Wolnzach
Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Historischer Cirkel erforscht Gedenktafeln in der Wolnzacher Pfarrkirche - Vortragsreihe hat begonnen

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Künstlerisch besonders wertvoll ist dieses Epitaph des Ehepaares Aurberger, geschaffen vom Bildhauer Stephan Rottaler. −Foto: Fuchs

Wolnzach (WZ) Sie sind in Wänden und Boden verankert, manche innen, manche außen, oft gesehen, aber selten hinterfragt: Epitaphe, Grabsteine und Gedenktafeln in und an der Wolnzacher Pfarrkirche. Wem sind sie gewidmet, welche Geschichten erzählen sie? Das hat der Historische Cirkel erforscht - und sich auf eine Zeitreise begeben.

Schon allein der Begriff ist den meisten nicht geläufig, obwohl der Kirchenbesucher sie regelmäßig vor Augen hat: Epitaphe, ein Wort aus dem Altgriechischen, das so viel bedeutet wie in etwa "zum Grab gehörend". Etliche solcher Grabsteine finden sich in und an der Wolnzacher Pfarrkirche St. Laurentius, ganz unterschiedlich sind sie gestaltet, immer aber erzählen sie Geschichten: von "hoch- und wollgeborenen" Herren", "churfürstlichen Herrschaftsverwalterinnen", nicht selten kunstvoll gefertigt von bedeutenden Bildhauern ihrer Zeit.

Diese Geschichten erzählen, erforschen, sie auch Interessierten zugänglich machen - dem hat sich Rupert Fuchs vom Historischen Cirkel verschrieben. Lange hat er geforscht, mit Hilfe versierter Fachleute Inschriften übersetzen lassen, gestöbert, gesucht gesammelt. "Die Kirche und ihre Geschichte, das hat ihn schon immer interessiert", sagt Rudi Pfab, Vorsitzender des Vereins. "Er hat wahnsinnig viel Arbeit da hinein gesteckt."

An dieser Arbeit lässt Fuchs jetzt auch die Öffentlichkeit teilhaben, lud zu einem Vortragsabend - und hat seine Forschungen auch in einem Buch zusammengefasst. "Botschaften" hat er es überschrieben, Botschaften, die ihm die Grabplatten und Gedenksteine erzählt haben. "Es gibt inzwischen viele Druckwerke über Wolnzach, die die Pfarrkirche selbst betreffen oder in denen die Pfarrkirche einen wesentlichen Teil einnimmt", so Fuchs. Betrachte man sie, so stelle man fest, dass in allen teilweise über die Epitaphe berichtet werde, aber keine vollständige und umfassende Wiedergabe der Aufschriften existiere. Diese Lücke sei durch sein Buch nun geschlossen.

Wo befinden sich die Tafeln und Platten? Das erklärt der Autor an einem Grundriss der Kirche, auf dem die einzelnen Objekte numeriert sind. Die Nummer 1: der große Grabstein des "Leopold Heinrich von Elsenheimb" - er befindet sich in der Elsenheimer Kapelle gleich neben der Türe. Datiert auf das Jahr 1715 benennt er auch den Rang des Mannes, der das Wolnzacher Wasserschloss erbauen ließ: "Generalwachtmaister zu Fuess", heute in etwa vergleichbar mit einem Generalmajor. Elsenheim war Teilnehmer an der Schlacht um Belgrad gegen die Türken und ließ sich als Beute eine Türkin nach Wolnzach mitbringen. Selbige wurde im März 1690 auf den Namen "Maria Franziska"getauft und aus der geborenen "Turca" wurde eine "Edle von Turcia", wie Fuchs im Pfarrmatrikel herausfand. Der letzte Elsenheimer, Franz Anton, war es laut Fuchs, der die Errichtung des Kapuzinerklosters in Wolnzach einleitete. Über ihn ist im Sterbematrikel zu lesen: "Im Jahre 1725, am 23. diesen Monats, (...) am 4. September in der Kapelle der seligen Jungfrau Maria, habe ich in die eigene Kruft der Familie von Elsenheim, als sich der Tag gegen Abend neigte, den letzten Elsenheimischen Sonnenstrahl, den letzten Spross der hochberühmten Familie, dieser Erde übergeben."

Die Bodenplatte für Ursula von Merkl, der churfürstlichen Herrschaftsverwalterin, im Quergang zur Elsenheimer Kapelle an der Nord-West-Ecke, datiert auf das Jahr 1738, ist nur mehr schwer lesbar, so Fuchs. Die Abnutzung der Schrift und die Tatsache, dass sie mit den anderen Platten nicht im Verbund liegt, lasse vermuten, dass sie einst anderswo lag. Sie erzählt von der "wohledl gestrengen Frau Maria Ursula Merklin Churfrtz, Herschaftsverwallterin allhier, mit zwei Kindern Aloysia und Maria Anna". Fuchs fand zu besagter Frau Maria Ursula heraus, dass generell Frauen, auch den Hauptpflegerinnen, jede Einmischung in das Amt ausdrücklich untersagt war. Bemerkenswert ist auch das Epitaph des Veit Aurberger und seiner Gattin Barbara, "Pfleger in Wolnzach und Stadt-richter in Pfaffenhofen", datiert auf 1533: Es stellt nämlich das Hauptwerk des Bildhauers Stephan Rottaler dar, einem der renommiertesten Künstler der damaligen Zeit.

Die Gedenktafel für die Pfarrherrn Michael Heigl und Michael Dirnberger - sie befindet sich an der ersten Säule gegenüber der Kanzel - steht für die geschichtlichen Hintergründe zur Kirchenerweiterung von St. Laurentius in den Jahren 1912/13. Dazu weiß Rupert Fuchs: Der Vermögensverlust des damaligen Kirchenbauvereins war dafür verantwortlich, dass kein Neubau der Kirche erfolgte. Vieles gibt es noch zu erzählen, einiges Rupert Fuchs noch herausgefunden über Tafeln und Grabsteine in und an der Wolnzacher Pfarrkirche. Das wird Gegenstand eines weiteren Vortragsabends sein, den unsere Zeitung rechtzeitig ankündigen wird.

 

Karin Trouboukis