Eichstätt
Starke Stimmungen

Das KU-Sinfonieorchester spielte ein Benefizkonzert mit Beethoven, Liebermann und Sibelius

02.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr

Der 23-jährige Gabiz Reichert beeindruckte am Flügel.

Eichstätt (EK) Mit Orpheus in die Unterwelt, ein Ausflug in Finnlands Landschaft und eine Feier der neuen Freiheit nach dem Nationalsozialismus: Das Sinfonieorchester der Katholischen Universität (KU) hatte sich für sein Benefizkonzert im Alten Stadttheater Werke ausgewählt, die starke Geschichten erzählen.

Im Fall von Beethovens Klavierkonzert No. 4 in G-Dur bleibt es Spekulation, ob der Komponist bei seinem Werk wirklich an die düstere Sage von Orpheus gedacht hat, der seine Liebste Eurydike aus der Unterwelt retten will und sie am Ende doch verliert. Sicher ist jedenfalls, dass die Musik in diesem Werk Bilder transportiert. Das Orchester unter der Leitung von Uwe Sochaczewsky arbeitete die verschiedenen Stimmungen des Werks - von melancholisch über bedrohlich bis hin zu tänzerisch und gelöst - sehr sorgfältig heraus. Der Saal war dabei nicht sehr nachsichtig mit den Musikern: Die Faschingsdekorationen an Wänden und Decke schluckten einen großen Teil des Klangs. Das war nicht zu ändern und die Musiker gingen souverän damit um.

Der Klang des Flügels trug trotz der mäßigen Akustik durch den ganzen Saal. Der 23-jährige Gabiz Reichert, Student an der Musikhochschule in München, übernahm den Solopart im Klavierkonzert. Er beeindruckte mit seiner Interpretation, die sich durch Leichtigkeit und ebenfalls starke Stimmungen auszeichnete. Zum Beispiel wenn er im zweiten Satz "Andante con moto" mit seinen sanften Einwürfen die schroffen Streicher zu beruhigen schien. Als Zugabe legte Reichert, der schon zum dritten Mal zusammen mit dem Orchester der KU auftrat, noch das Scherzo No. 3 von Chopin nach, das dem Publikum ebenfalls sehr gut gefiel.

Die Geschichte zu Rolf Liebermanns "Furioso" ist klarer als die Spekulationen zu Beethoven: Der Jude Liebermann (1910 - 1999) musste sich zur Zeit des Nationalsozialismus auch in der Schweiz, wo er lebte, bedroht fühlen. Außerdem beschäftigte sich der Komponist mit Jazz und Zwölftonmusik - beides Genres, die bei den Nazis verpönt waren. Liebermanns "Furioso" von 1945 könnte das Ziel gehabt haben, die neu gewonnenen Freiheiten auszuleben. In der Interpretation des KU-Orchesters erinnerte das Stück manchmal an die frühe Bigband-Musik. Die Harmonik soll auf Zwölftonmusik basieren, insgesamt klang das angespannt und wild, aber im Mittelteil mit einer zarten Flötenmelodie auch lyrisch.

Die Karelia-Suite von Jean Sibelius trägt ihre Geschichte schon im Namen: Der Finne widmete der Landschaft Karelien, die heute halb in Finnland, halb in Russland liegt, einen Stückezyklus. Er war eine Auftragskomposition für ein Studentenorchester. Später fasste Sibelius drei der kurzen Sätze in der Suite zusammen. Hier kam die große Besetzung des Abends - unterstützt von einigen Aushilfsmusikern aus der Region - gut zur Geltung. Schlagwerk, Bläser und Streicher ließen die folkloristischen Melodien wunderbar farbig klingen. Dem Orchester gelang ein satter Klang, der die ungünstige Akustik vergessen ließ. Die etwa 170 Zuhörer applaudierten begeistert.

Ein Teil der Einnahmen des Konzertabends soll an Elisa gehen, einen Verein zur Familiennachsorge schwerstkranker Kinder.