Stadtgeflüster vom 9. August 2011

08.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:32 Uhr

(rl) „Des isch echt der Wahnsinn“ – wie der Schwabe zu sagen pflegt.

Der eine oder andere dürfte dieser Tage seinen Augen kaum trauen, wenn er zufällig am Bauerngerätemuseum in Hundszell vorbeikommt. Wäre die Szenerie nicht wenigstens am Samstag im DONAUKURIER abgebildet gewesen, hätten vorbeifahrende Autofahrer möglicherweise vor lauter Schreck einen Unfall gebaut. „Zwickt’s mi, i man i tram, des derf net woa sei, wo san ma daham“ An dem Liedtext von Wolfgang Ambros ist echt was dran.

Hat etwa Verpackungskünstler Christo einen Abstecher nach Ingolstadt gemacht und nach so unbedeutenden Bauwerken wie Pont Neuf, der ältesten Brücke in Paris, und dem Berliner Reichstag als klitzekleine Abwechslung mal eben das Bauerngerätemuseum in Hundszell verhüllt? Nicht, wie beim Reichstag, mit über 100 000 Quadratmetern feuerfestem und mit Aluminiumschicht überzogenem Polypropylengewebe, sondern mit schwarz-rot-goldener Folie? Gab es dafür gar eine ähnlich umstrittene Entscheidung im Ingolstädter Stadtrat wie damals, am 25. Februar 1994, im Deutschen Bundestag, als namentlich über die Verhüllung des Reichstages abgestimmt wurde? 292 Abgeordnete haben bei der Entscheidung mit Ja gestimmt, 223 mit Nein, neun haben sich enthalten, eine Stimme war ungültig.

Na ja, ganz so viele Abgeordnete hat das Ingolstädter Stadtparlament natürlich nicht. Eine ungültige Stimme hätte es aber auch hier geben können – von Rep-Stadtrat Ulrich Bannert. Der wäre zwar von der nationalfarbenen Verhüllung höchst angetan, hätte aber vielleicht aufgrund einer unklaren Textpassage an der Beschlussvorlage herumgemäkelt, wie zuletzt bei der Freien Turnerschaft.

Aber falsch gedacht. Es war nicht Christo, und es gab auch keine Abstimmung im Stadtrat. Im Bauerngerätemuseum hat nur mal eben ein Kammerjäger den Kampf mit dem Holzwurm aufgenommen. Damit das Gas, das dem ungeliebten Tier den Garaus machen soll, nicht an falscher Stelle entweicht, wurde das gesamte Museumsareal luftdicht verpackt.

So ein gemeiner Holzwurm – der hat es doch bestimmt auch auf das eine oder andere Stück im Bayerischen Armeemuseum abgesehen. Hm. Jetzt stellen Sie sich mal vor, das Neue Schloss, luftdicht verpackt, ganz in Schwarz-Rot-Gold.