorgung aus dem eigenen Bereich haben. Zudem brauchen unsere 40 bis 70 Jahre alten Abwasserkanäle im Innerortsbereich und in den älteren Wohngebieten eine Sanierung. Und wir müssen uns um den Erhalt der Straßen kümmern. Das sind alles Dinge, die kommen nicht publikumswirksam rüber. Dann sind regelmäßig Nachbesserungen notwendig bei Kindergärten, Kinderkrippen und Schulen. Das alles wird in Summe dazu dienen, die Lebensqualität unserer Bürger zu erhalten und zu sichern. Und wir wollen gemäßigt weiter wachsen. Deshalb brauchen wir neue Baugebiete, beispielsweise die Fohlenweide. Wir nehmen die Wachstumskritik durchaus ernst, aber wir können es uns nicht leisten, nicht zu wachsen.

Was wollen Sie als Bürgermeister auf alle Fälle noch erreichen?

Schöner: Die angesprochenen beiden großen Straßenbauprojekte sind für mich ganz essenzielle Themen für die Zukunft des Marktes. Damit lässt sich auch viel von den Unmut über die augenblickliche Verkehrssituation wegnehmen. Und ich möchte noch am Thema Energiewende im Markt intensiv arbeiten. Dann ist der Erhalt des Bades ein Thema, das ich angehen will, wenn es finanziell irgendwie machbar ist. Schließlich will ich die sogenannten weichen Faktoren, etwa das Wir-Gefühl im Ort oder den ehrenamtlichen Bereich, nicht aus den Augen verlieren, obwohl Kösching hier gegenüber vergleichbaren Orten ohnehin gut da steht.

Bis wann wollen Sie das schaffen?

Schöner: 2014 sind wieder Wahlen und wenn ich bis dahin gesund bleibe, dann werde ich mich noch einmal zur Wahl stellen. Und damit zeigt sich auch, dass ich die genannten Themen sicher nicht alle in den nächsten zwei Jahren erreichen kann. Es ist jedenfalls noch vieles da, was ich gerne bearbeiten und auch lösen möchte.