Roth
Stoibers Fluch und Segen

Als Imitator ist Wolfgang Krebs eine Schau, der Rest seines Soloprogramms bleibt oft recht seichte Unterhaltung

23.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Paraderolle: Als Imitator von Edmund Stoiber läuft Wolfgang Krebs zur Hochform auf. - Foto: J. Münch

Roth (HK) Es kann ja nicht jeder Mensch in Bayern so viel Glück haben wie die Opposition im Landtag, findet Wolfgang Krebs. Da sitzen die Politiker von SPD und Grünen tagein, tagaus herum und haben nichts zu melden gegen die mächtige CSU, bekommen aber trotzdem am Monatsende ihre saftigen Diäten aufs Konto überwiesen.

Ungefähr so erzählte es der oberbayerische Komiker am Samstagabend mit der Stimme von Horst Seehofer in der Rother Kulturfabrik.

Aber wovon soll man leben, wenn man kein Oppositionspolitiker im Maximilianeum ist, sondern ein Künstler, der sich vor allem auf das Parodieren der Politiker versteht? Genau vor dieser völlig ernst gemeinten Frage ist vor einigen Jahren wohl auch Wolfgang Krebs gestanden, als er es in Bayern bereits zu einiger Berühmtheit mit dem Imitieren des früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber gebracht hatte. Womit will ich künftig mein Geld verdienen? Längst war der gelernte Postbote mit dem großen Talent für fremde Stimmen vom Bayerischen Fernsehen für die Sendung „quer“ gebucht worden, bald auch vom Radiosender Bayern3. Und irgendwann kam Wolfgang Krebs dann eben auf die Idee, dass er es mit seiner Bekanntheit doch auch probieren könnte, ein Soloprogramm auf die Beine zu stellen, um damit durch die Lande zu ziehen.

Sein inzwischen schon viertes Soloprogramm hat Krebs an diesem Samstagabend auf die Bühne der Kulturfabrik gebracht. „Können Sie Bayern“ heißt der Titel. Eine plausible Gegenfrage an Wolfgang Krebs lautet dabei: „Können Sie mehr als das Parodieren der drei bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Günter Beckstein und Horst Seehofer“ Die ehrliche Antwort ist ein klares Naja. Als Imitator der „bayerischen Dreifaltigkeit“, wie Wolfgang Krebs seine drei Lieblingsfiguren bezeichnet, ist er tatsächlich eine Schau und bisweilen sogar genial. Der Rest der Programms bleibt im Kontrast dazu aber oft nur recht seichte Unterhaltung.

Aber man kann ihn schon verstehen. Wie soll man auch so ein zweistündiges Programm voll bekommen, wenn man es nicht ausschließlich mit dem Parodieren der Ministerpräsidenten bestreiten will. Also hat sich Krebs zur Abwechslung einen schlechten Allgäuer Schlagersänger im Paillettensakko ausgedacht, der die Kulturfabrik kurzzeitig in einen Musikantenstadl verwandelt. Oder den tendenziell leicht angetrunkenen Provinzhäuptling Schorsch Scheberl, dessen größte Weisheit darin besteht, die Landflucht damit zu verhindern, indem er die Jugendlichen in seiner Gemeinde am Wochenende so viel saufen lässt, dass es seit Jahren keiner mehr auf die Realschule schafft.

So reißt Wolfgang Krebs ein ums andere Mal die Messlatte, die er selbst als Stoiber und Seehofer so hoch gehängt hat. In diesen Paraderollen brilliert er nämlich ein ums andere Mal auf der Bühne und erreicht dabei auch jene Kabarettqualitäten, die dem Kabarettherbst in der Kulturfabrik gerecht werden. Etwa als Horst Seehofer zur Affäre Haderthauer: „Wenn du ein politisches Amt in Bayern hast, gehören Abendessen mit Schwerkriminellen eben dazu.“ Oder zur Breitbandversorgung: „Es gibt Gegenden in Bayern, da freuen sich die Leute schon, dass sie endlich an die Kanalisation angeschlossen werden.“ Und den Veggie-Day haben die Bayern auch schon seit 2000 Jahren. „Das heißt bei uns nämlich Gründonnerstag.“

Der Star im Programm von Wolfgang Krebs ist und bleibt aber der stammelnde Edmund Stoiber, die „Lady Gaga der bayerischen Politik“. Da bleibt keine Silbe, wo sie hingehört und jeder Buchstabendreher ist dabei, den man sich nur vorstellen kann. So wird Wolfratshausen zur Hausratswolfen und die Bundeskanzlerin zur Kandisbrunzlerin. Und wenn dann Krebs mit dem ganzen Saal die legendäre „Zehn-Minuten-Rede“ und eine Stoiber-Version von Schillers „Glocke“ anstimmt, bleibt, äh, kein Auge, äh, trocken. Wahrscheinlich auch nicht beim nächsten Gastspiel von Wolfgang Krebs am 20. Mai 2015 in der Hilpoltsteiner Stadthalle.