Pfaffenhofen
Sternstunde zum Start

Beim ersten Memo-Konzert überzeugt die Sopranistin Josephine Renelt

03.08.2014 | Stand 03.09.2014, 15:37 Uhr

Eine ausdrucks- und eindrucksvolle Leistung bot die Sopranistin Josephine Renelt, Nachwuchstalent von der Münchener Musikhochschule - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Einen besseren Start in Max Pengers mittlerweile achten Zyklus der Memo-Konzertreihe kann man sich kaum vorstellen. Die Zuhörer in der sehr gut besetzten Stadtpfarrkirche erlebten ein Kirchenkonzert vom Feinsten mit einer Sängerin, die überragte.

Mit der Sopranistin Josephine Renelt hatte Penger eine Solistin verpflichtet, die an der Münchner Musikhochschule studiert und in der lyrischen Opernszene als Nachwuchshoffnung gilt. Was ihre Leistung im gestrigen kirchenmusikalischen Memo-Konzert aber anbelangte, hatte mit „Nachwuchs“ nichts mehr zu tun, das war in höchstem Maße professionell und ziemlich makellos.

Gleich, ob im Duett mit Tenor Andreas Stauber bei Felix Mendelssohn-Bartholdys 115. Psalm „Non nobis, Domine“ oder als Solistin mit der Arie „Ave maria stella“, Renelt beherrschte mit ihrer klaren Stimme, ihrem gefühlvollen Vibrato selbst höchste Lagen kraftvoll und traumhaft sicher. Das schien auch ihre solistischen Gesangspartner zu beflügeln, denn Tenor Andreas Stauber und Bassist Nikolai Ardey erwiesen sich als Partner, die sie hervorragend ergänzten. Und das alles vor dem Hintergrund des glänzend aufgelegten Kammerchores A-Cappella nova und des Kammerorchesters St. Johannes, das mit Blasinstrumenten verstärkt wurde und so nicht nur symphonischen, sondern insbesondere auch musikalischen Ansprüchen mehr als gerecht wurde.

Entgegen der Ankündigung im Programm hatte Max Penger die Reihenfolge umgestellt, so begann er mit Bartholdys 115. Psalm, dem das „Ave maria stella“ folgte, erst am Ende ertönte Mozarts „Regina coeli“ (KV 127). Was auch immer die Gründe waren, für die Zuhörer war die Musikdramaturgie bestens gelungen. Denn gleich der erste Satz des Psalms bot eine beeindruckende Klangfülle von Chor und Orchester, gefolgt von einem reizvollen zweiten Satz, in dem sich Tenor Andreas Stauber und Sopranistin Josephine Renelt sowohl solistisch als auch im Duett mit dem Chor gesanglich abwechseln, eine reife Leistung beider Solisten. Im dritten Satz hatte Bassist Nikolai Ardey dann Gelegenheit, mit einer der schönsten Arien Mendelsohns wieder einmal zu beweisen, dass er vollkommen zu Recht Pengers Bassist der Wahl ist. Der vierte Satz aber gibt dem Chor Gelegenheit, zunächst a cappella und achtstimmig sich auszuzeichnen, bis das Orchester einsetzt, wobei der Kontrabass mit gezupften Achteln klangliche Akzente setzt.

Ein „musikalischer Leckerbissen“ (Penger) erwartete das Publikum mit Mendelssohns Arie „Ave maria stella“, ein Paradestück für eine Sopranistin wie Josephine Renelt. Hier konnte sie ihre ganze stimmliche Gestaltungskraft voll ausspielen, mit glockenklarer Stimme und brillanten Höhen, die das Kirchenschiff bis in die letzte Bank erreichten und die Zuhörer faszinierten und beeindruckten.

Mit Mozart kann man beim Publikum nichts falsch machen, vielleicht hatte Max Penger deshalb dessen „Regina coeli“ an das Ende gesetzt. Dieses Werk stellt an die Solistin, Chor, Musiker und auch Dirigenten sehr hohe Ansprüche. Erneut Gelegenheit für Renelt, die Koloraturen mit beeindruckender Sicherheit zu bewältigen und für die Sänger, anspruchsvolle Chorliteratur „leichtfüßig“ zu interpretieren – ganz im Sinne Mozarts. Was um so eher gelingt, als dass mit Max Penger am Taktstock ein Dirigent das Ensemble leitet, der die Musik lebt und dem man die Freude ansehen kann, dass die relativ lange Durststrecke nach dem letzten Zyklus endlich überwunden ist.

So erlebten die Zuhörer ein Konzert, das wohl zu den Sternstunden der Memo-Reihe zählt, mit einer alles überstrahlenden Josephine Renelt, ohne die Leistung der anderen Künstler nur im Geringsten schmälern zu wollen. Renelt hatte allerdings den solistischen Löwenanteil zu bewältigen, was ihr auch über die Maßen gelang. Das honorierten die Zuhörer mit lauten „Bravo“-Rufen und mit Ovationen im Stehen, denn besser kann man seine Hochachtung vor ihrer und der Leistung des gesamten Ensembles nicht ausdrücken. Das geizte daher auch nicht mit einer Zugabe, und so erklang noch mal das jubelnde „Halleluja“ aus Regina coeli, und so mancher Zuhörer jubelte innerlich, ein großartiges Konzert miterlebt zu haben.