Zell
"Stets aufs Neue erinnern"

Zentrale Feier zum Volkstrauertag an der Stätte der 19 gefallenen Soldaten in Zell an der Speck

14.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Zahlreiche Fahnenabordnungen versammelten sich in Zell an der Speck im Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege. Die dort aufgestellten Kreuze wurden im vergangenen Jahr von Martin Thurner aus Egweil und Konrad Haberkern sen. neu angefertigt und beschriftet. - Foto: Funk

Zell an der Speck (EK) Vertreter zahlreicher Kriegervereine aus der ganzen Region trafen sich vergangenen Sonntag am Soldatenfriedhof in Zell an der Speck. Dort verloren kurz vor dem Kriegsende im April 1945 19 Männer ihr Leben.

Zu Beginn des Gedenkens zogen die Vertreter von der Dorfmitte zu der letzten Ruhestätte, wo Pfarrer Dr. Andriy Mykhaleyko die zahlreich erschienenen Gäste und Ehrengäste, darunter Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Militär sowie Angehörige der Gefallenen begrüßte. In seiner Ansprache erklärte der Geistliche, dass aufgrund der zahlreichen Dokumentationen in sämtlichen Medien sich jeder sehr gut über den Verlauf der beiden Weltkriege, die Ursachen sowie die Folgen für die Länder und deren Bevölkerung kundig machen könne. Zahlreiche Statistiken belegen die 55 bis 70 Millionen Opfer, welche die Kriege gefordert haben.

Betrachte man jedoch nur die 19 Personen, die in Zell an der Speck ihr Leben lassen mussten - insbesondere die Trauer der Angehörigen und Familien, welche diese betroffen habe - werde umso deutlicher, welch verheerendes Ausmaß diese kriegerischen Auseinandersetzungen gehabt hätten. Mykhaleyko betonte, dass der Volkstrauertag drei Punkte vor Augen führe: Er solle Mahnung an alle sein, er zeige unsere Verantwortung auf, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen dürfen und schließlich sei dieser Tag Anlass für Hoffnung darauf, dass es Menschen gibt, die sich für den Frieden einsetzen. Im Anschluss segnete er die Gräber.

Thomas Hollinger, Bürgermeister von Nassenfels, wies darauf hin, dass der Volkstrauertag in immer weitere Ferne rücke, da die jüngere Generation nicht mehr von dem Krieg und den dramatischen Folgen betroffen sei. Gerade deshalb sei es so wichtig, stets aufs Neue zu erinnern, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Der Volkstrauertag handele nicht nur von "gestern", sondern auch von "heute" und "morgen". "Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckung." Zusammen mit seinem Stellvertreter Edmund Graf jun. legte Hollinger im Namen der Marktgemeinde Nassenfels einen Kranz nieder.

Der Vorsitzende der Kreiskriegervereinigung Eichstätt Land, Franz Bayer, erinnerte an die zahlreichen Opfer der beiden Weltkriege, an die gefallenen Soldaten, die unzähligen Zivilisten, unschuldigen Frauen und Kinder sowie an diejenigen, die durch direkte Gewalt oder an den Folgen der Flucht und Vertreibung gestorben sind. Er dankte den Vertretern der Bundeswehr, die sich in ihren Einsätzen um die Erhaltung beziehungsweise Herstellung des Friedens bemühen, und appellierte an die Anwesenden, das Gedenken der vielen Opfer nicht zu vergessen: Stellvertretend für die vielen Getöteten las er die Namen der in Zell an der Speck gefallenen 18 deutschen und des einen amerikanischen Soldaten vor.

Mitglieder des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg an der Donau hielten Ehrenwache an der Stätte. Weitere Kränze legten der Kreisvorsitzende Martin Heiß vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. und Oberleutnant Overbeck a. D. sowie eine Abordnung im Auftrag von Standortältestem Oberst Busch der Pionierschule Ingolstadt ab. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete das von der Meilenhofener Blasmusik gespielte Lied "Der gute Kamerad", zu dem traditionell dreimal geschossen wurde.