Ingolstadt
Standortsicherung dank Innovationsträger

Die neue Sonderausstellung "Von Null auf 100" im Museum mobile zeigt die Entwicklung des Audi 100

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Werbefotografie in den 70er-Jahren war ohne Models nicht vorstellbar - und natürlich vom Zeitgeist und der damaligen Mode inspiriert. Zu den Autos: Links einer der ersten Audi 100, rechts ein Audi 100 Coupe S Baujahr 1973. - Fotos: Audi Tradition

Ingolstadt (DK) Die Geschichte des Audi 100 zeigt eine neue Sonderausstellung im Museum mobile. Das Fahrzeug ist für das Unternehmen von großer Bedeutung: Es hat Audi vor 50 Jahren davor bewahrt, ein bloßer VW-Standort zu werden, und zugleich den Weg in die obere Mittelklasse geebnet.

Das Museum mobile präsentiert mit der neuen Sonderausstellung "Von Null auf 100" einen der spannendsten Momente in der Geschichte von Audi: den Aufstieg des Unternehmens in die gehobene Mittelklasse mit dem Audi 100. Bis 24. Juni erwarten die Besucher 15 besondere Varianten dieses geschichtsträchtigen Modells, das die Marke vor 50 Jahren erstmals vorgestellt hat.

Kurator Stefan Felber spricht gar von einem "Mysterium", wenn er die bewegte Geschichte des weltweit insgesamt 3,2 Millionen mal verkauften Autos erzählt, das schon längst einen Platz im Museum hat. Denn die Entwicklung verlief im Geheimen. Mitte der 1960er-Jahre hatte Volkswagen die Auto Union von Mercedes übernommen - und dem Unternehmen Neuentwicklungen untersagt. Ludwig Kraus, damaliger technischer Direktor, ignorierte jedoch die Vorgabe, nur die bestehenden Modelle zu betreuen. "Kraus wollte nicht nur Bastarde bauen", weiß Felber, sprich Mercedes-Motoren in DKW-Karossen. Er wollte die 1965 wiederbelebte Marke Audi um ein Mittelklasse-Modell ergänzen. Darin sah er die einzige Überlebenschance für eine eigenständige Auto Union in einer Zeit, als im Ingolstädter Werk VW Käfer vom Band fuhren (zwischen 1965 und 1969 insgesamt fast 350 000 Exemplare). "Die Zeichen standen damals auf VW-Produktion", betont Felber.

Kraus entwickelte ohne das Wissen von Volkswagen, präsentierte dann die Studie und bekam tatsächlich grünes Licht aus Wolfsburg. Schon von der ersten Serie, die übrigens vor dem Stadttheater präsentiert wurde, verkaufte das Unternehmen bis 1976 800 000 Einheiten. "Der Audi 100 verdient die Ausstellung", sagt Felber. Museumschef Thomas Stebig spricht gar von einem der "Urväter des Audi-Erfolgs". Denn das Fahrzeug war im Laufe seiner Geschichte Träger verschiedener Innovationen: erste Vollverzinkung, erster Avant, Fünfzylinder, TDI oder erster Audi-Duo sind nur einige Stichworte. Die Sonderausstellung präsentiert daher mit 15 Autos so viele wie noch nie und ermöglicht einen breiten Blick auf die Vielfalt des Audi 100.

Im Mittelpunkt steht natürlich ein Audi aus den ausgehenden 60er-Jahren, der den älteren Lesern vermutlich noch bestens bekannt sein dürfte. "Das konservative Design in Verbindung mit der gehobenen Mittelklasse waren damals gefragt", erzählt Felber. Es handelt sich dabei um einen der relativ seltenen, ab Oktober 1969 produzierten Zweitürer, der aber auch mit dem Mitteldruckmotor mit seinem typischen Klang ausgestattet war. Ein Blickfang ist gleich daneben das Audi 100 Cabrio von 1969 mit elektrischem Verdeck, das 1969 von Karmann in nur ganz wenigen Stückzahlen hergestellt wurde. Ein begehrter Klassiker in Sammlerkreisen, dessen Preise in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind, ist der Audi 100 Coupe. "Das war Audis erster Versuch für sportliche Fahrer", weiß Felber. Mit Doppelvergaser entwickelte der Vierzylinder 115 PS.

Ein Meilenstein war 1976 der "große" Audi 100, intern auch C2 genannt, mit dem weltweit ersten Reihen-Fünfzylinder. Bereits ein Jahr später dann der 1. Audi Avant: Weil die Firma den Begriff Kombi vermeiden wollte, wählte man die französische Bezeichnung für vorwärts. Schließlich kam 1978 der erste Audi-Diesel auf den Markt. "Die Kulmination aller Vorteile" ist für Felber dann die Baureihe C3: "Das erste Auto aus dem Windkanal" mit einem bahnbrechenden Luftwiderstandswert. 1986 dann eine weitere technische Innovation: Die erste vollverzinkte Karosserie bei einem Audi wurde mit einem Exemplar der Baureihe 100 realisiert, ein Modell ist im Museum zu sehen. Auch der permanente Allradantrieb ist untrennbar damit verbunden.

Auch die Elektrifizierung ist Thema der neuen Sonderschau. Erste Diskussionen darüber wurden in den 70er-Jahren geführt. Sehenswert ist der von einer Forschungsgemeinschaft entwickelte und auf Elektroantrieb umgebaute Audi 100 aus dem Jahr 1976. Die Batterie im Kofferraum (mit Stromzähler!) wiegt rund eine halbe Tonne und konnte nachts zum Laden an die Steckdose angeschlossen werden. An die 40 Kilometer weit kam man damit. Ebenfalls zu sehen ist der Audi Duo, der neben seinem 136 PS-starken Fünfzylinder- noch einen Elektromotor an Bord hatte und als erstes Hybrid-Automobil von Audi gilt. Die Vier Ringe stellten diese Studie auf Basis des Audi 100 im März 1990 beim Genfer Automobilsalon vor.

Nicht fehlen darf in der Ausstellung natürlich der Trans-Am-Gewinner Audi 200, der erste Versuch des Unternehmens, in die automobile Oberklasse vorzustoßen. Seit 1995 setzte der Audi A6 die Geschichte des Audi 100 fort. Ein Audi A6 2.8 quattro aus der ersten Serie bildet den Abschluss der neuen Sonderausstellung.

 

"Von Null auf 100", Sonderausstellung im Museum mobile im Audi-Forum, Auto-Union-Straße 1. Geöffnet von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr. Am Karfreitag ist das Museum geschlossen.