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Stadtgeflüster vom 3. März 2017

02.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

(hl) Ein Journalist soll umtriebig und findig sein, soll sich möglichst schnell auf neue Situationen einstellen und auch plötzlich auftauchenden Spuren oder Hinweisen zielstrebig nachgehen. Insofern war es sehr löblich, als vor vielen Jahren ein lieber älterer Kollege, der nach der Mittagspause auf seinem Schreibtisch einen Zettel mit einer langen Telefonnummer und der Notiz "Paul anrufen!" vorfand, dieser Aufforderung sofort nachkam.

Er wunderte sich dann zwar, dass am anderen Ende der Leitung Italienisch gesprochen wurde, aber er blieb hartnäckig: "Paul! Ja, Paul! Steht doch hier!"

Nun, im Vatikan verstand man den Anrufer aus Germania nicht so recht, und das Telefonat mit Papst Paul VI. kam nicht zustande. Dumm gelaufen, hinterhältiger Streich, das muss man zugeben. Aber eben eine Geschichte, an die man sich gerne erinnert. Dabei hätte unser leider längst verstorbener Kollege ja eigentlich wissen müssen, dass man Anfragen an seine Heiligkeit diplomatisch hätte vorbereiten müssen. Also schriftlich und so. Denn eines war unter Journalisten seinerzeit hinlänglich bekannt: Alle Welt mag sich auf Telefongespräche einlassen, aber zwei Institutionen ganz bestimmt nicht: der Heilige Stuhl und der Kreml.

Diese Zeiten sind allerdings lange dahin. Wer heute als Zeitungsschreiber irgendwelche Auskünfte von irgendwelchen Pressestellen begehrt, landet ganz schnell bei einer Gegenfrage: "Könnten Sie uns Ihr Anliegen bitte schriftlich per E-Mail schicken" Gerade noch Pressewarte von Turn- und Kleingartenvereinen scheinen in der Lage zu sein, spontan am Hörer ein paar Informationen rüberwachsen zu lassen. Und - das wollen wir nicht verschweigen - auch die Stadt Ingolstadt ist bei Anfragen meistens noch sehr kooperativ.

Obwohl: Als wir diese Woche (Faschingsferien!) versucht haben, eine kleine Auskunft von einem gerade nicht greifbaren Referenten zu bekommen, hat sich die Sekretärin auch schon ein wenig geziert und Andeutungen in Richtung "schriftlicher Fragenkatalog" gemacht. Wir haben natürlich klar dagegengehalten und erst gar nichts einreißen lassen: So eine einzige klare Frage am Telefon wird man doch wohl noch auffassen und weitergeben können, oder? Konnte man dann auch. Irgendwann nachmittags hat sich der Herr Stadtminister tatsächlich noch gemeldet und uns ein paar Infos gegeben. Geht doch! Und dafür sagen wir an dieser Stelle herzlichen Dank. Auch der Sekretärin!