Nürnberg
Steinewerfer gefasst

Zwei Männer haben zahlreiche große Steine und Holzplatten auf Autos und einen Zug im Raum Erlangen geworfen

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr
"Gott sei Dank ist kein Mensch umgekommen", sagte Polizeipräsident Roman Fertinger (zweiter von links) bei der Pressekonferenz. −Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Zwei junge Männer im Alter von 16 und 19 Jahren sollen zahlreiche große Steine und Holzpaletten auf fahrende Autos, Lastwagen und einen Zug im Raum Erlangen geworfen haben. Gegen die Verdächtigen wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen sowie wegen gefährlicher Eingriffe in den Straßen- und Bahnverkehr.

Wie durch ein Wunder kamen bei den zehn Taten keine Menschen ums Leben, sagte Polizeipräsident Roman Fertinger gestern in Nürnberg.

Ein Motiv für die Taten in der Nacht zum 9. Mai an den Autobahnen 3 und 73 sowie am Bahnhof Eltersdorf seien wohl eine "gewisse Langeweile" und ein "Kick" gewesen, den die jungen Männer gesucht hätten, sagte Kriminaloberrat Heinz Hanisch. Eine 28-köpfige Sonderkommission sei den Tätern seit knapp zwei Monaten auf der Spur gewesen.

Die Erleichterung war Polizeipräsident Fertinger anzumerken. "Wir können heute einen Erfolg verkündigen. Wir konnten die Steinewerfer dingfest machen", sagte er und zeigte auf vier jeweils vier Kilogramm schwere Pflastersteine, die vor ihm in Plastiktüten verpackt auf dem Tisch lagen. Um ein Haar hätte Blut an den Steinen geklebt. Nur um wenige Zentimeter hatte ein Stein den Beifahrer eines Lastwagens verfehlt. Der Mann wurde mit Verletzungen an der Hüfte ins Krankenhaus gebracht. Hätte der mausgraue Pflasterstein wenige Zentimeter weiter links die Windschutzscheibe durchschlagen, wäre der Beifahrer wohl am Kopf getroffen und tödlich verletzt worden.

In der Nacht zum 9. Mai waren die beiden Täter gemeinsam ins Auto gestiegen. Gegen 23 Uhr meldete ein Zugführer auf der Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg einen lauten Knall. In der Nähe des Bahnhofes des Erlanger Stadtteiles Eltersdorf waren Fenster des Zuges während der Fahrt zu Bruch gegangen. Heute wissen die Ermittler, dass die Steinewerfer mit dieser Tat erst die folgenschwere Nacht begonnen haben. Anschließend nehmen die beiden Täter die Autofahrer auf der Autobahn A3 ins Visier. Anschließend fährt das Duo über die A73 nach Baiersdorf im Norden der Hugenottenstadt. Auch hier hielten sie auf einer Brücke und warfen erneut Pflastersteine sowie zwei Holzpaletten auf die Autobahn.

Noch in der Tatnacht hatte sich ein Polizeihubschrauber vergeblich auf die Suche nach den beiden Steinewerfern gemacht. Daraufhin wurden Profiler aus München bei der Fahndung hinzugezogen. Schnell waren sich die Ermittler sicher, dass es sich bei den Tätern nur um Jugendliche aus der Region handeln könnte. Den Durchbruch brachte schließlich die Auswertung der Videoaufzeichnungen auf den Autobahnen: "Auf einem Video waren die späteren Beschuldigten zu sehen. Auch das Auto des Duos tauchte mehrfach auf. Am Ende blieben nur die beiden übrig", sagte Hanisch.

Nikolas Pelke