(tsk)
Stadtgeflüster vom 27. Juni 2016

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

(tsk) Es sind Tage wie diese, an denen sich alles verändern kann. Europa ächzt unter einer Hitzewelle, dann leidet es unter Unwettern, die Briten würfeln sich aus der Europäischen Union, in Frankreich herrscht keine Angst vor Anschlägen mehr, sondern angesichts vieler zweitklassiger Teams in der K.o.-Runde Angst vor der Langeweile, und im deutschen Bundestag werden mal eben schnell ein neues Terrorpaket verabschiedet und das Erbschaftsrecht reformiert - sagen wir mal: so, dass Erben ganz gut damit leben können.

Nebenbei versuchen Angela Merkel und Horst Seehofer, ihre Beziehung zu kitten.

Und wir? Wir hören gar nicht mehr richtig zu, wir schauen gar nicht mehr richtig hin. Wieso spricht im neuen Freilichtstück "Spamalot" des Stadttheaters Gott mit der Stimme des bayerischen Ministerpräsidenten? Müssen wir uns deswegen Sorgen machen? Wir wissen es nicht. Gehörte der sich immer wieder ablösende falsche Schnurrbart des einen "Spamalot"-Darstellers zum Programm oder nicht? Und was hätte uns das sagen sollen?

Ehe man sich versieht, ist alles geschehen - so, wie die Briten, die jetzt ob ihrer Wahl in den Modus des Bedauerns verfallen. Heute - zwischen dem verhaltenen Feiern des Weiterkommens gegen die Slowakei und der Trauer über das erneute Ausscheiden gegen die Italiener - entscheidet sich, ob wir einen guten Sommer haben werden oder nicht. Siebenschläfer, hat da noch irgendjemand dran gedacht?

Wir sollten uns die Lektion von "Spamalot" zu Herzen nehmen: Die Ritter finden dort das Höchste, das einzig Erstrebenswerte, das Wahrhaftige, den Heiligen Gral an einer unglaublich profanen Stelle. Man muss eben nur ganz genau hinsehen.