Starker Tobak im Kampf um Kundschaft

18.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:25 Uhr

Ingolstadt (hri) Mit harten Bandagen wird offenbar in der Branche der Zigarettenautomatenaufsteller gekämpft. Die Ottobrunner Gesellschaft Cigaretten Ostermeier kann ein Lied davon singen, seitdem sie zum 1. Oktober die Gaimersheimer Tabakwarengroßhandlung Werner Haunschild samt aller 14 Mitarbeiter übernommen hat. In der Folgezeit sind ihr bislang acht Automaten gestohlen worden.

Wenige Tage nach der einvernehmlichen Übernahme von Haunschild waren die Unregelmäßigkeiten losgegangen. Unbekannte tauchten in Gaststätten oder Spiellokalen auf, in denen Zigarettenautomaten der Firma Ostermeier aufgestellt waren. "Sie haben sich als unsere Mitarbeiter ausgegeben und die Automaten einfach mitgenommen", sagt Dirk Geis, Assistent der Geschäftsleitung der Ottobrunner Gesellschaft. Acht Automaten seien inzwischen gestohlen worden, nur zwei seien wieder aufgetaucht – der eine aufgebrochen und ausgeräumt in einem Waldstück bei Kelheim, der andere auf dem Haunschild-Gelände in Gaimersheim. Pikanterweise sollen es ausgerechnet Beschäftigte eines Mitbewerbers aus der Region gewesen sein, die das Gerät brachten.

Die Automaten waren unter anderem in Gaststätten an der Krumenauerstraße, am Münzbergtor und an der Schleifmühlgasse verschwunden. Mitunter sollen die Abholer sich als Angestellte des beschuldigten Konkurrenten ausgegeben, das Ostermeier-Gerät jeweils eingepackt und ein eigenes dafür aufgestellt haben. "Dabei soll behauptet worden sein, dass Haunschild insolvent ist und alte Lieferverträge mit ihm nicht mehr erfüllt werden", berichtet Dirk Geis. "Inzwischen haben wir eine Einstweilige Verfügung erwirkt, die das untersagt." Der Mitbewerber dürfe demnach auch keine Automaten der Firma Ostermeier mehr entfernen. Andernfalls drohe ein Ordnungsgeld von 250 000 Euro.

Der Chef des beschuldigten Unternehmens sieht das ganz anders: "Wenn der Kunde uns damit beauftragt, ein Gerät mitzunehmen, dann machen wir das." Nach seiner Darstellung sei es gängige Praxis in der Branche, dass Automaten von Konkurrenten mitunter abgebaut und entfernt würden. "Die werden dann eingelagert und zurückgegeben. Es wird kein Automat verschwinden, ohne es dem Ostermeier zu sagen." Auch ihm passiere es, dass Mitbewerber seine Geräte gegen eigene tauschten, aber er habe deshalb noch nie jemanden angezeigt. "Das Ganze wird sich in Wohlgefallen auflösen", ist der Automatenaufsteller überzeugt.

Viel Rauch um nichts also? Ob es sich nur um harten Konkurrenzkampf oder tatsächlich um Straftaten handelt, versucht die Kripo Ingolstadt derzeit zu klären. Ihr liegen mittlerweile drei Strafanzeigen wegen Diebstahls vor, vier weitere hat die Firma Ostermeier gestern erstattet.

Ergebnisse der Kriminalisten stehen noch aus: "Wir prüfen erst, ob hier strafbare Handlungen vorliegen und stehen im Kontakt mit der Staatsanwaltschaft", erläuterte Polizeisprecher Heinz Rindlbacher den Stand der Nachforschungen. Seine Kollegen würden außerdem dahingehend ermitteln, ob der Mitbewerber wirklich etwas mit den angezeigten Diebstählen zu tun hat.