Beilngries
Stammkraft in der virtuellen Bundesliga

Der Beilngrieser Kreisliga-Fußballer Jegor Bien ist für Greuther Fürth auf der Konsole im Einsatz

07.12.2020 | Stand 04.02.2021, 3:34 Uhr
Auch vor dem Bildschirm geht der Beilngrieser Jegor Bien konzentriert ans Werk. Für die SpVgg Greuther Fürth ist er auf der Konsole in der virtuellen Bundesliga aktiv. −Foto: SpVgg Greuther Fürth

Beilngries - Er ist zum einen als Mitglied der ersten Fußballmannschaft des 1. FC Beilngries am Ball und geht zum anderen im eSport-Team der SpVgg Greuther Fürth in der virtuellen Bundesliga auf Torejagd.

 

Diese nicht alltägliche Doppelrolle spielt der Beilngrieser Jegor Bien seit knapp einem Monat. Und das recht erfolgreich: Das eSport-Team des mittelfränkischen Zweitligisten ist in der Division Süd-Ost der von Deutscher Fußballliga und EA SPORTS organisierten Virtual Bundesliga (VBL) - gespielt wird mit Playstation und Xbox - momentan punktgleich mit Hertha BSC Berlin Dritter von 13 Mannschaften.

In der aktuellen Spielzeit der VBL Club Championship, die am 11. November begann, ist der Abiturient aus Beilngries im Team der "Kleeblätter" gesetzt. Daran dachte der 21-Jährige wohl nicht im entferntesten, als er in der E-Jugend beim 1. FC Beilngries mit dem Kicken begann. Zunächst stand er im Tor, dann wurde er Feldspieler und gehört derzeit der Kreisligamannschaft seines Heimatvereins an. Parallel zum realen Kick war "JayB_17", so der Name von Bien im virtuellen Geschehen, schon in jungen Jahren auch vom Umgang mit der Playstation fasziniert. Zunächst spielte er den virtuellen Fußball mit Freunden und Bekannten. Dabei zeigte sich schnell sein Talent, denn: "Meistens habe ich gewonnen".

Bald war Bien dann über die Grenzen der Altmühlstadt hinaus vor dem Monitor aktiv. Wiederholt stellte er sein Können am Controller auch bei Sichtungsturnieren unter Beweis und machte dabei in der Szene immer mehr auf sich aufmerksam. Auch der eSport-Abteilung der SpVgg Greuther Fürth blieb das offensichtliche Talent des Beilngriesers nicht verborgen. Ab Oktober vergangenen Jahres durfte er sich zunächst in deren Nachwuchsakademie beweisen. Weil Fabio Sabbagh, der bisherige Spezialist an der Playstation bei den Mittelfranken, vor Beginn der neuen Saison zum amtierenden Meister SV Werder Bremen gewechselt war, ist Bien nun im Team der Fürther gesetzt. Und er schlug sich bislang sehr beachtlich. Nach sieben Begegnungen in der laufenden Saison stehen ein Sieg, fünf Unentschieden und eine Niederlage auf seinem Konto. Letztere setzte es erst am vergangenen Mittwoch gegen den 1. FC Heidenheim.

In der Regel gibt es bei der VBL pro Spieltag jeweils zwei Partien. Gespielt werden jeweils ein Einzel an Playstation und Xbox sowie ein Doppel. Bei Letzterem kann die jeweilige Heimmannschaft bestimmen, auf welcher der beiden Konsolen es ausgetragen wird. Die reine Spielzeit beträgt sechs Minuten pro Halbzeit. Einschließlich der Unterbrechungen ist ein VBL-Spiel in der Regel nach 15 bis 20 Minuten beendet, erklärt Bien. Die Wertung ist analog zum realen Fußball: drei Zähler für einen Sieg, ein Punkt pro Unentschieden.

Indes unterscheidet sich der Spielverlauf auf den Bildschirm deutlich vom Geschehen auf dem Rasen. Es gibt keinerlei Verschnaufpausen, wegen der kurzen Spielzeit kann jeder kleine Fehler verhängnisvoll sein. Deshalb, so der Gamer aus Beilngries, seien "Reaktionsvermögen und Geschicklichkeit" wichtige Voraussetzungen für einen Erfolg. Außerdem müsse man die notwendigen Spielzüge im Kopf haben und dürfte "nicht nervös werden und verkrampfen". Anders als beim Geschehen auf dem Rasen treffen in der VBL Mannschaften aus der ersten und zweiten Bundesliga aufeinander. Allerdings ist kein Team des FC Bayern München mit von der Partie.

Außerdem gibt es an jedem Spieltag in der Regel zwei Begegnungen. Dabei gilt der sogenannte 90er-Modus. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass die virtuellen Spieler aller Mannschaften, egal ob aus erster oder zweiter Bundesliga, in der Summe ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten dieselbe Spielstärke aufweisen. Damit besteht bei jeder Begegnung Chancengleichheit für die Akteure an der Konsole.

Dass bei den Fürthern derzeit sowohl die "echten" als auch die elektronisch gesteuerten Fußballer besonders erfolgreich sind, wurde vor kurzem deutlich. Vier Tage vor dem jüngsten 3:2-Derbysieg der "Kleeblätter" im Nürnberger Max-Morlock-Stadion wiesen auch die virtuellen Kicker der Grün-Weißen das eSport-Team der Rot-Schwarzen mit 5:2 in die Schranken. Als einer, der sowohl auf dem Rasen als auch vor dem Bildschirm aktiv ist, weiß Jegor Bien, dass regelmäßiges Training unverzichtbar ist. "Da kommen schnell einige Stunden pro Tag zusammen", berichtet er.

Während beim 1. FC Beilngries derzeit sowohl wegen der Jahreszeit als auch wegen der Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona keine Übungseinheiten statfinden, gibt es beim virtuellen Fußball diesbezüglich in der Regel keine Probleme. Es sei denn, man wohnt, wie Bien, in einem Gebiet von Beilngries, das beim Thema Internetverbindung nicht annähernd die aktuellen Möglichkeiten bezüglich der Datenübertragung bieten kann. "Höchstens 16000 Kilobit pro Sekunde sind bei mir zu Hause möglich", beschreibt er den für seine Zwecke nicht ausreichenden Ist-Zustand. Will er ein angemessenes Spielfeld, sprich eine genügend hohe Übertragungsrate für den elektronischen Kick haben, sind ständige Standortwechsel erforderlich. Nur auf diese Weise kann er sich auf die jeweiligen Spieltage vorbereiten. Dies dürfte aktuell besonders wichtig sein, denn am Mittwoch steht das Spiel gegen den souveränen Tabellenführer RB Leipzig an.

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