Joshofen
Stolz auf den Enkel und 60 Jahre Ehe

Theres und Willibald Heckl aus Joshofen feiern Diamantene Hochzeit

23.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

Joshofen (lm) Was macht ein junges Pärchen, das noch nicht verheiratet ist? Es geht ins Heu. Genau das machten Theres und Willibald Heckl noch am Tag vor ihrer Hochzeit. 60 Jahre ist das jetzt her. Am Montag feierte das Paar Diamantene Hochzeit.

Weil der Pfarrer das Heiraten am Samstag nicht zuließ, war die Hochzeit eben am Dienstag. Am Montag aber musste noch das Heu eingebracht werden. Die steilen Wiesen um das – für den, der dort nicht arbeiten muss, ausgesprochen idyllisch gelegenen – Joshofener Kirchlein hatten es in sich. Auf die Arbeitskraft der Braut konnte man da, Hochzeit hin oder her, nicht verzichten. Am Abend dann brachte der Willibald seine Theres mit dem Motorrad brav heim nach Oberarnbach, wie es sich – für „die Nacht davor“ erst recht – gehört.

Jetzt mit dem Motorrad war wenigstens die Wegstrecke einfacher geworden. Oft genug war er davor auch mit dem Radel ins Moos aufgebrochen. Weil der Bruder von ihm und die Schwester von ihr schon ein Paar waren, hat sich das auch bei Willibald und Theres Heckl eben so ergeben … und hat gepasst die nächsten 60 Jahre, die vor allem auch viel Arbeit bedeuteten. Hört sich eigentlich nicht so schlecht an: Willibald Heckl hat einen Hof von seiner Tante bekommen. Dahinter aber steckt unerbittliches Kriegsschicksal. Die Witwe hatte ihre beiden Söhne an der Front verloren, jetzt musste eben der aus Unterstall stammende Neffe weitermachen. Sieben Kinder waren es bei ihm daheim, drei Brüder auch hier blieben im Krieg.

Und jetzt hat man einen echten Helden in der Familie. Ganz aufgeregt und stolz zeigt Oma Theres einen ganzen Schwung Illustrierter-Geschichten vor. Ziemlich exakt ein Jahr ist es jetzt her, die spektakuläre Rettung eines in 1000 Meter Tiefe Verletzten aus der Riesending-Höhle im Untersberg. Ein Rettungssanitäter war als Erster zu dem Opfer vorgedrungen, harrte drei Tage bei ihm aus, hielt den Mann am Leben, bis endlich auch Arzt und Bergungstrupp so weit ins Innere des Bergmassivs vorgedrungen waren. Der Name des selbst eigene Gesundheit und sein Leben riskierenden Bergretters ging durch alle Medien: Stephan Bauhofer, dessen Bekanntheit eine große Molkerei zwischenzeitlich gar für Werbezwecke nutzt. Und auch diese Hochglanzseiten in diversen Magazinen werden in Joshofen sorgsam gesammelt. Stephan Bauhofer, der Lebensretter vom Untersberg, ist der Enkel von Theres und Willibald Heckl, auf den man in der Tat stolz sein darf.

Nicht wegschauen, hinlangen, wo man gebraucht wird, das liegt irgendwie in der Familie. So begann’s schon, eben im Heu. Zwei Töchter waren dem Paar beschieden. Bis 1990 betrieben sie die Landwirtschaft, bis sich „die Sach’“ endgültig nicht mehr rechnete. 24 Jahre ging Willi Heckl arbeiten in der Hamey-Dreherei, einst im Industriegebiet Grünau und längst schon Geschichte. Und sieht man hier am Jurahang das prächtig gedeihende Gemüse im gepflegtest angelegten Bauerngarten, bewundert die aberdutzend bunt und blühend bepflanzten Blumentröge, braucht man nach dem Hobby der Theres Heckl nicht weiter zu fragen, die Frau muss Händ’ mit zehn grünen Daumen haben. Und plötzlich jetzt wird Theres Heckl fast grantig: „Das ist doch nichts. Hundert Blumentöpfe stehen leer im Stadel. Ich möcht‘ mehr machen.“ Aber mehr geht halt nicht mehr. Auch in einem kleinen Paradies muss man gelegentlich kürzertreten.