Scheyern
Stimmungsvolles Gesamtwerk

Uraufführung von "Adventus – Die Ankunft des Herrn" begeistert die Konzertbesucher in Scheyern

01.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Die adventliche Collage „Adventus – Die Ankunft des Herrn“ wurde erstmals in Scheyern vom Peter-Wittrich-xtett aufgeführt. Bei der Uraufführung wirkten zudem Christina Schäfer (Lektorin), Andreas Stauber (Tenor) und Eva Zottele (Hackbrett) mit. - Foto: Hammerl

Scheyern (PK) Weihnachtsoratorien gibt es viele, doch ein Adventsoratorium? Das ist neu. Die Uraufführung von „Adventus – Die Ankunft des Herrn“ im Wittelsbacher Saal des Klosters Scheyern wurde begeistert von zahlreichen Konzertbesuchern aufgenommen.

Geschrieben hat die bezaubernde „oratorische Collage zur Adventszeit“ der Pfaffenhofener Komponist Peter Wittrich für das Peter-Wittrich-xtett und seine Gäste, Christina Schäfer (Lektorin), Andreas Stauber (Tenor) und Eva Zottele (Hackbrett). Damit hat er eine Lücke gefüllt, die Abt Markus Eller und Kirchenmusiker Max Penger vor einiger Zeit festgestellt hatten, wie der Gastgeber am Sonntag dem Konzert vorausschickt.

Das besteht aus wenigen bekannten Passagen, die gekonnt in neuen Kontext gestellt werden und den ausgezeichneten Instrumentalisten viel Raum geben, ihr Können zu beweisen.

Obwohl Christina Schäfer insgesamt nur 16 Minuten liest, wirken die Texte nahezu gleichberechtigt mit der Musik. Advent heißt Ankommen. „Wenn Gott zu uns kommt, ist das ein Abenteuer für uns“, zitiert sie Anselm Grün. Dabei sei das größte Problem, dass die Menschen gar nicht mehr wahrnähmen, dass er täglich komme, weil sie selbst gar nicht bei sich sind. Ganz so, wie es Karl Valentin in seiner unvergleichlichen Art auf den Punkt brachte: „Ich bekomme heute Abend Besuch – ich hoffe, dass ich daheim bin“. Schäfer stellt Gedichte und Prosa bekannter Schriftsteller und Künstler gekonnt zusammen und deckt dabei ein breites Spektrum ab. Da finden kurze, witzige Sätze von Joachim Ringelnatz ebenso Platz wie Paulus Brief an die Römer, Lyrisches von Rainer Maria Rilke, Erwartungsfrohes von James Krüss, der die Tannen, Fichten und Lärchen knistern lässt vor Spannung, wer Weihnachtsbaum wird oder Friedrich Rückerts zeitlos aktueller Text „Des fremden Kindes heilger Christ“. Schäfer liest versiert, moduliert die Stimme gekonnt, nie gekünstelt und verleiht Werner von Bergengrüns „Kaschubischem Weihnachtslied“ genau den richtigen Akzent. Herrlich amüsant, vom „Lieben Gottes in Rosenheim“ zu hören, den eine Verkettung bürokratischer Gedankenspiele im Finanzamt verortet, wo statt der erhofften 50 nur 40 Euro in einer Sammelaktion zusammenkommen. Mit dem Ergebnis, dass die alte Dame, die den Bittbrief an den lieben Gott geschrieben hatte, im Dankbrief erbost anmerkt, „das nächste Mal, wenn du mir einen 50-Euro-Schein schicken willst, dann bitte nicht über das Finanzamt, denn die haben mir gleich zehn Euro abgezogen, die Halsabschneider“.

Vier Adventslieder und drei Potpourris hat Wittrich für den musikalischen Part ausgewählt und stark variiert. Wobei „Tauet Himmel, den Gerechten“ gleich zweimal verwertet wird – einmal als Vorspiel und dann in Kombination mit „Macht hoch die Tür“. Hier geht Tenor Andreas Stauber mit seiner klangschönen Stimme ziemlich unter, was jedoch nicht an ihm liegt, sondern an den dominanten Bläsern. Revanche bekommt er von Eva Zottele am Hackbrett, Peter Wittrich am Akkordeon und Thomas Laars am Kontrabass, die ihn einfühlsam bei „O Heiland, reiß die Himmel auf“, unterstützen, ehe sie sich mit den Bläsern (Max Penger, Klarinette/A-Saxofon, Reinhard Greiner, Trompete, und Erwin Gregg, Posaune) und Michael Leopold am Schlagzeug vereinen, um vier ganz unterschiedliche – von mächtig über verspielt bis hin zu melodisch – Variationen darzubieten und mit zartem Glockenspiel zu enden.

Ein Trommelvorspiel kündigt „Maria durch ein Dornwald ging“ an, dem fröhlich-heiter als typisches Blasmusikstück „Ecossaise concertante Nr. 2“ folgt. Hier kann sich das hingerissene Publikum einen Zwischenapplaus nicht verkneifen, obwohl Konsens zu herrschen schien, die beiden besinnlichen Stunden im akustisch bestens aufgestellten Wittelsbacher Saal nicht zu unterbrechen. Volksmusikalisch angehaucht folgen die „Klöpfelwiese“, heiter fidel die „Pastorella Nr. 7“ von Valentin Rathgeber, stimmungsvoll die schon stark weihnachtlich klingenden Lieder „Die Hirten“, „Christkind“ und „Drei Könige“ von Peter Cornelius.

Diese adventliche Collage lässt keine Wünsche offen – ein stimmiges, stimmungsvolles Gesamtwerk, das sich trotz mehr als 100 Minuten Dauer am Stück als ausgesprochen kurzweilig erweist.