Pfaffenhofen
Starke Jungs

Die Strongmen Jonas Nedvidek und Vehbi Davul eifern ihrem Trainer Andi Hofmann nach

27.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

−Foto: Bendisch, Tina, Pfaffenhofen

Pfaffenhofen (PK) Sie schleppen Eisenkoffer, Betonklötze und 180 Kilo schwere Steinkugeln, heben Autos an oder werfen Bierfässer rückwärts mehrere Meter hoch: Die Pfaffenhofener Strongmen Vehbi Davul und Jonas Nedvidek, trainiert von Andi Hofmann, sind auf dem besten Weg an die Spitze der stärksten Männer Deutschlands.

Hofmann bildet derzeit mehrere Nachwuchstalente aus, aber Vehbi Davul und Jonas Nedvidek (beide 27) sind der erfolgversprechende „eiserne Kern“. So konnte Davul jetzt in der deutschen Strongman-Eliteklasse einen Pokal erringen und wichtige Punkte für das angestrebte Ziel sammeln.

Sie bildeten früher ein unübersehbares Gespann: Andi Hofmann und der vor elf Jahren verstorbene Dieter Seidenkranz. Wenn die beiden einen Raum oder das Pfaffenhofener Festzelt betraten, teilte sich die Menge – Männer schluckten, Frauen staunten. Von 1996 bis 2005 holten die beiden Riesen Titel ohne Ende und spielten auch im Film und Fernsehen kleinere Rollen. Auch wenn er selbst nicht mehr bei Wettkämpfen vertreten ist, blieb der 44-jährige Hofmann der Strongman-Szene treu und macht als Trainer eine gute Figur. Interessenten für den Kraftsport gebe es schon genug, aber es seien auch reichlich Eintagsfliegen dabei, berichtet er. „A bissl rustikal“ gestaltet er daher das Schnuppertraining: „Und dann sieht man schon, ob jemand die Sache ernst nimmt“. Denn wer Strongman werden will, braucht nicht nur Kraft, sondern eine besondere Lebenseinstellung. „Man geht nicht vier bis fünf Stunden ins Studio und ist dann nur anwesend“, meint Hofmann, der einen von drei wöchentlichen Trainingstagen im Fitnessstudio beschreibt. Jeder beginnt mit der Ausdauer auf dem Rad, gefolgt von 30 Minuten Dehnung. In der zehnminütigen Pause gönnt sich das Trio einen Power-Riegel und einen Espresso, danach beginnt das eigentliche Krafttraining. In Schrobenhausen hat man sich zudem einen Trainingsraum mit Strongman-Equipment wie Eisenkoffern und Steinkugeln eingerichtet: „Alles Prototypen, so etwas gibt es nicht von der Stange.“ Das Einzige, was noch fehlt, sind Sponsoren: „Darüber würden wir uns sehr freuen“.

Die Partnerin muss Verständnis für den zeitintensiven Sport haben, sonst funktioniert es nicht. „Meine Frau steht voll dahinter“, sagt Vehbi Davul, „ich kümmere mich um das Training und sie, dass ich genug zu essen habe.“ Und das spielt eine ganz wichtige Rolle beim Krafttraining: „So 6000 bis 8000 Kalorien täglich braucht man schon.“ Zehn Eier mit einer Dose Thunfisch hat sich Andi Hofmann als ganz junger Strongman als Frühstück in die Pfanne gehauen: „Nein, das könnte ich jetzt nicht mehr, ich mag lieber viel frisches Obst mit viel Haferflocken“. Auf die Qualität der Lebensmittel legt das Trio großen Wert: „Gut und ausgewogen muss das Essen sein, billiges Zeug oder Fertigsoßen kommen nicht auf den Tisch.“ Beim Lieblingsgericht – „Dann sind wir glücklich“ – sind sich alle drei einig: Ein Kilo Rinderfilet und ein Kilo Kartoffeln plus Salat – pro Person, versteht sich.

Der frischgebackene Pokalsieger Davul, zwei Meter groß und 140 Kilo schwer, bereitet sich derzeit noch auf eine weitere ganz neue Rolle vor: „In drei Wochen werde ich Vater.“ Jonas Nedvidek meint, er habe „schon immer in die Kraftrichtung gewollt“ und Hofmann schätzte ihn richtig ein: „Einer von den wirklich Ernsthaften“. Auch mit dem Berufsleben muss der Kraftsport vereinbart werden, was Hofmanns „Zöglinge“ gut auf die Reihe kriegen: Davul ist als Gebäudereiniger selbstständig, Nedvidek arbeitet in der Logistik bei Airbus in Manching.

Über die Jahre habe man nun konsequent trainiert und alles richtig gemacht, denn Verletzungen waren beim Team kein Thema. Nun stellt man sich auf die nächsten Wettkämpfe ein, die im Frühjahr beginnen. „Das Feld ist so knapp wie noch nie“, sagt Andi Hofmann, der bei jedem Auftritt seiner Schüler mitfiebert: „Ich kriege immer Verspannungen vom Zuschauen.“

Einen besonderen Titel wollen die jungen Pfaffenhofener Kraftpakete heuer auf keinen Fall der Konkurrenz aus Garmisch überlassen: „Wir setzen auf einen Sieg beim Steinheben auf dem Volksfest!"