Eichstätt
Steinerne Geige

Ausstellung des Berliner Malers Hans-Joachim Zeidler ist ab jetzt im Landratsamt Eichstätt zu sehen

23.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:42 Uhr
Martin Röper zeigt das faszinierende Werk einer aus einem Meteor entspringenden Geige. −Foto: Bader

Eichstätt - Seepferdchen im Zebrastreifenlook, eine aus dem Bild entsprungene Katze, die unwirkliche Spiegelung eines Segelboots und eine aus einem Meteor emporragende Geige: Die Lithographien des Berliner Malers Hans-Joachim Zeidler schwanken zwischen Surrealismus und purer Phantasie, zwischen Verfremdung und einem verstörend freien Blick auf die Wirklichkeit.

Eine kleine Auswahl der Arbeiten des 2010 verstorbenen Berliner Malers ist derzeit im Eichstätter Landratsamt zu sehen.

Die meisten Werke des Künstlers sind nicht wie zu erwarten in der Bundeshauptstadt, sondern im vergleichsweise kleinen Solnhofen zu finden: Hans-Joachim Zeidler hat seinen Nachlass nämlich wenige Jahre vor seinem Tod dem Bürgermeister-Müller-Museum vermacht. Rund 250 Arbeiten sind dort in wechselnden kleinen Ausstellungen zu sehen. 16 dieser Werke sind nun ausnahmsweise in der Residenz zu finden.

Hans-Joachim Zeidler fasziniert vor allem durch die wie mit einer Messerklinge gezogene Schärfe seiner Pinselstriche. Beispielsweise in dem Bild von einem Ballon, an dem an aufspleißenden Seilen ein aus der Erde gerissener, riesiger Erdbrocken hängt, der sogar noch eine kleine Hütte trägt. Links und rechts des verwunschenen Gebäudes winden sich Bäume mit fein verzweigten Ästen gen Himmel, während die Wurzeln aus der Erde ragen und nach Halt zu suchen scheinen.

"Die Bilder von Hans-Joachim Zeidler haben mich schon immer fasziniert, ich habe mir selbst zwei seiner Werke gekauft, noch lange bevor die Sammlung in unser Museum kam", sagt Martin Röper, Wissenschaftlicher Direktor und Kurator des Solnhofener Museums. "Und da kam der Gedanke, dass wir so etwas auch für das Museum brauchen. " Der Kontakt mit dem Maler, der durch einen Fossiliensammler aus Berlin mit persönlichen Verbindungen nach Langenaltheim zustande kam, gipfelte schließlich darin, dass das Museum eine stattliche Anzahl der Werke bekam. "Wir haben im Prinzip sein gesamtes Erbe", so Röper.

Das Faszinierende: Die Drucke sind nicht nur in der Eichstätter Residenz und im Museum zu bewundern, ein großer Teil der Lithographien kann auch heute noch erworben werden. "Hans-Joachim Zeidler hat meistens zwischen 50 und 100 Exemplare angefertigt", sagt Röper. "Was wir nicht nur einmal haben, gibt es auch zu kaufen. " Und das ist bei allen Bildern, die im Landratsamt hängen, der Fall. Wer sich also in eine Arbeit verliebt, kann einen Abzug im Museum erwerben. Und das zu erschwinglichen Preisen: "Wir verlangen nicht mehr, als der Künstler damals dafür wollte", so Röper. Das Gros der Arbeiten bewegt sich damit zwischen 100 und 200 Euro.

"Ich freue mich sehr, dass seit heute auch in Eichstätt ein Teil dieses Stiftungsschatzes zu sehen ist", betont der stellvertretende Landrat Bernhard Sammiller. Und Solnhofens Bürgermeister Tobias Eberle schlägt in die gleiche Kerbe: "Es ist eine kleine, aber sehr feine Ausstellung, die für Bürger wie Besucher einen Mehrwert bei einem Besuch in der Residenz bringt. "

Die Ausstellung mit Werken von Hans-Joachim Zeidler ist bis 30. September zu den regulären Öffnungszeiten kostenlos im ersten Obergeschoss des Landratsamtes zu sehen.

HK