(peh)
Stadtgeflüster vom 3. Februar 2017

02.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:42 Uhr

(peh) Thomas von Aquin kannte keinen Caritas-Gebrauchtwarenmarkt. Erstens, weil Heilige selten im Gewerbegebiet Gaimersheim leben und zweitens, weil sie vermutlich mit weniger Dingen viel glücklicher sind als wir. Wobei Thomas weder Fernbedienung oder Flachbildschirm besaß, wie man ehrlicherweise einräumen muss.

Und wer weiß, ob der alte Philosoph überhaupt eine Ethik geschrieben hätte, hätte er permanent zwischen "Tatort", Nachrichten und "CSI Miami" gezappt. Man kann sich ja nicht zerreißen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Weil jedenfalls die alten Heiligen nix hatten (materiell betrachtet), hatten sie es mehr mit dem Geistig-Seelischen. Aber das ziemlich heftig. Und wenn's ihnen zu viel geworden ist, kam das Purgatorium, die Reinigung oder Läuterung. Und mal ehrlich: Ein bisschen Fegefeuer schadet keinem. Auch heute nicht. Selbst wenn es sehr banal klingt: Kein Mensch liest einen Krimi zum zweiten Mal, wenn er schon weiß, wer der Mörder ist. Und das Regal, das schon Jahre im Keller steht, baut auch keiner mehr auf. Es tut gut, sich von solchen Dingen zu trennen. Und dafür gibt es den Caritas-Gebrauchtwarenmarkt, die Vorhölle aller, die nichts wegwerfen können und meinen, dass man alles irgendwann mal brauchen könnte, das Jüngste Gericht - alle Messies und Sammler.

Jedoch erwarten einen dort freundliche Menschen, die fast alles annehmen und sogar einer sinnvollen Verwendung zuführen - falls das noch möglich ist. Und wer solch einen Gang hinter sich gebracht hat, fühlt sich wirklich befreit.

Wenn man schon mal da ist, kann man ja kurz durchschauen. Mit dem festen Vorsatz, nichts zu kaufen, schließlich hat man ja gerade erst Platz geschaffen. Bis man vor dem Regal mit den Weizengläsern steht und die nächste Todsünde begeht: Dr. Franz Götz steht da drauf und SPD Ingolstadt. Auf einmal ist es wieder da, das alte Ingolstadt, als alles noch gemütlich war und die Welt irgendwie noch in Ordnung.

Was soll man noch sagen? Es gibt Dinge, die muss man(n) einfach haben. Und wie sonst bekommt man für 30 Cent einen Franz Götz ‹ŒFoto: Eberl