Manching
Start mit einem Grönemeyer-Songbook

Gerhard Halbig und Uwe Sieblitz leiten in Manching fünf verschiedene Musikverlage – und erhielten einen Editionspreis

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Leiten fünf verschiedene Musikverlage: Verlagsleiter Uwe Sieblitz und Inhaber Gerhard Halbig (rechts) - Foto: Schulze-Reimpell

Manching (DK) Das Haus ist klein, unscheinbar und etwas versteckt im Manchinger Gewerbegebiet. Und es beherbergt einen der größten Musikverlage Deutschlands. Genau gesagt sind es sogar fünf Verlage, alle im Besitz des gebürtigen Ingolstädters Gerhard Halbig. Alle finden Raum auf den zwei Etagen in der Schreinerstraße 8.

Außer einigen kleinen Büros besteht der Verlag hauptsächlich aus einem geräumigen Lager über zwei Stockwerke. Rund 3000 verschiedene Notenbücher können derzeit ausgeliefert werden. Manche haben nur eine minimale Auflage. Die wieder aufgelegten Exemplare sind oft nichts anderes als professionell geheftete Fotokopien. Für Halbig (54) aber ist es Ehrensache, dass auch seltene Literatur weiterhin genutzt werden kann. „Wir wollen, dass diese Werke nicht endgültig vergessen werden. Das ist für mich ein kultureller Auftrag.“

Für seine Bemühungen ist Halbig nun belohnt worden. Kürzlich ist er mit dem Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“ des deutschen Musikverlegerverbandes ausgezeichnet worden. Ein Preis, der ihn sehr ermutigt habe, ihn stolz mache, sagt er. Bekommen hat er ihn für die Reihe „Jazz-Club“ von Andy Mayerl und Christian Wegscheider. Eine schöne und vor allem benutzerfreundlich aufgemachte Ausgabe im praktischen Ringbuch-Design.

Bis zu diesem Erfolg war es für Halbig ein weiter Weg. Nach einer Ausbildung als Großhändler arbeitete der gebürtige Ingolstädter im Musik-Großsortiment Barbara Görz. Dort wurde sein Interesse an Noten geweckt. Vor ungefähr 25 Jahren entschied er sich daher, den Dux-Verlag zu kaufen. Der Notenverlag ist im besten Sinne ein Publikumsverlag, der Populärliteratur herausgibt. Damals allerdings ging es dem Unternehmen schlecht. Der Altverleger war gestorben, es gab keine überzeugende Nachfolgeregelung. Inzwischen hat sich das deutlich geändert. Halbig ist es sogar einmal gelungen, ein Notenwerk auf die allgemeine Bestsellerliste zu bringen – und „das ist bis heute wahrscheinlich einzigartig“. Das populäre Buch heißt „Das Ding“ und präsentiert bekannte Liedtexte und dazu passende Harmonien.

Kurz nach der Verlagsübernahme lernte Halbig auch seinen heutigen Verlagsleiter Uwe Sieblitz kennen. Beide spielten in der gleichen Band Tanzmusik, Halbig als Bassist, Sieblitz als Keyboarder und Klarinettist. Schon bald arbeitete man auch im Verlag zusammen. Sieblitz, der eigentlich gerne Klarinettist geworden wäre, die Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule aber nicht bestand und daher BWL studiert hatte, übernahm es, ein Herbert-Grönemeyer-Songbuch zu erstellen. Die Arbeit machte großen Spaß, Sieblitz hatte das Gefühl, sich wieder mit den Dingen zu beschäftigen, die ihn eigentlich interessierten. Und so wurde der Grundstein gelegt für eine bis heute andauernde Zusammenarbeit. Inzwischen ist Sieblitz freiberuflich arbeitender Verlagsleiter.

Allerdings hat Halbig in den vergangenen Jahren noch weitere Verlage aufgekauft – fast immer, weil es nach dem Tod des Altverlegers keine überzeugende Nachfolgeregelung in den jeweiligen Familienunternehmen gab. So kamen nacheinander der Holzschuh-Verlag (mit viel Akkordeon-Literatur, Flöten- und Violinschulen und Klaviermusik), der Preißler-Verlag (mit Volksmusik), der Verlag Walter Wild (spezialisiert auf Schweizer Volksmusik) und der Musikverlag Andreas Wiegand (mit Editionen speziell für Schulorchester) zum Firmenimperium hinzu.

Leichter geworden ist das Geschäft in den vergangenen Jahren allerdings nicht. „Wir leiden natürlich an der digitalen Veränderung“, sagt Halbig. Denn inzwischen findet sich illegal ins Internet gestelltes Notenmaterial zum Herunterladen in Hülle und Fülle. „Unsere Chance ist es, gut lesbare, gut editierte und gebundene Ausgaben herauszugeben. Auf die Dauer macht es keinen Spaß, aus einer Losesblatt-Sammlung zu spielen“, erklärt Sieblitz. Große Steigerungsraten bei Umsatz und Gewinn sind nicht zu erwarten. „Um erfolgreich zu sein, muss man wirklich sehr hart arbeiten“, sagt der Verlagsleiter.

Da bleibt wenig Zeit für Hobbys. Musik ist für die beiden Verlagsleute nach wie vor Leidenschaft. Sie spielen ihre Instrumente und besuchen Konzerte – in letzter Zeit zunehmend Klassik. So ist Sieblitz Abonnent beim Georgischen Kammerorchester und Halbig geht regelmäßig zu den Münchner Philharmonikern.