(smr)
Stadtgeflüster vom 28. August 2015

27.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

(smr) Besitzen Sie auch eine Geräuschuhr für die Nacht? Eine rundum praktische Sache, denn sie braucht keine Batterie und funktioniert als Wecker meist zuverlässig. Ganz ohne Ziffernblatt und Zeiger.

Vor allem bei älteren Menschen mit leichtem Schlaf – gemeinhin auch senile Bettflucht genannt.

Bei Paaren sorgt der Partner für zuverlässige Beschallung: Wenn er sich nach der Tiefschlafphase aus der stabilen Seitenlage auf den Rücken wälzt und zu schnarchen beginnt, dann ist es zum Beispiel mit ziemlicher Sicherheit zwischen 3.45 und 4.15 Uhr. Gegen 4.30 Uhr kommt dann der Zeitungsausträger, wirft den DK ein und macht den Briefkasten extra leise zu. Ein rücksichtsvoller Mensch. Alles gut gelaufen mit der aktuellen Ausgabe, freuen wir uns und nicken friedlich wieder ein. Im Frühling singt dazu die Amsel ihr Morgenlied – das hilft beim Einschlafen. Geht es auf 7.30 Uhr zu, so weckt uns wummernd der Sechszylinder des Nachbarn, der zur Arbeit fährt. Montags kommt gleich danach die Müllabfuhr – pünktlich wie immer.

Wer nahe der Haunwöhrer Straße lebt, hat eine Geräuschuhr mit Zusatzfunktion: Straßenverkehr. Gegen 6 Uhr sind die Frühaufsteher unterwegs, die noch zügig, so mit 60 bis 70 Sachen, auf dem Weg zur Arbeit vorbeirauschen. Dann wird die Blechlawine von Minute zu Minute immer langsamer und lauter. Etwa um 7.30 Uhr gerät der Verkehrsfluss ins Stocken: Ganz schlaue Autofahrer weichen auf die Wohnstraßen aus und preschen mit Vollgas im zweiten Gang vorbei. Unsereiner weiß dann ganz genau, dass es langsam Zeit zum Aufstehen wird. Und höchste Zeit, die Fenster zu schließen.

Unser Auto-Wecker funktioniert unter der Woche eigentlich immer zuverlässig. Nur in dieser Woche haben wir total verschlafen. Warum? Stille. Absolute Stille. Kein Motorenlärm. Kein Hupen. Glacisbrückensanierung – die neueste Entschuldigung fürs Zuspätkommen. Und das bleibt noch eine Woche so. Da werden wir uns wohl doch noch einen Wecker stellen.