(tjs)
Stadtgeflüster vom 3. August 2017

02.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

(tjs) Mit den Ämtern ist das so eine Sache. Wir können nicht ohne sie - was würden zum Beispiel wir Journalisten nur ohne das städtische Presseamt machen. Aber mit ihnen ist es auch nicht immer leicht.

Das fängt schon beim Nummernziehen an. Wir erinnern uns zum Beispiel an unsere Studentenzeit, als Leistungsnachweise noch in Form von Scheinen im Prüfungsamt abgeholt werden mussten. Ja, auch dort mussten wir ein Zettelchen holen - und mit einem Blick auf den Bildschirm verzweifeln, weil noch 98 Nummern vor uns waren. Quälend langsam ging es voran, und wir überlegten nicht nur einmal, beim nächsten Mal ein Zelt aufzuschlagen oder in der Zeit unsere Masterarbeit fertigzuschreiben. Oft blieben die Türen lange geschlossen, und die Dame vom Amt ließ sich nur blicken, um eine neue Kanne Kaffee aufzusetzen. Und wenn wir endlich die Ehre hatten, das Büro betreten zu dürfen, wurden noch schnell Kuchenform und Sektgläser unter dem Tisch versteckt. Schließlich muss auch in Ämtern mal Pause gemacht werden.

Im Erwachsenenleben ging es dann weiter mit dem Nummernziehen. Im Ingolstädter Straßenverkehrsamt beispielsweise ist das sogar online möglich. Nur Datum und Uhrzeit anklicken, und schon wurde uns die 108 zugeteilt. Kurioserweise mussten wir an jenem Termin noch einmal eine Nummer ziehen. Diesmal war es die 45. Unklar blieb, ob wir nun zweimal aufgerufen werden, die erste Nummer vergessen oder die Zahlen möglicherweise multiplizieren sollten. Als dann weder die 45 noch die 108, sondern die 121 angezeigt wurde und weit und breit kein anderer Kunde zu sehen war, dachten wir uns: Probieren wir doch unser Glück. Allerdings tönte es hinter dem Schreibtisch sofort vorwurfsvoll hervor: "Sie sind aber nicht die 121!" Woher die Mitarbeiterin das wusste, bleibt ihr Geheimnis, schließlich hatten wir keine Zahl auf der Stirn tätowiert. Netterweise durften wir trotzdem bleiben und kleinlaut Platz nehmen, um unser Anliegen vorzutragen.

Auch im Bürgeramt haben wir schon positive Erfahrungen gemacht, als sich im Warteraum ein aus dem Fernsehen bekanntes angehendes Ingolstädter Topmodel neben uns setzte. Vorsichtig schielten wir auf ihren Nummernzettel - und stellten zufrieden fest, dass wir zuerst an der Reihe waren. Mit dem Wissen, dass auch Promis eine Nummer ziehen müssen, ließ es sich dann wirklich gleich viel leichter warten.