Stadtrat macht Weg für Sanierung frei

Heidecker Freibad soll im Winter für mindestens 2,4 Millionen rundumerneuert werden – Kritische Gegenstimmen

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Die Dauerschwimmerinnen Elvira Betz (links) und Gerlinde Brunner freuen sich über die geplante Sanierung des idyllisch gelegenen Heidecker Freibads. −Foto: Meyer, Monika, Roth

Heideck (HK) Die Heidecker könnten aufatmen. Der Stadtrat hat am Dienstagabend nach langer Vorgeschichte die Sanierung des maroden Freibads gegen zwei Stimmen beschlossen. Und das, obwohl die bereits festgelegte Kostengrenze von 2,4 Millionen aller Wahrscheinlichkeit nach überschritten wird.

„Ich bin so froh, dass es endlich rum ist“, sagte ein erleichterter Schwimmmeister Günter Herzog, der die Sitzung als Zuschauer verfolgt hatte. „Wir investieren jetzt für weitere zwei Generationen.“ Der Umbau ist seiner Meinung nach dringend notwendig, zwar habe es in den vergangenen 40 Jahren eine Teilsanierung der Heizung und der Folienauskleidung in den Becken gegeben, aber die Duschen und sanitären Anlagen seien schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Seiner Meinung schloss sich am Dienstagabend die Mehrheit des Heidecker Stadtrates an. „Ich bin auf jeden Fall dafür“, sagte beispielsweise Silke Gegg (FW). „Wir wollen schließlich auch eine junge Bevölkerung anziehen.“ Auch für Reinhard Spörl (FW) steht das Freibad „an erster Stelle“, wie er betonte. „Wir brauchen eine Attraktion für Heideck.“ Maria Beckstein (FW) sah es ebenfalls positiv: „Rückständig wollen wir nicht sein, packen wir’s an.“

„Wir brauchen das Bad und sollten die Sanierung ganz schnell umsetzen“, sagte auch Franz Albrecht (CSU). „Bedauerlicherweise sind uns aber die Preise entglitten.“ Dass es teuerer wird als geplant, führt Bürgermeister Ralf Beyer (FW) vor allem auf konjunkturelle Gründe zurück. Aufgrund des herrschenden Baubooms hätten die Preise im vergangenen Jahr gewaltig angezogen. Wie beschäftigt die Firmen teilweise sind, zeigte sich auch an der Ausschreibung. Teilweise sei nur ein einziges Angebot abgegeben worden. Auch wenn die Kostensteigerung von fünf bis sechs Prozent nicht dramatisch klinge, sagte Beyer, handele es sich doch um schätzungsweise 100 000 bis 150 000 Euro, die die Stadt mehr ausgeben müsse.

„Eine Nichtdurchführung ist auch keine Option“, stellte Helga Peter (CSU) fest, auch wenn sie bei der Kostensteigerung „Magenschmerzen“ habe. „Aber wir sind glücklicherweise in der Lage, das Freibad zu sanieren, ohne den Haushalt zu gefährden, auch wenn wir andere Sachen einsparen oder strecken müssen.“ Anderen Gemeinden oder Kommunen drohe sogar die Schließung ihre Bäder, da sie finanziell nicht mehr zu stemmen seien. Helga Peter appellierte deshalb an die Bürger und private Sponsoren, der Stadt Heideck mit Spenden unter die Arme zu greifen: vielleicht für die neue Rutsche. Sie gab dem Bürgermeister und der Verwaltung auch noch die Bitte mit auf den Weg, so viel wie möglich einzusparen.

Das sei aber eigentlich schon geschehen, betonte Dieter Knedlik (FW). „Im Arbeitskreis haben wir bei jedem Gewerk die Daumenschrauben angezogen und nur das genommen, was wir wirklich brauchen. Aber wenn wir es umsetzen, werden wir trotzdem ein schönes Bad haben“, zeigte sich Knedlik überzeugt. Für Bürgermeister Beyer war es „ganz wichtig, dass der Haushalt die Ausgaben verträgt. Wir werden uns nicht übermäßig verschulden.“

Eine „kritische Stimme“ hingegen erhob Reinhard Siegert (CWG): „Ohne Bad hätten wir einen Bombenhaushalt“, gab er zu bedenken und stimmte deshalb gegen die Sanierung. „Nach wie vor dagegen“ war auch Jürgen Schöll (CSU). „Es wird nicht bei Ausgaben von 2,5 oder 2,6 Millionen Euro bleiben“, prophezeite er. „Es wird noch viel Unvorhergesehenes kommen.“

Angesichts dieser Aussagen bemühte sich Beyer zu versichern, dass die Kosten „nicht ins Unermessliche“ steigen würden. „Unser Ziel ist es, so nahe wie möglich an die 2,4 Millionen Euro heranzukommen.“ Die endgültige Entscheidung hatte der Stadtrat bei seiner letzten Sitzung Ende Mai nochmals vertagt, um den zweiten Block der Ausschreibungen abzuwarten und einen besseren Überblick über die Kosten zu bekommen. „Jetzt können wir es gut abschätzen“, stellte Beyer fest. Am Dienstagabend vergab der Stadtrat deshalb gleich die Arbeiten an die wenigstbietenden Handwerksfirmen.

Ende August – also zwei bis drei Wochen vor dem Ende der Badesaison – wird das Heidecker Freibad schließen. Die Stadt hofft, die Komplettsanierung bis Ende Mai oder Anfang Juni abschließen zu können. „Aber das kommt natürlich auf das Wetter im Winter an“, gab Kämmerer Roland Hueber zu bedenken. Nach dem Abschluss der Arbeiten wird es für die Kinder neben dem sanierten Sprungturm mit einer 16 Meter langen Breitwellenrutsche eine weitere Attraktion geben.

Über die Aussicht auf ein nagelneues Bad freuten sich die Dauerschwimmerinnen Elvira Betz und Gerlinde Brunner schon gestern. Wie so häufig zogen sie im Schwimmerbecken ihre Bahnen. „Es ist gut, wenn die Stadt Geld in die Hand nimmt“, sagte Brunner. „Ein Bad gehört zur Infrastruktur.“ Ganz abgesehen davon, dass ein Ausflug ins Bad „wie eine Stunde Urlaub“ sei. Nach dem Umbau steht für die beiden jedenfalls schon fest: „Wir werden uns wieder eine Dauerkarte kaufen.“