Schrobenhausen
Starbesuch in Schrobenhausen

Amber Rubarth ist Headliner beim Mighty Folk Festival heute und morgen - Wir haben Sie vorab getroffen

07.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:40 Uhr
Amber Rubarth gibt Konzerte auf der ganzen Welt. Am Freitag und Samstag macht sie Halt in Schrobenhausen. −Foto: Rubarth PR

Schrobenhausen (SZ) Es ist kein Geheimnis, dass Amber Rubarth Schrobenhausen mag, und genauso haben die Schrobenhausener die US-Amerikanerin ins Herz geschlossen, seit sie vor acht Jahren zum ersten Mal hier auf der Bühne stand.

Heute und am Samstagabend ist die erfolgreiche Musikerin wie im Vorjahr der Hauptact des Mighty Folk Festivals. Vorab hat sie mit unserer Zeitung über ihre besondere Beziehung zu Schrobenhausen, die Zeitlosigkeit von Folkmusik und ihre neuesten Projekte gesprochen.

Frau Rubarth, Sie spielen am Wochenende in Schrobenhausen. Und das ja nicht zum ersten Mal?
Amber Rubarth (37): (lacht) Oh ja, ich bin hier öfter als irgendwo anders in Deutschland aufgetreten. Es fühlt sich schon ein bisschen wie mein deutsches Zuhause an.

Man kann also durchaus sagen, dass es eine ganz spezielle Verbindung zwischen Ihnen und der Stadt gibt?
Rubarth: Auf jeden Fall! Zum ersten Mal habe ich 2011 hier gespielt. Das war im Cantona Live Club mit dem Geigen-Genie Tim Snider. Ich erinnere mich noch an das warmherzige Publikum und an die bezaubernde Stadt. In dieser Zeit habe ich auch Andi Baierl kennengelernt, der inzwischen ein sehr guter Freund geworden ist und mich immer wieder zu diesen tollen Veranstaltungen einlädt.

2018 waren Sie dann bei der Premiere des Mighty Folk Festivals im Herzog-Filmtheater dabei. An was erinnern Sie sich besonders?
Rubarth: Das alte Kino ist ein ganz spezieller Ort, man kann seine Geschichte und seinen speziellen Charme förmlich in den Wänden spüren. Das ermöglicht eine ganz enge Verbindung zum Publikum. Ich liebe es, wenn auch ruhigere Musik auf diese Weise mächtig wirken kann.
Was macht ein erfolgreiches Folk-Festival Ihrer Meinung nach aus?
Rubarth: Mir geht es ehrlich gesagt immer um das "Herz" einer Veranstaltung und um das, was die Leute damit erschaffen. Vor ein paar Jahren habe ich zum Beispiel mal in Glastonbury gespielt. Das ist eine ganz eigene Welt, die da irgendwie auf England "heruntergeplumpst" zu sein scheint: weit, wild und verrückt. Genauso speziell, aber auf eine andere, intimere Art und Weise ist das Mighty Folk Festival. Man fühlt sich wie ein Teil einer Gemeinschaft. Der Ort, die Musik, das Publikum und die Künstler: Natürlich macht es all das zusammen aus. Aber wie schon gesagt: Was es für mich immer unvergesslich macht, ist das "Herz" von alledem.

Die erste Show am Freitag war schnell ausverkauft. Mussten Sie lange überlegen, ob Sie auch am Samstag spielen?
Rubarth: Nein, ich habe natürlich sofort zugesagt! Wenn ich kann, werde ich immer hier in Schrobenhausen spielen. Es fühlt sich immer wie eine besondere Perle auf der Tour an. Umso begeisterter bin ich, dass ich jetzt zwei Abende in Folge hier bin.

Warum glauben Sie, dass Folkmusik so gut bei den Leuten ankommt? Was macht Folkmusik 2019 noch immer modern, ja zeitlos?
Rubarth: Folkmusik hat in ihrem Kern immer "die Leute" repräsentiert. Sie ist - vereinfacht gesagt - Musik von den Leuten für die Leute und knüpft an die Erzählungen an, die wir alle in uns tragen. Ich bin überzeugt davon, dass sie zeitlos ist. Vor allem heutzutage, im Zeitalter einer wachsenden Technologie, in der es immer mehr "künstliche" Musik gibt, haben viele ein verstärktes Bedürfnis nach der "Einfachheit" eines Akustikinstruments und einer Stimme. Ich denke immer daran, dass Leute am Lagerfeuer gemeinsam gesungen haben. Es fühlt sich so an, als würde das in einer noch stärkeren Form wiederkommen. Dabei entfernen sich auch die Grenzen zwischen Fans und Künstlern. Es fühlt sich viel mehr danach an, als würde man einen Abend zusammen gestalten.

Sie sind andauernd auf Tour: vor Kurzem in Kalifornien und Mexiko, jetzt in der Schweiz und eben in Deutschland. Was bedeutet die Herumreiserei für Sie?
Rubarth: Ich liebe das Reisen so sehr, es ist einer der wichtigsten Teile meines Lebens. Dabei Musik zu spielen, Leute zu treffen und neue Kulturen kennenzulernen, ist einfach wunderbar. Musik ist ein ganz besonderer Weg, um einen neuen Ort kennenzulernen. Ich habe so ein Glück, dass ich in den vergangenen Jahren an so vielen Orten in der Welt spielen durfte. Und klar, Schrobenhausen gehört auch dazu! Es passiert nicht selten, dass mich Leute in großen europäischen Städten darauf ansprechen, wenn meine Tourdaten von London über Paris und Kopenhagen nach Schrobenhausen führen (lacht). Und natürlich sage ich ihnen dann immer, dass es dort ganz zauberhaft ist!

Vor zwei Jahren haben Sie Ihr Filmdebüt im preisgekrönten Indie-Film "American Folk" gegeben. Erzählen Sie kurz davon?
Rubarth: Die Geschichte von David Heinz dreht sich um zwei Fremde, deren Flugzeug am 11. September 2001 - wie alle Flugzeuge an diesem Tag - am Boden bleiben muss. Die Protagonisten müssen aber beide von Los Angeles nach New York City, so dass der Film einen Roadtrip quer durch das ganze Land zeigt. Die Geschichte beschreibt, wie durcheinander die Leute damals waren und wie sie in diesem Ausnahmezustand reagierten. Als vieles zum Erliegen kam, zeigten die Menschen große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in ganz verschiedenen Bereichen. Als ich zum Vorsprechen eingeladen war, fragte mich David Heinz: Müssen wir auf eine weitere Katastrophe warten, um wieder dieselbe Freundlichkeit zu erleben? Das ist eine große Frage. Vor allem darum geht es im Film. Und auch darum, wie Folkmusik die Leute zusammenbringt.

Welche Erfahrung haben Sie für sich selbst aus diesem Projekt mitgenommen? Haben Sie auch den Soundtrack zum Film geschrieben?
Rubarth: Ich mag den gemeinschaftlichen Charakter des Films. Er ist wirklich von allen geschaffen und er gehört allen. Unser Film wurde bei Festivals und in Theatern im ganzen Land gezeigt, auf diese Weise haben viele Leute ihre Geschichten mit uns geteilt: Feuerwehrmänner in New York, Ersthelfer oder Menschen, die Angehörige verloren haben. Ich habe schon Musik für mehrere Filme geschrieben, diesmal hat es besonders Spaß gemacht. Den Song im Trailer, "Townes", habe ich erst nach den Dreharbeiten geschrieben. Es geht darum, welch tiefe Verbindung Menschen zueinander aufbauen können, auch wenn sie sich nur fünf Minuten lang treffen und sich danach vielleicht nie wieder sehen. Die Eindrücke bleiben trotzdem.

Wird es auch in Zukunft Filmprojekte geben oder werden Sie sich auf die Musik konzentrieren?
Rubarth: Ich liebe die Schauspielerei und würde das gerne öfter machen, wenn es wieder Geschichten gibt, zu denen ich mich ähnlich hingezogen fühle. Nach der Tour werde ich erst mal ein bisschen zu Hause bleiben, bis das neue Album im Sommer 2020 erscheint und nebenbei an ein paar größeren, noch unangekündigten Projekten arbeiten. Die Leute können aber von Beginn an mit dabei sein und auf meiner neuen Seite (patreon. com/Amber) hinter die Kulissen blicken.

Das Gespräch führte

Matthias Vogt
.

Der Konzertabend am heutigen Freitag ist bereits ausverkauft, für das Zusatzkonzert des Mighty Folk Festivals am Samstag gibt es aber noch Karten - unter anderem bei der Schrobenhausener Zeitung oder an der Abendkasse. Beginn ist heute und morgen um 20.30 Uhr.