Ingolstadt
Ständig unter Strom

Trotz des unverminderten Andrangs wird die Technikerschule mit Bedacht nicht wesentlich vergrößert

24.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:54 Uhr

Ausbildung auf der Höhe der Zeit: Rudi Nieder, Stefan Mayer, Michael Höfner und Peter Walter besuchen an der Technikerschule den neuen Zweig Fahrzeugtechnik und Elektromobilität. Als staatlich geprüfte Techniker werden sie auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt sein - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Die Technikerschule bekommt bis 2015 einen Anbau. Bald beginnen die Arbeiten. Der Andrang der Schüler ist stark, Firmen umwerben die Absolventen. Aber trotz der Warteliste wird die Schule andere Räume abgeben, wenn der Neubau fertig ist. „Qualität geht vor Quantität“, sagt der Schulleiter.

Ihre Zeugnisse bekommen sie zwar erst in einigen Monaten, aber Visitenkarten namhafter Firmen haben die jungen Männer schon eine ganze Menge gesammelt. Wann immer sich die angehenden Absolventen der städtischen Technikerschule in Arbeitsmarktnähe aufhalten, ist das Interesse an ihnen groß. „Die kratzen einen richtig vom Markt runter“, erzählt Michael Höfner, der den neuen Ausbildungszweig Fahrzeugtechnik und Elektromobilität besucht. „Man hat eher das Problem, sich zu entscheiden, wohin man gehen will bei diesem großen Angebot an interessanten Firmen“, erzählt der 24-Jährige.

Höfners Entscheidung, sich fortzubilden, war die richtige, sagt er. „Mich hat die Aufstiegsmöglichkeit dazu motiviert, auf die Technikerschule zu gehen, um aus meinem Beruf mehr zu machen. Man trägt dann später auch mehr Verantwortung.“

Rudi Nieder (24) ergänzt: „Wir lernen zum Beispiel die Teilsysteme eines Fahrzeugs, dessen Aufbau und Funktionsweisen viel genauer kennen.“ Die Elektromobilität sei derzeit „das Thema schlechthin, deshalb ist es wichtig, Techniker dafür zu haben“, sagt Peter Walter (25). Und auch Stefan Mayer, Klassenkamerad Nummer vier, geht nicht davon aus, dass seine Arbeitsplatzsuche traurig verlaufen wird: „Für die Bewerbung ist es ein Alleinstellungsmerkmal, dass wir noch zu den wenigen gehören, die den neuen Zweig Fahrzeugtechnik und Elektromobilität absolviert haben. Das macht einen schon zu jemand Besonderem.“

Das freut Karl Hartl. „Offenbar haben wir auf dem Markt einen guten Namen. Das ist unser Ansporn“, sagt der Leiter der Technikerschule. „Denn sonst bekommen wir keine Schüler. Wir sind eine Angebotsschule, zu uns geht jeder freiwillig.“ Das sei einer der wesentlichen Unterschiede zu den Berufsschulen, die auf dem Weg zum Gesellenbrief Pflichtstationen sind. Joachim Siebler, Lehrer für Maschinenbau an der Technikerschule, hat zuvor an einer Berufsschule unterrichtet und bestätigt: „Die Schultypen sind nur schwer zu vergleichen – allein schon wegen des Alters. An der Technikerschule ist keiner jünger als 23.“ „Unsere Schüler haben bereits eine gewisse Reife“, ergänzt Hartl. „Die wissen, was sie wollen. Sie fordern uns fachlich. Wir betreiben hier also Erwachsenenbildung.“ Diese Aufgabe erfüllen rund 40 Kollegen. Sie sind ebenfalls sehr gefragt; Fachkräftemangel betrifft in der Technikerbranche fast alle.

Hier liegt einer von mehreren Gründen dafür, wieso die Technikerschule zwar einen Anbau erhält, aber die Kapazität trotz der Nachfrage und der langen Warteliste nicht wesentlich erhöht wird. „Wir haben nicht das Personal, das wir dazu bräuchten“, erklärt Hartl. Dazu kommt der eigene Anspruch: „Uns geht Qualität vor Quantität. Außerdem wollen wir den Markt nicht mit staatlich geprüften Technikern überschwemmen.“

Dennoch sind alle froh, dass demnächst die Bauarbeiten neben dem Stammsitz der Schule – dem Polygon (Vieleck) an der Adolf-Kolping-Straße – starten. Der erste Bagger sei schon mal kurz herumgefahren, berichten die Lehrer. Es entsteht ein vierstöckiges Gebäude mit dem Sitz der Verwaltung, einer Etage für die Lehrer, einem großzügigen Labor für Fahrzeugtechnik sowie fünf Klassenzimmern. Hartl hofft, dass die Schüler und Kollegen im September 2015 einziehen können. Allerdings gibt die Schule dann von den Fachräumen, die sie gegenüber im Komplex des Sozialen Rathauses nutzt, einige wieder ab; die Gesamtfläche wird also im Wesentlichen gleich bleiben. Entscheidend sei jedoch etwas anderes, findet Hartl: „Mit unseren fünf Fachrichtungen sind wir in Bayern einzigartig.“