Aichach
Stereostrand: Viel Liebe am Start

Alle 5000 Tagestickets fürs Festival verkauft - Aichacher wünschen sich eine Fortsetzung

13.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:17 Uhr
Ein Heimspiel hatte The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra. Die Truppe um Josh Stadlmayer spielte zum Abschluss ihres Auftritts als Dank an alle Helfer Little Island in Croatia. −Foto: Bastian Brummer

Aichach (SZ) Aichach ist eine Festival-Stadt und hat ein Festival-Gelände!

Stereostrand 2019 hat alle Erwartungen erfüllt: gute Musik, bestes Wetter, Strandfeeling, Essen, Trinken sowie ein buntes Rahmenprogramm. Zwei Tage Open-Air-Party im Herzen der Paarstadt mit der besonderen Atmosphäre im Paartalpark rund um das ehemalige San-Depotgelände gehen in die Geschichte Aichachs ein. Das friedliche Fest wird den insgesamt 5000 Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben. Die gemeinschaftliche Willenserklärung lautet: "Auf ein Neues 2020! "

Zwei Tage feierten die Stereostrandfans auf der weitläufigen grünen Oase zwischen Paar und Griesbacherl, machten es sich auf Holzliegestühlen bequem oder genossen das besondere Flair auf selbst mitgebrachten Picknickdecken. Viele Familien mit kleinen Kindern nutzten das bunte Programm für die Jüngsten, die malen, basteln, oder sich im Graffiti sprayen versuchen konnten.

Als "super zufrieden, geschafft und erschöpft" bezeichnete Andreas Hager, einer der Hauptorganisatoren, seinen Zustand am Sonntagvormittag. Am Samstagabend hätten ihm teilweise gar die Worte gefehlt angesichts der überwältigenden Stimmung. Der Plan, ein Festival in Aichach, für Aichach und mit Aichachern auf die Beine zu stellen, mit dem schwebenden Damoklesschwert von Stereowald im Jahr 2015 über den Häuptern der Veranstalter, ist vollumfänglich aufgegangen. Musikalisch boten 20 Interpreten abwechslungsreiche Töne, die von Folk über Ska, Bluesrock, Hip Hop, Country und Gitarrenklängen bis hin zu Psychedelic so viel abdeckten, dass für jeden etwas dabei war. Allen voran die Headliner Neonschwarz aus Hamburg (am Freitagabend) und Dicht & Ergreifend aus Niederbayern (am Samstagabend) ließen den Funken überspringen und zogen das Publikum in ihren Bann.

Ziemlich genau 50 Jahre nach Woodstock, der Mutter aller Festivals, wurden auch im beschaulichen Aichach politische Töne angestimmt. Nicht nur die Musiker hatten klare Botschaften gegen Krieg, Gewalt und den Rechtsruck in der Gesellschaft im Gepäck. Josh Stadlmaier, maßgeblich an der Umsetzung von Stereostrand beteiligt, trat mit seiner Band The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra am Samstagabend als vorletzter Act auf. Nach dem Auftritt ließ er seinen Gefühlen freien Lauf: "Das hier ist unser Haus. Es ist ein Filetstück, das manche vermarkten wollen, um Geld damit zu verdienen", rief er in die laue Sommernacht. Seit den 90er-Jahren befinden sich die Proberäume der ehemaligen IG Rock, der viele der Organisatoren angehörten, am San-Depotgelände. Zusammen mit dem Jugend- und Begegnungszentrum, dem Theater- und Kunstverein und den Fischern hat sich dort ein kulturelles Zentrum entwickelt. Ob es Stereostrand 2020 tatsächlich wieder geben wird, ist nicht allein von den euphorisierten Veranstaltern abhängig. "Wir müssen mit der Stadt, Polizei und Feuerwehr sprechen", sagt Hager. Der Wunsch, es wieder durchzuziehen, sei aber sehr stark.

Leichte Anlaufschwierigkeiten gab es am Freitagabend bei der Getränkeausgabe, so dass manch Durstiger teilweise bis zu einer Stunde in der Schlange stehen musste. In einer Nachtkonferenz besprachen sich die Entscheider, wo es hakte und strichen am nächsten Tag kurzerhand zwei Mischgetränke von der Karte, stellten mehr Spüler und Helfer an die beiden Ausschankstellen. Problem gelöst. Erfreulicherweise gab es keine besonderen Vorkommnisse; weder Schlägereien, Verletzte noch sonstige negativen Ereignisse überschatteten das Stereostrandfestival. "Geil Aichach, ganz schön viel Liebe hier am Start", wie die Reggae- und Ska-Musiker aus Dresden passend dazu dichteten.