Brüssel
Start frei für Kapitalmarktreform

EU-Kommission will Unternehmen zu einfacherer Finanzierung verhelfen

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Brüssel (AFP) Die EU-Kommission hat den Startschuss für die Reform des europäischen Kapitalmarkts gegeben, um Firmen grenzüberschreitend eine einfachere Finanzierung zu ermöglichen. Dabei sollen die Unternehmen nicht nur auf ihre Banken setzen, sondern vermehrt auch auf Investoren.

Die EU-Kommission in Brüssel forderte gestern Akteure der Finanzbranche, Unternehmen sowie Interessenverbände auf, ihre Vorstellungen in einer dreimonatigen Konsultationsphase zu äußern. Im Anschluss will die Behörde einen Aktionsplan erarbeiten, dessen wesentliche Elemente bis zum Jahr 2019 umgesetzt werden sollen. Bestandteile sollen auch die seit der Finanzkrise umstrittene Wertpapierverbriefung und eine Überarbeitung der Richtlinie zu Verkaufsprospekten für Finanzprodukte sein.

Die Kapitalmarktinitiative sei „ein Schlüsselbestandteil“ der europäischen Anstrengungen, bessere Bedingungen für Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen, sagte EU-Finanzkommissar Jonathan Hill. „Die Kapitalmarktunion soll Finanzmittel frei machen, die zwar ausreichend vorhanden, aber zurzeit gebunden sind.“

Ein Teil der Kommissionsinitiative zielt auch auf sogenannte hochwertige Verbriefungen von Wertpapieren. Hierzu findet eine eigene Konsultation statt. „Wir werden nicht zu den schlechten alten Tagen der subprime mortgages zurückkehren“, sagte Hill mit Blick auf komplizierte Finanzprodukte mit Hypothekendarlehen, die Auslöser der Finanzkrise waren. „Unsere Tür bliebt für hochkomplexe, undurchsichtige und risikoreiche Verbriefungsinstrumente fest verschlossen.“ Ziel seien vielmehr „standardisierte Produkte“ nach Vorgaben der Europäischen Zentralbank.

Überarbeitet werden soll auch die Richtlinie für Prospekte für Finanzprodukte, die Anleger über Chancen und Risiken aufklären sollen. Ihre Erstellung sei für die Unternehmen „kostenintensiv und mit erheblichem Verwaltungsaufwand verbunden, da ausführliche Informationen oftmals hunderte von Seiten erfordern“, erklärte die Kommission. „Für Anleger kann es wiederum sehr schwierig sein, bei sehr umfangreichen Informationen den Überblick zu behalten.“ Ziel der Initiative sei es, den Unternehmen die grenzübergreifende Kapitalbeschaffung zu erleichtern und gleichzeitig einen „wirksamen Anlegerschutz zu gewährleisten“.

Der Bundesverband deutscher Banken begrüßte die Initiative. „Damit wir der Wirtschaft neue Finanzierungsmöglichkeiten erschließen können, ist ein solider Regulierungsrahmen notwendig“, erklärte Verbandspräsident Jürgen Fitschen.