(rh)
Stadtgeflüster vom 7. Oktober 2015

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

(rh) Als der Brockhaus-Verlag vor geraumer Zeit verkündete, es werde nie wieder eine gedruckte Neuauflage seiner Enzyklopädie geben, da brach für einige Menschen eine Welt zusammen. Ein Leben ohne diese vertrauten Halblederbände, die dem Wissbegierigen stets sicheren Halt und Orientierung boten? Wie sollte man sich da bloß zurechtfinden, wenn selbst die Firma Brockhaus den Glauben an die Schönheit der gediegenen Wissensvermittlung verloren hatte? Solche Menschen, die ihre verlässliche, mit Goldprägung veredelte Datensammlung heiß geliebt hatten, fassten Wikipedia anfangs nur mit spitzen Fingern an.

Denn wie sollte dieses angeblich freie Online-Lexikon jemals ein vollwertiger Ersatz für die 30 Bände der endgültig letzten Brockhaus-Enzyklopädie sein!

Es sind Menschen mit diesen Gedankengängen, die heute noch ein aufklappbares Handy benutzen und sich nicht von dem Irrglauben abbringen lassen, ein Handy sei zum Telefonieren da. Wie auf der „Leute“-Seite des DONAUKURIER kürzlich zu lesen war, hatte die junge Schauspielercrew des neuen Films „Man lernt nie aus“ am Set einen Heidenspaß. Die Kollegen machten nämlich bei Altmeister Robert De Niro (72) folgende Entdeckung: „Er hat noch ein aufklappbares Handy!“ Jungstar Anne Hathaway (32) berichtete im Interview mit einem Promi-Magazin amüsiert: „Wir haben alle darüber geredet, wenn er gerade nicht da war.“ Und alle Leute im Team hätten De Niros Antiktelefon „sehr süß“ gefunden.

Den Autor des Stadtgeflüsters konnte als zufriedenen Besitzer eines Handys zum Aufklappen diese Meldung aus Hollywood natürlich nicht kalt lassen. Von Stund an vermochte er nur noch mit gemischten Gefühlen zu telefonieren. Dabei hatte er seinen Klingelton schon so leise wie irgend möglich eingestellt. Immer wenn er jetzt angerufen wird, verdrückt er sich unauffällig ins Nebenzimmer.