Klaus
Stimmen zum neuen Lehrplan

Lehrer-, Eltern- und Hochschulvertreter beurteilen die Änderungen unterschiedlich

15.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:25 Uhr

Klaus Wenzel vom Bayerischen Lehrer – und Lehrerinnenverband (BLLV) hält „sehr viel“ von der neuen Lernkultur, in der Schüler im Zentrum stehen und in dem Kompetenzen vermittelt werden sollen.

Allerdings ist Wenzel skeptisch, „ob dies im Schulalltag mit seinem antiquierten Leistungsbegriff und seinem Noten- und Zeitdruck umgesetzt werden kann“. Das sei, als wollte man einen neuen Audi-Motor in einen alten Trabbi montieren, erklärt er. Wenzel fordert, Bildungsprozesse im Kind anzustoßen. Voraussetzung dafür sei „Transfer und Reflexion“. Dafür bleibe im Schulalltag aber zu wenig Zeit.

Petra Hiebl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik an der Katholischen Universität Ingolstadt-Eichstätt, bereitet angehende Lehrer schon länger auf eine „kompetenzorientierte“ Art des Unterrichtens vor. Zeitlich sei es für Lehrer ohne Weiteres möglich, die neue Art des Vermittelns umzusetzen. „Man bereitet sich eben anders auf den Unterricht vor – statt Arbeitsblätter zu suchen, muss man sich überlegen, welche Methode besser ist.“ Statt alle Schüler die gleichen Tests machen zu lassen, könne man Referate halten lassen. Auch die Bewertung sei kein Problem: „Noten sind ohnehin nicht nötig“, sagt Hiebl, stattdessen könne man am Ende vergleichend die Kompetenzen eines jeden Schülers beschreiben.

Ursula Walther, die Sprecherin des Bayerischen Elternverbandes, ist mit dem neu formulierten Lehrplan glücklich: „Jetzt sollen die Lehrer nicht mehr etwas in das Kind hineinfüllen, sondern müssen wissen, was das Kind am Ende können muss.“ Zum Beispiel könnte die Lehrkraft die Aufgabe stellen, dass man vier Freunden mit acht Euro etwas kaufen soll. „Dann wird in der Gruppe erarbeitet, wie das geht“, erklärt Walther, und zwar von Schülern mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen. Der eine könne vielleicht rechnen, während der andere die Gruppe moderiert. Nur so ist laut Walther überhaupt die Integration von Kindern mit Behinderungen möglich. Ungeklärt sei allerdings, wie die Kinder dann benotet würden. „Und die Lehrer brauchen Fortbildungen“, sagt Walther, denn ohne die funktioniere die Umstellung nicht. DK