Stadtrat will das Geschichtsmuseum

29.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:37 Uhr

Planspiele: Noch ist nicht entschieden, ob die Kreisbehörde aus dem Schloss in Kelheim auszieht und ein neues Landratsamt gebaut wird. Unabhängig davon bewirbt sich die Stadt jetzt als Standort für ein Museum der bayerischen Geschichte. Sollte das derzeitige Landratsamt saniert werden – wie es eine Bürgerinitiative fordert – finde sich ein anderer Platz für das Museum, waren sich die Räte sicher. - Foto: Hauser

Kelheim (DK) Weitreichende Entscheidungen hat der Kelheimer Stadtrat am Montag getroffen. Zum einen machte er einen weiteren Schritt in Richtung Hochwasserschutz für Staubing. Außerdem bewirbt sich die Kreisstadt offensiv als Standort für ein Museum der bayerischen Geschichte.

Der Kelheimer Stadtrat hat am Montag einstimmig für die Vergabe der Planungskosten des technischen Hochwasserschutzes im Kelheimer Ortsteil Staubing gestimmt. Mit dieser Feinplanung in Höhe von 42 000 Euro will die Stadt Kelheim dann beim Freistaat Bayern den Bau des Hochwasserschutzes beantragen. Der Hochwasserschutz für den Ortsteil Weltenburg wird bereits gebaut. "Die Feinplanung des Staubinger Hochwasserschutzes könnte auf jeden Fall Möglichkeiten zur Kostenreduzierung aufzeigen", meinte Bernhard Eichner, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Landshut. "Denn mit den in der Grobplanung veranschlagten 5,6 Millionen Euro ist der Kosten-Nutzen-Effekt sehr gering und somit steht Staubing auf der Prioritätenliste des Freistaates recht weit hinten. Allerdings muss sich die Stadt Kelheim zur Hälfte an den Kosten beteiligen."

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Schweiger erklärte: "Wir sollten endlich der Vergabe der Planungskosten zustimmen, damit die Anwohner in Staubing nicht noch länger warten müssen." Auch Raimund Fries, Fraktionsvorsitzender der CSU, sprach sich dafür aus: "Zwei Jahre sind vergangen seit dem Stadtratsbeschluss, einen technischen Hochwasserschutz für alle Kelheimer Ortsteile zu beantragen. Wir finden, alle Ortsteile sollten gleich behandelt werden." Der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Heribert Schwindl, fügte hinzu: "Wir müssen einen Schritt nach vorn machen und Staubing helfen. Das ist unsere Pflicht!"

Professionelles Marketing

Der Stadtrat will außerdem das Museum für bayerische Geschichte nach Kelheim holen. Franz Peter Sichler (SPD), der stellvertretende Bürgermeister von Kelheim, hatte den Antrag gestellt, die Stadt möge sich für das Museum für bayerische Geschichte bewerben soll. Einziehen könnte das Museum in das ehemalige Wittelsbacher Herzogsschloss, in dem sich derzeit das Landratsamt befindet. "Das historische Gebäude hat eine große Bedeutung für die bayerische Geschichte und würde sich deshalb besonders gut für das Museum eignen", erklärte Sichler. "Ich glaube, Kelheim hat als Standort eine gute Chance das Museum für bayerische Geschichte zu bekommen. Geografisch liegt Kelheim in der Mitte von Bayern und die Stadt hat auch schon eine touristische Infrastruktur. Im Gegensatz zu unseren großen Mitbewerbern wie Regensburg, Augsburg oder Nürnberg ist bei uns von Vorteil, dass das Museum in Kelheim nicht eines von vielen wäre, sondern etwas ganz Besonderes." Bekanntlich gibt es im Kreis Kelheim derzeit einen Streit, ob das Landratsamt saniert oder neu gebaut werden soll. Das Museum ist dabei schon länger als mögliche Nutzung des nach einem Neubau leer stehenden Wittelsbacherschlosses im Gespräch.

Stadtrat Reinhard Listl (FDP) war von dem Vorschlag sichtlich begeistert: "Das ist eine historische Chance für Kelheim, das kommt dem Bau der Befreiungshalle gleich! Wir sollten eine professionelle Marketingagentur engagieren, um gegen die anderen Bewerber anzukommen und uns als Stadtrat geschlossen in München für das Museum einsetzen." Dem widersprach Franz Aunkofer (Grüne) und erinnerte an das laufende Bürgerbegehren Pro-Sanierung. "Wir können das nicht außer Acht lassen und einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden." FW-Fraktionssprecher Heribert Schwindl stieß ins gleiche Horn und ergänzte, es gebe in der Kreisstadt für ein Museum weitere mögliche Standorte, etwa das Gebiet östlich des Donautors. Schweiger, Sichler und Listl waren aber der Meinung, eine Bewerbung ohne das Wittelsbacher Herzogsschloss wäre aussichtslos. "Dieses Gebäude ist ein Alleinstellungsmerkmal für Kelheim", so Schweiger.

Kompromiss verabschiedet

Fries schlug schließlich einen Kompromiss vor. Der Stadtrat solle sich mit mehreren möglichen Standorten für das Museum bewerben. Dieser Vorschlag wurde mit 13 zu elf Stimmen angenommen. Am Montag läuft das Bürgerbegehren der Bürgerinitiative BISS aus, die sich für eine Sanierung des Schlosses einsetzt und einen Neubau des Landratsamtes verhindern will.