Dietfurt
Stark angeschlagen

Glocken der Stadtpfarrkirche sind durch die Klöppel beschädigt, die nun ausgetauscht werden – Kostenpunkt: 13 000 Euro

09.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Blick in die Schwedenglocke: Auf der linken Seite sind die Abnutzungsspuren deutlich zu sehen, der Sachverständige Thomas Winkelbauer hat sich ein Bild von den Schäden gemacht - Foto: abh

Dietfurt (grb) In der nächsten Woche werden die Glocken der Stadtpfarrkirche Dietfurt für etwa eine Woche schweigen. Grund dafür ist die Erneuerung der Klöppel an den vier kleineren und die Umarbeitung an den drei großen Glocken.

Die Sanierung könne nicht mehr verschoben werden, heißt es, da weitere Schäden an den Glocken die Folge sein könnten und eine Reparatur dann noch viel kostspieliger würde. Auch das Schlagwerk muss vermutlich abgestellt werden. Durch den Anschlag könnten in der Glockenwand Risse entstehen, die dann von einer Spezialfirma geschweißt werden müssten.

Thomas Winkelbauer, der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt, hat bereits vor geraumer Zeit die Dietfurter Glocken begutachtet. Er stellte fest, dass sowohl die drei alten als auch die vier neuen Glocken durch den Anschlag der Klöppel geschädigt sind. Man sei früher davon ausgegangen, dass die sogenannten Ellipsoid-Klöppel schonend läuten. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall, denn auch die neuen Glocken, die erst 1990 auf den Turm der Pfarrkirche kamen und in Karlsruhe gegossen wurden, zeigen bereits Schäden. Inzwischen haben Fachleute erkannt, dass Rundballen-Klöppel wesentlich schonender sind.

Alle sieben Glocken weisen deutliche Anschlagspuren auf. Um die Belastung zu minimieren, wurden sie schon vor Jahren umgehängt und gedreht. Dadurch wurde es möglich, dass der Anschlag der Klöppel nicht immer auf die gleiche Stelle trifft. Dies stellte jedoch nur eine Übergangs- und keine Endlösung dar.

Die vier kleineren Glocken sollen allesamt mit neuen Klöppeln bestückt werden. Die drei großen Glocken, die Ägidius-, die Marien- und die Friedensglocke werden umgebaut. Außerdem müssen die Schweden- und die Paternosterglocken um 20 bis 30 Grad gedreht werden, weil sie schon stark angeschlagen sind und der Klöppel nicht mehr dieselbe Stelle treffen soll.

An der Schwedenglocke wird noch das Joch umgearbeitet, die Aufhängung geändert, damit die Glocke schonender geläutet werden kann. Eine Karlsruher Firma übernimmt die Arbeiten, in Bayern gibt es keine entsprechende Firma und vor allem auch keine Glockengießerei mehr, wie vom Glockenspezialisten der Dietfurter Pfarrei, Chorleiter Armin Reinsch, zu erfahren war.

Die Kosten belaufen sich auf gut 13 000 Euro. Eine Spende über 4800 Euro – der Erlös eines Benefizkonzerts – deckt in etwa ein Drittel der Kosten. Reinsch, der bereits eine Glocken-CD gefertigt hat und auch schon ein Glockenkonzert veranstaltet hat, ist der Auffassung, dass der Klöpppelaustausch dringend erforderlich ist.

Die Pfarrei musste in den vergangenen Jahren enorme finanzielle Mittel für Sanierungsarbeiten an der Pfarr- und der Frauenkirche aufbringen. Auch das Kirchlein in St. Bartlmä steht auf der Liste, es muss dringend renoviert werden. Damit ist die Pfarrei mehr denn je auf Spenden der Pfarrangehörigen angewiesen.

Wer die Geschichte der Dietfurter Glocken kennt, der weiß, dass die alte Schwedenglocke zweimal in Gefahr war, während der beiden Weltkriege eingeschmolzen zu werden. Aus ihr hätte Munition gegossen werden sollen. Am 24. Juni 1917 wurden während des Ersten Weltkriegs die Glocken blumengeschmückt zur Bahn transportiert. Sie kamen nicht mehr zurück. Auf Bitten des damaligen Stadtpfarrers Benno Meier durfte die Pfarrei die große Schwedenglocke behalten.

Dann kam der Zweite Weltkrieg. Alle Glocken, bis auf das Sterbeglöcklein, mussten vom Turm, auch die Schwedenglocke, die bis dahin 320 Jahre die Dietfurter von der Wiege bis zum Grab begleitet hatte. Nach dem Krieg wurden zur Freude aller Dietfurter in Hamburg die große Schwedenglocke und eine andere Dietfurter Glocke wieder gefunden. Groß war die Freude der Dietfurter, als die Glocken wieder zu Hause ankamen.