Neuburg
Stadtpfarrer wäscht "Aposteln" die Füße

Osterfeierlichkeiten in Neuburg begonnen - Kohler: "Geweihte Diakoninnen muss es wieder geben"

19.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:42 Uhr
Wie Jesus den Aposteln die Füße gewaschen hat, vollzog auch Stadtpfarrer Herbert Kohler dieses Ritual in der Hofkirche - an Ehrenamtlichen aus der Pfarrei. −Foto: Schneider

Neuburg (DK) Mit dem Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu begannen auch in Neuburg die Osterfeierlichkeiten. In der voll besetzten Hofkirche vollzogen Stadtpfarrer Herbert Kohler und Diakon Josef Li Peng Cui das Zeichen der Fußwaschung an Ehrenamtlichen und Kindern. Kohler ging in seiner Predigt auf die unterschiedlichen Dienste in der Kirche ein und forderte: "Es muss wieder geweihte Diakoninnen geben."

Am Ende seiner Ansprache formulierte er diese Forderung in einem Gebet: "Lieber Gott, schenke der Kirche Diakoninnen." Frauen in diesen Dienst zu rufen und zu weihen, sei ein Schritt, den die Kirche nun gehen müsse: "Es gibt so viele Frauen, die gutes tun." Sie sollten auch offiziell im Dienstamt repräsentiert sein. Diese Forderung gibt es seit vielen Jahren, Papst Franziskus hat dazu eine entsprechende Untersuchung beauftragt. Die Forschungen liegen seit Ende Dezember vor, Folgerungen gibt es noch nicht. Zudem bat Kohler in seinem Predigt-Gebet darum, dass es Bischöfe gebe, "die endlich Mut haben, Klartext zu reden und das zu sagen, was sie denken". Allmählich wachse der Mut: "Ich hoffe, dass es so weitergeht."

Herbert Kohler hatte zuvor ausgehend vom Evangelium der Fußwaschung im Vorfeld des letzten Abendmahles Jesu die drei Grunddienste der Kirche Martyria, Liturgia und Diakonia entfaltet: Verkündigung, Feier des Gottesdienstes und sozialer Dienst an den Mitmenschen. "Für die Kirche sind diese Dinge wesentlich geworden", so Kohler. Sie müsse sich auch daran messen lassen, sie einzuhalten: "Dient sie? Erklärt sie das, was sie tut so, dass die Menschen es verstehen können? Feiert sie die Feste so, dass es die Menschen stärkt?" Diese Dienste spiegelten sich auch in den Ämtern der Kirche wider, sagte der Geistliche.

Im Rahmen der feierlichen Messe, die von den Kirchenchören feierlich gestaltet wurde, vollzogen Stadtpfarrer Kohler und Diakon Josef Li Peng Cui die Fußwaschung an Ehrenamtlichen und Kindern. Kohler erklärte, er habe bewusst Menschen ausgesucht, die sich für und in den Grunddiensten der Kirche Verkündigung, Feier und Caritas engagieren. So saßen als "Apostel" wie beim letzten Abendmahl Finni Maier (Pfarrhausfrau von Monsignore Vitus Wengert und "gute Seele" in Ried, Bittenbrunn und Sehensand), Josef Höpfler (Kohler: "Immer da, wenn Not am Mann ist"), Andreas Mayer (Caritas), Christian Wohlhüter (Kirchenverwaltung Hl. Geist), die Asylsuchenden Nasser und Mohammed aus dem Jemen, Stefanie Stork (Pfarrbriefredaktion, ehemalige Oberministrantin und Pfarrgemeinderätin in Ried), Hanna Glatz und David Munzinger (Jugendvertreter) sowie die Firmbewerberin Helene (Ried) und die Erstkommunionkinder Anna (Sehensand) und Max (Bittenbrunn) vor dem Altar. Mit einem Leinenschurz knieten die beiden Geistlichen vor den "Aposteln" und wuschen ihnen die Füße, wie das Jesus beim letzten Mahl vor seinem Tod mit den Jüngern getan hat.

Am Karfreitag begehen die Christen den Tag des Todes Jesu und kommen am Nachmittag um 15 Uhr, zur Todesstunde Christi, in den Kirchen zur Liturgie zusammen: Dort wird die Johannespassion vorgelesen und das Kreuz feierlich verehrt. Die Osterfeierlichkeiten finden ihren Höhepunkt im Gedenken an die Auferstehung Jesu. In Neuburg beginnen die Feiern der Osternacht um 20 Uhr (St. Augustin) beziehungsweise um 20.30 Uhr (Hofkirche, Bittenbrunn, Sehensand, Wagenhofen). Am Ostersonntag um 5 Uhr wird das Osterfeuer vor Hl. Geist entzündet, um 5.30 Uhr jeweils in Ried und Rohrenfels.

Die evangelischen Christen feiern die Auferstehung Jesu am Ostersonntag um 5 Uhr in der Apostelkirche, um 5.30 Uhr in der Christuskirche. Bereits am Karsamstag um 20 Uhr beginnt in der Apostelkirche eine Osterwache für Jugendliche ab 13 Jahren.
 

Marco Schneider