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Stadtgeflüster vom 7. Dezember 2016

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

(rh) Nicht jeder hat die Gabe, ein großer Debattenredner zu sein, wie vergangenen Donnerstag im Stadtrat wieder zu beobachten war. Deshalb ist man als altgedienter Rathausreporter auch recht froh, nicht selbst ans Mikrofon des Sitzungssaales treten zu müssen.

Die mitreißende, ebenso unterhaltsame wie informative Wortgewalt ist ein Geschenk, das der liebe Gott nur sehr sparsam verteilt, sei es im Ingolstädter Stadtrat oder im Marktgemeinderat von Manching, Kösching und Gaimersheim. Den Politruheständler Franz Götz deshalb als Liebling der Götter zu bezeichnen, wäre vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen, zumal der mittlerweile 71-Jährige seine Redekunst nicht durchweg in den Dienst des Allgemeinwohls stellte, sondern durchaus gewinnbringend für sich selbst zu nutzen wusste und weiß.

Längst ist der frühere SPD-Abgeordnete und Fraktionschef in die Rolle des Ratgebers für hoffnungsvolle politische Nachwuchstalente geschlüpft. 2008 stand er dem Mediziner Anton Böhm im OB-Wahlkampf bei dessen aussichtsloser Kandidatur gegen die CSU-Übermacht hilfreich zur Seite. 2014 wechselte der Mann mit dem durchtriebenen Mundwerk von einem sinkenden Schiff zum nächsten und beriet den FW-Kandidaten Peter Springl. Seitdem soll Newcomer Springl immer wieder gern auf die Dienste des Ghostwriters Götz zurückgegriffen haben.

Keine Angst, das soll jetzt nicht der Running Gag bis Weihnachten werden - aber bei der Haushaltsdebatte am Donnerstag waren sich alle Zuhörer nach Springls Auftritt einig: Da musste ein anderer als der Redner seine Hände im Spiel gehabt haben. Der Duktus des Rachefeldzuges gegen SPD-Mann Achim Werner war ein klares Indiz für die eigentliche Urheberschaft dieser rhetorischen Kriegserklärung. "Alle Kraft und Wirkung des Redners", gab der antike Großmeister Cicero seinen weniger genialen Nachfolgern mit auf den Weg, "muss sich darin erweisen, dass man die Zuhörer entweder beschwichtigt oder erregt (De oratore)." Zumindest Letzteres ist Peter Springl-Götz glänzend gelungen.