(tsk)
Stadtgeflüster vom 26. September 2016

25.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

(tsk) Morgens um halb zehn auf Facebook oder zu irgendeiner anderen Zeit - dem Internet ist's ja egal, ob gerade der Hahn kräht, der Pausengong ertönt, Grillen die Abenddämmerung einzirpen oder sich zwei 20-Jährige mal wieder ein nächtliches Rennen auf den Ringstraßen liefern. Seit es mobiles Internet gibt, muss der Nutzer nicht einmal mehr warten, bis er wieder am Arbeitsplatz ist, um das Weltgeschehen zu kommentieren, natürlich wie immer mit einem alles wissenden, fordernden und unterstellenden Unterton.

Das geht im Straßencafé genauso gut wie an der Supermarktkasse oder zwischen zweitem Zwetschgenkuchenstück und Rasenmähen im heimischen Garten. Es dauert ja auch nicht lang. Immer unfreundlicher gehe es auf dem Herbstvolksfest zu, schrieb jetzt eine Facebook-Nutzerin, nachdem eine andere ein Foto der Sicherheitshinweise und der Volksfestverordnung gepostet hatte. Vor allem störte sie sich an dem Kinderwagenverbot ab 20 Uhr, auf das dort hingewiesen wurde. "Da soll noch einer sagen, man ist familienfreundlich", schrieb sie. Was wäre denn nun, wenn eine Familie ihr Essen erst um 19.30 Uhr bekäme - oder das Kind plötzlich am Abend Hunger verspürte oder gewickelt werden müsse? Dann könne es ja sein, dass man 20 Uhr nicht einhalten könne. Und was wäre dann? Würde die Stadt sie dann bestrafen?

Eine absurde Vorstellung für die Frau. Ihre abschließende Kritik: "Jahrelang ging es auch ohne gut, und jetzt kommt ihnen des alles auf einmal." Eine andere schrieb: "So geht der offene Charakter des Festes verloren" - und man wusste nicht, ob sie nun den erstmals aufgestellten Zaun meinte, den man auf einem Foto sehen konnte, oder das Kinderwagenverbot.

Dieselbe Meldung von dem Verbot machte schon vor ein paar Tagen die Runde. "Der Terror hat schon gesiegt", kommentierte da jemand. "Mir macht diese Entwicklung Angst", ein anderer. Irgendeiner kam dann auch noch mit Flüchtlingen an. Zum Schluss fügte ein Nutzer hinzu, man solle sich vielleicht einmal die Verordnung genauer ansehen: Sie wurde schon 2012 so beschlossen.