Neuburg
Stadtwerke sehen "Meisterleistung" nach Blackout

Stromausfall vom Juli zieht Schadensansprüche nach sich Eigenstrom kommt als Ersatz nicht in Frage

04.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Ein Stahlknäuel ist vom Unterbau des 110-KV-Mastens übriggeblieben. Ein beladener Anhänger hatte ihn krachend zu Fall gebracht. Die Schadensersatzansprüche sind noch nicht geregelt. - Foto: r

Neuburg (r) Der "Blackout" Ende Juli bleibt in Erinnerung: Ein Traktorfahrer riss mit seinem Anhänger einen Masten mit 110 000-Volt-Leitung um, entzündete ein Getreidefeld und legte die Stromversorgung der halben Stadt Neuburg lahm. Nach Angaben der Stadtwerke seien mittlerweile über 25 Schadensersatzforderungen eingegangen.

Der Kommunalbetrieb leitete sie an das Bayernwerk bzw. an die Haftpflichtversicherung des Traktorhalters weiter.

Ein Sachverständiger der Versicherung habe sich vor Ort über den Fall informiert, berichtete Jürgen Kolbinger, der Stromexperte der Stadtwerke, am Montag den Stadträten im Werkausschuss. In seinem Bericht über den Störfall vom 29. Juli bezeichnete das Krisenmanagement seiner Mannschaft als "Meisterleistung".

Es sei beeindruckend gewesen, wie die Mitarbeiter in einer Stresssituation Zug um Zug mit Umschaltungen im 20-Kilovolt-Netz die Versorgung der Stadt wiederhergestellt hatten. Die Umleitungen seien in ständiger Absprache mit der zentralen Netzleitstelle des Bayernwerkes in Neunburg vorm Wald gelaufen. Trafos und Netzabschnitte durften nicht überlastet werden, um neue Ausfälle zu vermeiden. Letztlich sei es gelungen, so Jürgen Kolbinger, "die Versorgung innerhalb von zwei Stunden wieder herzustellen."

Der in den Blockheizkraftwerken selbst erzeugte Eigenstrom hilft in diesen Fällen nicht weiter, weil er total von den Netzen abhängt.

Weil es ein weiteres Umspannwerk in Grünau gibt, war Neuburg-Ost von dem Stromausfall nicht direkt betroffen. Das stärkere Umspannwerk Ost bildete die Grundlage für die Umleitungen. 16 Stationen sind angefahren worden, wichtig war auch der Knotenpunkt in der Gustav-Philipp-Straße.

Der Zwischenfall verlief noch glimpflich. Jürgen Kolbinger: "Dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist, ist bei 110 000 Volt nicht unbedingt der Normalfall." Oberbürgermeister Bernhard Gmehling sprach seine Anerkennung für "die hervorragende Leistung der ganzen Mannschaft" aus.

Der Osten war vom Ausfall nicht betroffen, doch die Kurzunterbrechung mit Spannungsschwankung führte dazu, dass in Betrieben die Computersteuerung von Maschinen stockte oder ausfiel.

"Die letzten Ausfallforderungen sind erst in diesen Tagen eingetroffen", erklärt Stadtwerkechef Richard Kuttenreich. Eine detaillierte Auskunft über Schadensansprüche gab er ebenso wenig wie der Vorlieferant Bayernwerk. Es seien auch übergeordnete Netzbereiche in Nachbargemeinden wie Ehekirchen oder Oberhausen betroffen gewesen. Auch im Audiwerk Ingolstadt sei durch Kurzunterbrechung ein Fertigungsband stehengeblieben.

Wie immer die Ansprüche auch behandelt werden, um die Kosten eines neuen Mastens mit allen dazugehörigen Arbeiten kommt die Versicherung des Verursachers wohl nicht herum. Der Ersatzmasten wird auf rund 250 000 Euro veranschlagt, Ende Oktober soll er auf dem Donauwörther Berg aufgestellt werden.