Statt Pinsel Kamera und Photoshop

05.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:18 Uhr

Frank Wairer ist äußerst vielseitig und unterhält bei der Ausstellungseröffnung mit selbst geschriebenen Liedern. - Fotos: Karch

Thalmässing (HK) Sein Werkzeug sind nicht Pinsel und Farben, sondern Fotoapparat und Computer: Mit diesen Hilfsmittel entstehen ganz besondere Bilder, von denen der Schwabacher Autodidakt Frank Wairer derzeit eine Auswahl im Thalmässinger Bunker zeigt.

Eigentlich seien die Bilder nicht verfremdet, stellt Pfarrer Jürgen Konert in seiner Begrüßung fest. Sobald sich der Betrachter nämlich mit den Bildern auseinandersetze, seien sie nicht mehr fremd, lösten sie Assoziationen aus und lüden dazu ein, in ihnen zu lesen und das Dargestellte neu zu entdecken. Dieser Empfehlung des Hausherrn folgen am Sonntagabend die Besucher der Ausstellung von Frank Wairer im Bunker gern.

Der stellt sich den Gästen auf eine besondere Art und Weise vor: Er singt eine selbst geschriebene Moritat vom Raubritter Hans Thomas von Absberg, der seinen Spitznamen "Händehacker" nicht zu Unrecht trug. Allzu gern schickte er nämlich abgehackte Hände seiner Opfer an die Angehörigen, um seiner Lösegeldforderung Nachdruck zu verleihen. Zwar auch von Absberg, aber in ganz anderer Weise, handelt das zweite Lied, das eine zauberhafte Abendstimmung schildert.

Auf die Idee, Lieder, die so gar nicht zur Ausstellung passen, zu singen, kam der Journalist Wairer eher durch einen Zufall. Er erzählt, dass er über das Leben versteckter jüdischer Kinder im Krieg recherchiere und dabei in Berlin Harald Grosser kennengelernt habe. Der schilderte seine Kindheit, in der er mit seiner Mutter jahrelang versteckt gelebt hat. Wenn andere in den Luftschutzkeller lieferten, nutzte seine Mutter die Leere des Hauses und tanzte für ihren Jungen.

Diese Schilderung kam Wairer recht unglaubwürdig vor, bis er beim Aufhängen seiner Bilder für die Ausstellung in Thalmässing auf die Ausdruckstänzerin Bettina Paletta stieß, die im Bunker eine Schnupperstunde vorbereitete. Sie erhielt ihre Ausbildung unter anderem an der Gret-Paluccca-Schule in Dresden, die nach einer Ausdruckstänzerin benannt ist, nach deren Vorbild Harald Grossers Mutter tanzte. "Meine Vorbehalte gegen Grossers Geschichte sind damit kleiner geworden. Und man sieht damit, welche ungeahnten Verknüpfungen es bringt, sich künstlerisch zu betätigen."

Positive Rückmeldung

Auch wenn sich Frank Wairer schon länger als Fotokünstler betätigt, eine positive Rückmeldung auf seine Werke bekommt er erst seit etwa eineinhalb Jahren. Dazu gehört es beispielsweise auch, dass das Amtsgericht Schwabach das Bild "Mittelalterliche Stadt" erworben hat. Er freut sich, dass mit seiner Arbeit "Dinge entstehen, die über den Zeitungsalltag hinaus wirken".

Skulpturen des Holzbildhauers Andreas Kühnlein, der im Heilsbronner Münster und im Nürnberger Tuchergarten ausstellte, haben Wairer zu seinen Bildern angeregt. Die Fotografien der Skulpturen hat er mit seinen Techniken überarbeitet, so dass neue Interpretationen wie "Im Bischofsgarten" entstanden. "Ich habe versucht, einen neuen Ausdruck zu finden", erzählt er. Die Vorstellungen, mit denen er an ein digitales Bild herangehe, seien dabei sehr vage. "Das ist ein Probieren. Irgendwann ist dann ein Punkt, an dem eine Assoziation entsteht, die ich zu verstärken versuche." Das ist ihm beispielsweise beim Bild "Glauben: Die Offenbarung" gelungen, das ursprünglich Skulpturen vor Kirchenfenstern zeigte, die sich nun in Engel verwandelt haben.

"Filtern, die Wahl von Ausschnitten und das Wegschneiden von Überflüssigem" sind seine Werkzeuge, wobei er festgestellt hat, dass die Intensität der Aussage oft durch die Reduktion entsteht. Seine Themen sind oft religiös, kein Wunder, hat Wairer doch Theologie studiert. "Ich müsste mich anstrengen, wenn ich keine religiösen Themen mehr verwenden wollte."