(kue)
Stadtgeflüster vom 4. Juli 2017

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

(kue) Das Georgianum, für das jetzt große Pläne geschmiedet werden, heißt Georgianum nach seinem Stifter Gregor dem Reichen von Bayern-Landshut. Das war nicht der Präsident eines niederbayerischen Fußballvereins, sondern der letzte Regent der wohlhabenderen Hälfte von Bayern, zu der zu seiner Zeit auch das vormalige Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt zählte.

Das Herzogtum Bayern-München gehörte damals übrigens den ärmeren Verwandten.

Im neuen Schloss zu Ingolstadt verbrachte Georg nach dem frühen Tod seiner Frau auch seine letzten Lebensjahre, bevor er am 1. Dezember 1503 starb. Leider hat Georg seine Liebe zur Donaustadt erst spät entdeckt. Gar nicht auszudenken, wenn er seine Hedwig von Polen im Jahre 1475 hier in Ingolstadt geehelicht hätte. Dann, ja dann würde jetzt die Landshuter Hochzeit nicht Landshuter Hochzeit heißen, sondern Ingolstädter Hochzeit und es würde nicht alle Welt im Vierjahresrhythmus an die Isar pilgern, sondern an den Donaustrand. Die aktuelle "Ingolstädter Hochzeit" des Dieselmotors mit der Autokarosserie lässt sich ja wegen eines ganz besonderen Vorsprungs durch Technik gerade nicht so gut touristisch vermarkten.

Nur gut, dass Georgs Vater, Ludwig der Reiche, 1472 in Ingolstadt die Universität gegründet hat. Sonst wäre Mary Shelly nie auf die Idee gekommen, ihren Dr. Frankenstein in Ingolstadt Leichen fleddern zu lassen. Und was wäre der Ingolstädter Tourismus ohne die Frankenstein Mystery Tour.

Zum morbiden Charme des Frankenstein-Pakets würde freilich die erhaltene Trauerrede für Hedwig passen, die Professor Jakob Locher, alias Jacobus Philomusus in der Stadtpfarrkirche zu Ingolstadt hielt. Und so sehen wir den städtischen Pressesprecher vielleicht schon bald im Professorentalar Philomusus' rhetorisches Meisterwerk deklamieren: "Zu beweinen ist mit Klagen ohne Unterlass und lautem Wehgeschrei Hedwig, die liebenswürdigste Frau, der leuchtende Edelstein der Tugenden, der schimmernde Saphyr unter den Königinnen der Christenheit ... Das Fleisch hat dem Tod den Tribut gezahlt und sie musste den sittsamen Körper den Würmern überlassen; ihrer Seele aber wird wohlgefällige Ruhe gegeben."