Nürnberg
Startschuss für neue Dienstwaffen

Bayerns Innenminister Herrmann kündigt an: Mehr Polizisten sollen Elektroschockpistolen bekommen

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Mit Elektroschockpistolen, sogenannten Tasern, können Täter kurzzeitig kampfunfähig gemacht werden. - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Mit "Taser"-Waffen sollen zukünftig mehr Polizisten in Bayern ausgestattet werden. Nach einer Testphase bei den Spezialkommandos sollen nun auch die Unterstützungskommandos beispielsweise der Bereitschaftspolizei die Elektroschockpistolen bekommen.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat gestern im Polizeipräsidium in Nürnberg angekündigt, dass der Freistaat für die Neuanschaffung rund 100 000 Euro in die Hand nehmen werde. Dabei hat Herrmann ausgeschlossen, dass auch normale Streifenwagen mit den Distanz-Elektroimpulsgeräten ausgerüstet werden.

Nicht immer ist in Gefahr und Not der Mittelweg die schlechteste Wahl: Wenn der Einsatz von Schusswaffen zu extrem, der Gebrauch von Pfefferspray aber zu gering erscheint, greifen Spezialkommandos im Freistaat zur "Elektropistole". Und das schon seit zehn Jahren offensichtlich so erfolgreich, dass Innenminister Herrmann gestern in Nürnberg verkündet hat, neue Distanz-Elektroimpulsgeräte für die Polizei anschaffen zu wollen.

Aus einer Entfernung von maximal 7,50 Meter können Opfer mit dem Taser außer Gefecht gesetzt werden. Die Waffe feuert elektronische Pfeile auf potenzielle Missetäter. Eine hohe Spannung von über eintausend Volt sorgt dafür, dass die Zielperson für kurze Zeit kampfunfähig ist. Der Vorteil gegenüber der Schusswaffe liegt auf der Hand: Der Taser hinterlässt kein Loch im Körper. In der Stärke der Waffe liegt freilich auch ihre Schwäche. In extremen Notfallsituationen, wenn Leib und Leben bedroht seien, könne die Elektroschockpistole laut Herrmann nicht verwendet werden.

An einem realen Fallbeispiel verdeutlichte der Innenminister konkrete Einsatzgebiete. Bei einem Vorfall in Nürnberg seien Polizisten von einer Person mit einer Eisenstange bedroht worden. Die Streifenbeamten hätten erst versucht, den Querulanten mit Pfefferspray zu überwältigen. Als der Mann mit der Eisenstange auf die Polizisten losgehen wollte, hätten die herbeigeeilten Spezialkräfte den Mann mit dem Taser zunächst kurzzeitig gelähmt und danach überwältigt. Damit nicht immer das Spezialkommando gerufen werden muss, sollen nun auch die Unterstützungskommandos flächendeckend in Bayern mit den Elektroschockpistolen ausgerüstet werden, die in den 90er-Jahren in Amerika erfunden wurden. In Bayern wird die Waffe im Vier-Mann-Team eingesetzt. Diese Einsatztaktik habe sich laut Manfred Jahn, Taser-Experte bei der Polizei, bewährt. So häufig wie in Amerika wird die neuartige Waffe in Bayern nicht gebraucht.

In den vergangenen zehn Jahren sei die Elektrowaffe in Bayern nur rund 40-mal zum Einsatz gekommen, erklärte der Innenminister weiter. Die geringe Einsatzzahl (rund drei- bis viermal pro Jahr) zeige, dass die Waffe "kein Allerweltseinsatzmittel" sei. Nur "unter ganz bestimmten Voraussetzungen" würde die Elektroschockpistole die Arbeit der Polizei erleichtern. Herrmann betonte, dass die normalen Streifenwagen nicht mit einer Elektrowaffe ausgestattet werden. Dafür seien die nicht-tödlichen Spezialpistolen zu teuer. Rund 1500 Euro kostet ein Exemplar des verwendeten Modells. Insgesamt will der Freistaat in die Taser-Ausrüstung der 13 bayerischen Unterstützungskommandos knapp 100 000 Euro investieren. In einem Jahr möchte Herrmann den erweiterten Einsatz der Elektroschockpistolen bewerten.