Neuburg
Stadtwerke im Umbau

Vom Energieverkäufer zum Produzenten

18.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:03 Uhr

Neuburg (r) Wollen die Stadtwerke die Verlustbringer Bäder und Busse abgeben?

Diese Sparten seien eine Belastung für den Kommunalbetrieb "und ein erhebliches Problem für das Wachstum des Unternehmens", sagte Professor Richard Kuttenreich den Stadträten im Werkausschuss. Man müsse sich überlegen, ob man die Lasten anders verteile.

Im Klartext heißt das möglicherweise, dass die Stadt die Buslinien, Frei- und Hallenbad übernehmen solle. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling ist davon (noch) nicht überzeugt. Er sieht die Stadtwerke in der Pflicht, die Einrichtungen zur Lebensvorsorge zu betreiben und wenigstens teilweise mit Energiegewinnen die Defizite zu bestreiten.

Nach fünf Jahren sieht der Werkleiter die Umstrukturierung der Neuburger Stadtwerke als "im wesentlichen abgeschlossen" an. Der Wandel vom reinen Energieverkäufer zum Energieerzeuger sei vollzogen. Der Betrieb der erneuerten Blockheizkraftwerke biete eine vermarktbare Strommenge von 31 Millionen Kilowattstunden. Damit könnten drei Viertel der Neuburger Privathaushalte versorgt werden.

Das Besondere dabei ist die Kraft-Wärme-Kopplung. Die Kraftwerke liefern gleichzeitig Heizwärme, 2017 eine erhebliche Summe von 165 Millionen Kilowattstunden. Damit seien 1467 Haushalte, Handel und Gewerbebetriebe beliefert worden, so die Werkleitung.

Beim Netzentgelt spricht Professor Richard Kuttenreich von einer "Aufholjagd". Gas- und Stromnetze seien stets das "Tafelsilber" gewesen, "aber keiner hat dafür etwas getan". Diese Versäumnisse der Vergangenheit habe man nun mit Investitionen und Ertüchtigung ausgeglichen. Beim Erdgas erwarten die Stadtwerke heuer eine Erhöhung des Netzentgeltes um 1,2 Millionen Euro, beim Strom ab 2019 eine knappe Million Euro mehr. Die Netzentgelte bleiben bis 2023 gleich und werden dann neu berechnet.

Als "Altlast" wird jetzt auch die Kauffinanzierung des Erdgasnetzes bezeichnet. Die Tilgung der vergangenen Jahre sei unzureichend gewesen, sie laufe bis 2029 und belaste "als klassische Schuldendienstverlängerung" die Stadtwerke mit jährlich 460 000 Euro. Der Kauf von 85 Kilometern Leitung, Stationen, 1500 Hausanschlüssen und 120 Großkunden von der Erdgas Schwaben GmbH 1996 durch die Stadt für 20 Millionen Mark ist damals als "Jahrhundertgeschäft" gefeiert worden . Und zwar - wie beim Stromnetz - zurecht, denn sonst hätten die Stadtwerke jetzt keinen eigenen Meter Versorgungsleitung.

Die Stadtwerke Neuburg, seit der Pensionierung des früheren Werkleiters Hans Jürgen Hill 2014 "auf den Kopf gestellt" (Kuttenreich), haben auch personell stark zugelegt und neue Fachabteilungen eingerichtet. Die Stadtpolitiker haben den Zwischenbericht zustimmend zur Kenntnis genommen, wollen aber gleichzeitig eine Strukturanalyse des Betriebes und den Vergleich mit anderen Stadtwerken durch ein externes Gutachterbüro haben.