Brunnen
Starke Vorbehalte gegen Kiesabbau

Bei Kaltenthal sollen 800000 Kubikmeter abgebaut werden - die Gemeinde hat nicht wirklich viel mitzureden

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:15 Uhr
Der Abbau von Sand und Kies - hier eine Grube zwischen Oberlauterbach und Gröben - ist im Schrobenhausener Land nichts Ungewöhnliches. Im Brunnener Gemeinderat will man sich aufgrund eines aktuellen Antrags bald mal grundsätzlich über das Thema unterhalten. −Foto: M. Schalk

Brunnen - 800000 Kubikmeter Kies möchte ein Unternehmer auf einem mehr als fünf Hektar großen Grundstück zwischen Kaltenthal und der Staatsstraße 2043 (Niederarnbach-Klosterberg) abbauen.

Damit konnten sich die Brunnener Gemeinderäte aus mehreren Gründen nicht anfreunden, unter anderem auch wegen der Qualität des zur späteren Wiederverfüllung vorgesehenen Materials.

Das Problem an der Sache: Der "Antrag auf Vorbescheid zum Abbau von Sand und Kiessand mit Wiederverfüllung und Rekultivierung", der dem Gemeinderat vorlag, ist im Grunde nichts anderes als ein Bauantrag. Das heißt: Für die Genehmigung ist das Landratsamt zuständig, die Gemeinde kann lediglich ihr Einvernehmen erteilen oder eben nicht. "Wir als Gemeinde werden nur angehört und haben kein Mitspracherecht", erklärte Bürgermeister Thomas Wagner (CSU). Wenn die Gemeinde ihr Einvernehmen verweigern wolle, müsse sie das gut begründen können, ansonsten genehmige das Landratsamt den Antrag dennoch. Eine Argumentation nach dem Motto "Wir wollen eigentlich keinen weiteren Kiesabbau" genüge da sicherlich nicht.

Vor allem Anton Widmann (Hohenried) äußerte starke Bedenken gegen die geplante Verfüllung mit Material der Einbauklasse Z1.2. Dabei handelt es sich nicht mehr um reinen Bodenaushub, sondern auch um Bauschutt, aber keineswegs um Sondermüll. Widmann meinte, dass bei dem Antrag gar nicht unbedingt der Kiesabbau im Vordergrund stehe: "Das eigentliche Geschäft ist die Wiederverfüllung. " Deswegen müsse man ganz genau aufpassen, welches Material da in den Boden komme. Johannes Degen (Hohenried) wies darauf hin, dass die gesamte Gemarkung Hohenried nitratgefährdetes Gebiet sei. In der Debatte mehrten sich Stimmen, die Gemeinde dürfe nur maximal Z1.1-Material akzeptieren. Das könne die Gemeinde zwar fordern, meinte Ludwig Berger von der Verwaltungsgemeinschaft, stellte aber ebenfalls klar, dass die Entscheidung darüber - in Absprache mit dem Wasserwirtschaftsamt - das Landratsamt fälle.

Auch gegen den Kiesabbau an sich gab es Vorbehalte. Für Roland Weiß (Brunnen) stellte sich die "grundlegende Frage", wie weit die Gemeinde Brunnen Kiesabbau zulassen wolle. Er befürchte, dass da in nächster Zeit noch weitere Anträge kommen könnten, und bat darum, das Thema in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen grundlegend zu besprechen.

Der Abbau, um den es im aktuellen Antrag geht, ist auf mehr als 20 Jahre ausgelegt. In dieser Zeit sollen aus der Grube am Waldrand nordwestlich von Kaltenthal - die Flächen werden jetzt noch als Acker genutzt - 800000 Kubikmeter Sand und Kiessand geholt werden. Pro Jahr wären das im Schnitt rund 35000 Kubikmeter. Dafür wird auf einem gut fünf Hektar großen Grundstück bis zu 20 Meter in die Tiefe gegraben. Danach soll die Grube verfüllt und rekultiviert werden. In spätestens 25 Jahren soll das alles abgeschlossen sein. Die Zufahrt zur Grube soll nicht über Kaltenthal, sondern über bereits bestehende Waldwege zur im Westen des Geländes verlaufenden Staatsstraße erfolgen. Die Wege sollen dazu auf eine Breite von viereinhalb Metern ausgebaut werden.

Richard Bäuerle (Hohenried) legte Wert darauf, dass in die Zufahrtswege Ausweichbuchten eingebaut werden - sonst, befürchtete er, werde sich mit der Zeit ein Einbahnverkehr entwickeln und die schweren Kieslaster dann doch durch Hohenried donnern. Auch wies er auf die Möglichkeit hin, dass die Kiesgrube Wasseradern durchschneiden könne. Das, meinte Wagner, müsse sich das Wasserwirtschaftsamt anschauen.

Die Frage, wie sie sich entscheiden sollten, wurde den Gemeinderäten ganz offenbar immer schwerer. Sie legten aber Wert darauf, den Willen der Gemeinde dem Landratsamt gegenüber deutlich kundzutun. Doch wie sollte dieser Wille aussehen? Hier handle es sich um eine "tiefgreifende Maßnahme", meinte Dritter Bürgermeister Hans Schmid (Brunnen), da sollte doch , bevor man sie fällt, ein Fachmann in den Gemeinderat kommen, das Vorhaben erklären und Fragen beantworten. Die Idee, der Unternehmer solle einen neutralen Geologen damit beauftragen, den Gemeinderäten den geplanten Kiesabbau vorzustellen, redete Ludwig Berger den Ratsmitgliedern schnell aus: Dazu könne die Gemeinde den Unternehmer nicht verpflichten, dafür gebe es keine Handhabe.

Schließlich beschloss der Gemeinderat einvernehmlich, den Antrag erst einmal zurückzustellen und den Unternehmer zu bitten, in der nächsten Gemeinderatssitzung sein Vorhaben vorzustellen und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Außerdem dürften mehrere Ratsmitglieder darauf drängen, dass in nächster Zeit wirklich einmal grundlegend über das Thema Kiesabbau geredet wird und auch darüber, welche Möglichkeiten es für die Gemeinde gibt, den zu steuern.

SZ

Bernd Hofmann