(ais)
Stadtgeflüster vom 3. November 2014

02.11.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

(ais) Eis an Allerheiligen – und zwar nicht auf den Seen, sondern in Waffeln, mit Zitronen- oder Erdbeergeschmack. Das sind die Ingolstädter nicht gewohnt an diesem Feiertag. Was man an Allerheiligen tatsächlich erwartet, sind Nebelschwaden auf einem zugigen Friedhof, dazu leichter Nieselregen.

Totenstille. So muss das sein, so ist man das gewohnt, trist und düster, schließlich sollte es in Bayern an Allerheiligen still und trübsinnig zugehen.

Doch was tun, wenn das Wetter einen zu Eis, T-Shirt und einem Baggerseespaziergang verführen will? Wenn die Kleinen im Sonnenschein Fußball spielen wollen? Der Mittelweg vielleicht: ein Familienausflug ins Grüne mit düsterer Kleidung und einem möglichst farblosen Eis – Vanille würde sich anbieten, oder noch besser Schokolade – und Sitzfußball, damit nicht so viel gerannt wird.

Die Klimaerwärmung stellt die Bevölkerung mehr und mehr vor moralische Probleme: Kann man Allerheiligen im Straßencafé verbringen? Und muss man dabei trotzdem trübsinnig dreinschauen? Bald steht das nächste Problem im Kalender: Totensonntag. Womöglich öffnen dann auch noch die Biergärten wieder. Vielleicht muss man auch in Bayern Allerheiligen bald wie in Mexiko feiern: bunt und mit guter Laune – die schlechte lässt sich bei strahlendem Sonnenschein nämlich gar so schwer durchhalten. Und wenn das mit der Wärme so weitergeht, wird der Winter wie im letzten Jahr: ein Mittwoch.