(ada)
Stadtgeflüster vom 25. Juni 2015

24.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

(ada) Wir haben da einen bösen Verdacht. Einen ganz bösen sogar. Man mag uns nicht. Irgendwo ganz oben in unserer Landeshauptstadt mag man uns nicht. Und das, obwohl doch der Ministerpräsident unseres schönen Landes einer von uns ist. Oder – was noch schlimmer wäre – gerade weil? Ist es der Neid auf die Erfolgreichen? Oder ist es bloße Unkenntnis, Ignoranz gar?

Doch die Zeichen sind nicht zu übersehen. Ingolstadt ist bekanntermaßen eine Stadt der Superlative. Deutschlands jüngste Großstadt, wirtschaftlich erfolgreich wie kaum eine andere, seit einiger Zeit auch sportlich bundesweit an der Spitze. Und doch boykottiert man uns gerne wie einen Klassenstreber, der alleine in der Bank sitzen muss.

So taucht zum Beispiel der Name der Stadt auf Autobahnschildern erst auf, wenn man praktisch schon da ist, und die Stadt nicht mehr übersehen kann. In der Landeshauptstadt führt die Straße, die den Namen unserer Stadt trägt, rein zufällig zunächst in eine leicht übel beleumundete Gegend, und der einzige Wegweiser nach Ingolstadt befindet sich in einem düsteren Tunnel am Mittleren Ring. Nicht zuletzt ist auch die Berichterstattung überregionaler Medien über uns, so sie denn überhaupt stattfindet, gern von unterschwelliger Abfälligkeit geprägt, bis auch noch das letzte Haar in der Suppe des Erfolgs gefunden ist.

Wir erinnern da gern an die bekannten Einspieler unseres Landesfernsehens in der Rubrik „Do bin i dahoam“. Während überall in Bayern fröhliche Menschen in idyllischer oder zumindest attraktiver Umgebung erzählen dürfen, warum es bei ihnen so schön ist, wurde aus Ingolstadt bislang gerade mal ein Beitrag gesendet: ein Christbaumverkäufer vor der Kulisse der qualmenden Großmehringer Kraftwerkskamine.

So ist es nicht überraschend, dass sich unser geliebter Bayerischer Rundfunk bei der Wahl des Zieles für seinen Betriebsausflug heuer, im Jahr der Bayerischen Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ in Ingolstadt, etwas Besonderes ausgedacht hat. Bis zu 1000 Mitarbeiter werden dabei an mehreren Terminen und in mehreren Gruppen auf eine Reise ins Herz Bayerns geschickt. Schön, dass unsere Rundfunkgebühren auch für so etwas noch ausreichen. Fördern Betriebsausflüge doch das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Mitarbeiterschaft und sorgen für angenehme Erinnerungen. Und auch der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag des Bayerischen Rundfunks kommt dabei nicht zu kurz, lassen die Organisatoren des Ausflugs den Mitarbeitern doch ein kulturelles Rahmenprogramm aus Stadt- und Schlossführungen sowie Lokalbesuchen angedeihen. So haben Sie es bestimmt schon erraten, wohin der Betriebsausflug des Bayerischen Rundfunks deshalb heuer führt: In unsere schöne Nachbarstadt Neuburg!