Spalt
Standarte feiert 75. Geburtstag beim Stephansritt

Vom Heimatverein Spalter Land im Jahre 1938 gestiftet – Jüngste Reiterin zählt gerade neun Monate

26.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:16 Uhr

Ziel des Stephansrittes ist Wasserzell, wo Mensch und Tier den Segen erhalten - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Der Himmel über Spalt zeigt sich am Vormittag des zweiten Weihnachtsfeiertag in recht einheitlichem Grau, als das Klappern vieler Hufe als Vorbote eines alten Brauchs zu hören ist.

Knapp 120 Pferde samt Reiter sowie drei Kutschengespanne sammeln sich, um sich zum Stephansritt aufzumachen. Ziel ist das benachbarte Wasserzell, wo Mensch und Tier den Segen beim Umrunden der Kirche erhalten. Doch zunächst wird in der Hopfen- und Bierstadt seitens des Heimatvereins ein „Bügeltrunk“ zum Aufwärmen ausgegeben. Als die Schnäpse die Kehlen hinunter geronnen sind, greift der Vereinsvorsitzende Hans Rosenbauer zum Megafon. Er kann heuer zur Begrüßung etwas Besonderes vermelden: Der 75. Geburtstag der Standarte, die seit jeher den Tross anführt. Genauer gesagt seit 1938, als sie von eben jenem Verein gestiftet wurde. Tragen darf sie mit Stefan Hofmann auch in diesem Jahr wieder ein Namensvetter jenes Heiligen, auf den die Tradition sich gründet: Stephanus, Schutzpatron der Reiter, Kutscher und Pferde sowie der erste christliche Märtyrer. Gedacht wird seiner an jedem zweiten Weihnachtsfeiertag. Und so finden sich auch während des Ritts dezente Anspielungen auf das Brauchtum zum Christfest: Nicht nur einige der Reiter stülpen sich eine Weihnachtsmannsmütze über, auch so manche Ohrenwärmer für die Pferde haben die entsprechende Farbgebung.

Wichtiger als die farbliche Abstimmung ist natürlich das gute Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Das weiß auch Gloria Wieser aus Trommetsheim, die auf Isländer Eldur zählen kann. Im gleichen Ort zu Hause ist Meike Müller, die mit ihren zehn Jahren auch schon mitreitet – auf einem richtigen „alten Hasen“: das 21-jährige Shetlandpony namens Jack. Nach Spalt haben die Frauen die Tiere mit dem Hänger transportiert, auf ihren Rücken hätte die Anreise sonst über fünf Stunden gedauert.

Den wesentlich kürzeren Weg haben die Geschwister Sabrina und Ramona Habel aus Wasserzell. Sie können mit ihren Haflingern Hannes und Moritz während des Stephansritts quasi gleich nach Hause reiten. Aus der Region um Neuendettelsau sind Roland Gößwein sowie das Ehepaar Susie und Peter Turbanisch mitsamt Kinderschar angetrabt. Seit rund zwei Jahrzehnten ist mit dem Pärchen hier fest zu rechnen.

Die Brüder Wolfgang und Elmar Jank vom gleichnamigen Erlebnishof in Massendorf spielen lediglich Begleiter, reiten dürfen die Kinder: die sechsjährige Annalena und ihr halb so alter Cousin Erik. Die Shetlandponys sind noch enger verwandt: Sunny und ihre Tochter Maxi tragen die leichte Last. Auf Whiskey und Waiki hören die Pferde von Juliane Hofmann und Jörg Meiler aus Roth. Sie alle werden nach ihrem Ritt in Wasserzell vom Glockengeläut der Stephanskirche und den Bläserklängen des Fünfbronner Posaunenchors empfangen. Nach dreimaligen Umrunden des Gotteshauses greift Spalts Stadtpfarrer Josef Mederer zur Weihwasserbürste und spendet den Segen für Ross und Reiter.

Den holt sich auch Roland Schnell aus Burgbernheim ab, bekannt auch als „Buffalo Roly“, der sagt: Der Stephansritt „ist einfach ein Muss, ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr“. Noch kein einziges auf Erden hat die jüngste Teilnehmerin erlebt. Denn Luise aus Beyerberg ist gerade einmal neun Monate alt. Natürlich sitzt sie nicht allein auf Emma, einem deutschen Reitpony. Mutter Isabell Birk hat ihr Töchterlein sicher umklammert. Stolz lächelt dazu Vater Christoph Blank, der seit über einem Vierteljahrhundert am Stephansritt teilnimmt.

Pfarrer Mederer würdigt in seiner kurzen Ansprache das Pferd als Partner des Menschen, ob wie in früheren Zeiten bei der Arbeit oder wie in diesen Tagen bei Sport und Freizeit. Zum Ausklang des Geschehens feiern die Pferdefreunde unter Mitwirkung des Kirchenchores schließlich in der Stephanskirche Gottesdienst.