(jhh)
Stadtgeflüster vom 27. Januar 2015

26.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

(jhh) Der Haussperling hat das Rennen gemacht. Schon wieder. Er liegt in der Endabrechnung vor der Kohlmeise und dem Feldsperling und ist damit – wie im Vorjahr – der Gewinner bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“, jener flatterhaften Volkszählung, bei der sich gefiederbegeisterte Laien vor dem Vogelhäuschen auf die Lauer legen, um zu zählen, wie viele Piepmätze welcher Art sich niederlassen.

In Ingolstadt beteiligten sich an dieser bayernweiten Aktion knapp 200 Tierfreunde. Alleine im Garten des Ingolstädter Vorsitzenden des Landesbundes für Vogelschutz turnten in der fraglichen Zeit mehr als 40 Vögel durchs Geäst. Rudolf Wittmann berichtet von 13 Arten, darunter acht Amseln, außerdem Grün-, Mittel und Buntspecht.

Wesentlich weniger Glück hatte ein Lokalredakteur des DONAUKURIER, der am entscheidenden Wochenende ebenfalls eine Stunde der Wintervogel-Forschung widmen wollte. Im Baumarkt hatte er sich dazu eigens mit dem „Vogel-Futter-Starter-Set“ im Transporteimer ausgestattet, das es dort tatsächlich zu kaufen gab. Natürlich frei von den gefährlichen Ambrosia-Samen, dafür mit zweierlei Meisenknödeln, diversen Körnern, Samen und Nüssen gefüllt, dazu Sonnenblumentalg im Ring, Körnerspender und Regendach. Um das Ambiente zu steigern, wurde der ausrangierte Christbaum neben das Vogelbüffet drapiert. Die Futterstelle wurde Tage vor dem entscheidenden Termin installiert, um genügend Eingewöhnungszeit zu garantieren.

Zur entscheidenden Stunde postierte sich der Kollege mit Kamera, Beobachtungsbogen, Stift und Bestimmungsbuch am Fenster und wartete. Und dann: nichts. Eine Stunde lang. Kein Gartenbaumläufer, nicht die Spur eines Hausrotschwanzes, keine Tannenmeise und kein Mäusebussard. Nichts. Nicht einmal eine Stadttaube oder ein ordinärer Spatz ließen sich nieder. Die Körner isst der beleidigte Kollege jetzt selber. Jeden Morgen im Müsli. Wir hatten schon länger das Gefühl, dass er einen Vogel hat.