(rh)
Stadtgeflüster vom 3. Juli 2013

02.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:57 Uhr

(rh) Die Fachleute sind sich noch nicht einig, was schwerer zu bauen ist in Ingolstadt, eine Brücke oder ein Kongresszentrum. Zunächst einmal sollte in beiden Fällen ein gewisser Bedarf gegeben sein, und wenn nicht, zumindest ein positives Gutachten.

Liegt weder das eine noch das andere vor, dann genügt auch eine politische Mehrheit. Ferner wäre es hilfreich, wenn für das beabsichtigte Millionenprojekt genügend Geld in der Kasse ist. Aber dieser Punkt kann in Ingolstadt vernachlässigt werden, weil für Millionenprojekte der politischen Mehrheit immer genügend Geld in der Kasse ist.

Beim Bau von Donaubrücken ist es von Vorteil, wenn zu beiden Seiten des Flusses noch etwas Platz für einen Straßenanschluss vorhanden ist. Besonders günstige Voraussetzungen bieten hier Grünanlagen wie der Luitpoldpark, die den Planern den nötigen Freiraum eröffnen, um ihre Ingenieurskunst ganz in den Dienst eines optimierten Verkehrsflusses zu stellen. Der Idealfall tritt für die Brückenbauer dann ein, wenn sie sich in einem Natur- oder Landschaftsschutzgebiet bewegen wie den Donauauen, weil dort der kreativen Straßentrassierung keine Grenzen gesetzt sind. Ungleich schwieriger ist es, ein Kongresszentrum zu bauen, denn die Tagungsstätte soll ein repräsentativer, moderner und attraktiver Rahmen für möglichst viele Veranstaltungen werden, muss aber gleichzeitig im Stadtbild unsichtbar bleiben, um nicht die heimischen Kritiker auf den Plan zu rufen.

Ein gutes Vorzeichen für das letztendliche Gelingen eines Projektes ist es, wenn während des Baus eine der beteiligten Firmen pleite geht. Es sollte aber unbedingt eine österreichische sein. So wie der Bauriese Maculan Holding AG, der im März 1996 Konkurs anmelden musste. Da war die Glacisbrücke gerade erst halb fertig. Drei Jahre später bekam das Bauwerk mehrere Architekturpreise. Die Brücke ist sogar so schön geraten, dass man als Autofahrer auf ihr gerne mal im Schritttempo ein bisschen länger verweilt und die Donaupassage in vollen Zügen genießt.