Heideck
"Sterben auf Raten"

Stadtrat Heideck lehnt Kompromiss des Schulamts vehement ab – Mehr Klassen gewünscht

23.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:27 Uhr

Heideck (HK) „Boshaftigkeit“ und „die wollen uns über den Tisch ziehen“, unterstellten die Heidecker Stadtratsmitglieder dem Schulamt und Koordinator Ottmar Misoph in der jüngsten Sitzung. Sie lehnten deshalb den Kompromiss, statt zwei Klassen wenigstens eine in der Heidecker Schule zu lassen, ab.

Der Grund: An der Mittelschule soll es bald nur noch eine 5. Klasse geben. Die älteren Kinder sollen nach Thalmässing. Schon ab diesem Herbst gibt es zu wenig Schüler, um in Thalmässing und Heideck jeweils eigene Klassen zu bilden. Mit insgesamt 15 bis 18 Schülern rechnet der Thalmässinger Schulleiter Ottmar Misoph, der Koordinator des Mittelschulverbunds Hilpoltstein-Heideck-Thalmässing. Doch die 5. Klasse ist natürlich nicht das alleinige Problem: Die niedrigen Schülerzahlen setzten sich in der 6. bis 9. Jahrgangsstufe fort, so dass auch hier eine Entscheidung zwischen Thalmässing und Heideck fallen muss.

Dem ausdrücklichen Wunsch Heidecks, in der örtlichen Mittelschule doch die 5. und 6. Klasse zu halten, wurde bei einer Sitzung mit den beteiligten Bürgermeistern, Landrat Herbert Eckstein und dem Schulamt eine Absage erteilt. Diese schlugen als Kompromiss vor, die 5. Klasse mit Schülern aus Heideck und Thalmässing in Heideck zu unterrichten, die Klassen 6. bis 9. jedoch in Thalmässing zu beschulen. „Die 5. Klasse ist eine Gelenkklasse. Hier werden sich die Schüler entscheiden, in welche Schule sie im Anschluss gehen.“ Wenn die Entscheidung jedoch für die Mittelschule gefallen ist, sollten laut Misoph alle Schüler ab der 6. Klasse nach Thalmässing: „Als Inklusionsschule stehen uns in Thalmässing für behinderter Schüler Sonderpädagogen zur Verfügung – diese kämen dann auch den schlechteren Hauptschülern zugute.“ Ein weiterer Punkt für Thalmässing ist der Status als Modusschule, der der Einrichtung größtmögliche Flexibilität bei der Gestaltung des Unterrichts gibt.

Doch um die Vor- oder Nachteile für die Schüler ging es den Heidecker Stadtratsmitgliedern nicht, als sie über den nun vorliegenden Kompromiss beraten sollten. Sie sahen ausschließlich ihren Schulstandort herabgewürdigt, wenn nur noch eine Klasse in Heideck bleibt. „Das ist kein Kompromiss, die wollen uns übers Ohr hauen“, wetterte Reinhard Wechsler (CSU). „Wir haben keine Chance, weil ein Koordinator, der in Thalmässing sitzt, regiert.“ Auch Helga Peter (CSU) ärgerte der Vorschlag: „Was hat Thalmässing, was wir nicht haben“, fragte sie und gab gleich selbst die Antwort: „Uns fehlt der Status als Projektschule und uns fehlt der Koordinator.“ Peter ist von der Zusammenarbeit im Verbund enttäuscht. „Das ist beschämend, das ist keine Partnerschaft.“

Reinhard Spörl (FW/UWG) schlug in die gleiche Kerbe: „Es ist eine gezielte Abtötung der Heidecker Schule; wir sollten nicht zusehen.“ Was Bürgermeister Ottmar Brunner (CSU) zu der Bemerkung hinriss: „In drei Jahren wird es die Mittelschulen in Thalmässing und Heideck sowieso nicht mehr geben.“ Richard Bayer (FW/UWG) bezeichnete den Kompromissvorschlag als „Versuch, uns über den Tisch zu ziehen“.

Reinhard Siegert (CWG) wertet die Entscheidung als „Sterben auf Raten“ und „Boshaftigkeit“. Und er geht sogar einen Schritt weiter. „Wenn Thalmässing unkooperativ ist, sollten wir lieber einen Schnitt machen – sollen doch alle nach Thalmässing und Hilpoltstein gehen.“

Einzig Gerhard Englisch (CSU) bot auch eine andere Sichtweise an: „Es ist nicht die Regierung an der Zusammenlegung schuld, sondern die nicht vorhandenen Kinder.“ Trotzdem sieht auch Englisch den Kompromissvorschlag als „schlechtes Geschäft“. „Was passiert, wenn wir dem Kompromiss nicht zustimmen, ist klar: Es entscheidet nicht das Schulamt, wir landen beim Koordinator, wir landen bei Misoph – mir schmeckt das nicht.“ Englisch erinnerte aber auch, dass nur wenige Eltern zum jüngsten Sprechtag gekommen seien. „Und wenn keiner kommt, heißt das für mich, dass es ihnen wurscht ist.“

Schulleiterin Claudia Hylla warb wortreich um die Zustimmung der Stadträte, „denn wir brauchen eine gute Zusammenarbeit im Mittelschulverbund“. Doch es war vergebens: Zwar stimmten immerhin sieben CSU-Mitglieder für den Kompromiss, doch es kamen genauso viele Gegenstimmen. Brunners Statement: „Abgelehnt! Es kommt, was kommt.“